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Papst-Biograf Seewald: Benedikts Besuch war „zutiefst menschlich“

Der emeritierte Papst sei kein kalter Intellektueller oder gar ein „steifer Kirchenfürst“, sondern ein Mensch von Emotionalität und Herzlichkeit, meint der Benedikt-Biograf Peter Seewald. Und er schließt auch in Zukunft Überraschungen des Emeritus nicht aus.
Verabschiedung Papst Benedikts durch  Ministerpräsidenten Markus Söder und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer
Foto: Sven Hoppe (dpa-Pool) | Der emeritierte Papst wird vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer am Münchner Flughafen verabschiedet.

Der Publizist und Biograf des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Peter Seewald, sieht in der jüngst beendeten Reise Benedikts zu seinem schwerkranken Bruder Georg einen Ausdruck des wahren Wesens des emeritierten Papstes. „Ratzinger ist nicht der kalte Intellektuelle oder gar ein steifer Kirchenfürst, sondern ein Mensch von Emotionalität und Herzlichkeit“, so Seewald gegenüber der „Passauer Neuen Presse“. 

Seewald betont geschichtlichen Stellenwert Benedikts

Seewald sprach von „gelebtem Glauben“ und nannte den Besuch „zutiefst menschlich. Und deshalb auch so berührend“. Gerade zu Zeiten der Coronavirus-Pandemie hätten viele Menschen ohne den Beistand von Angehörigen sterben müssen. Man würde sich wünschen, so der Papst-Biograf, „dass das Beispiel der Gebrüder Ratzinger Schule macht“. 

Der emeritierte Papst war am Montag nach seiner fünftägigen Reise in die bayerische Heimat wieder zurück in den Vatikan geflogen. Vor dem Abflug hatten ihn noch der Regensburger Bischof sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Flughafen in München verabschiedet. Er habe ihm Gottes Segen für einen guten Flug gewünscht und versprochen, „dass wir gut auf seinen Bruder schauen werden“, so Voderholzer.

Die Tatsache, dass der bayerische Ministerpräsident den Emeritus vor dem Abflug persönlich verabschiedet habe, „zeigt schon heute den geschichtlichen Stellenwert dieses Bayern, der als erster Deutscher nach einem halben Jahrtausend wieder den Stuhl Petri einnehmen durfte“, so Seewald weiter.

Es kann keinen Schatten- oder Gegenpapst geben

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Für den Journalisten, dessen umfassende Biografie „Benedikt XVI. Ein Leben“ jüngst erschienen ist, hat der Besuch Benedikts auch nichts an seiner Stellung gegenüber Papst Franziskus geändert. „Der Papst ist der Papst. Einen Schatten- und gar Gegenpapst kann es nicht geben.“ Ratzinger sei seinem Nachfolger nie irgendwo „dazwischen gegrätscht, wie Kritiker pausenlos herumschreien, sondern war im Gegenteil immer peinlich darauf bedacht, ihm nirgendwo in die Quere zu kommen“.

Zu der Frage, ob Benedikt im Falle des Todes seines Bruders an dessen Beisetzung teilnehmen würde, erklärte Seewald: „Seine Gebrechlichkeit hat zugenommen. Aber wenn es heißt: Bei Gott ist nichts unmöglich, müsste man in diesem Fall hinzufügen: Und bei Joseph Ratzinger, der immer wieder Dinge tat, die sich noch niemand vor ihm getraute, sind Überraschungen nie auszuschließen.“

DT/mlu

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