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Kommentar: „Viri probati“ durch die Hintertür

Der Vorschlag der Amazonas-Synode, verheiratete Ständige Diakone zu Priestern zu weihen, wird auch in Deutschland einen Nachhall haben.
Was nach der Amazonas-Synode bleibt
Foto: Evandro Inetti (ZUMA Wire) | Weder die Kirche Amazoniens noch die in der ganzen Welt kann das Klima beeinflussen und den Planeten retten, wenn dieser denn nun wirklich vor dem Untergang stehen sollte.

Wer in den vergangenen Wochen in Rom Kardinal Reinhard Marx nach den „Viri probati“ und dem Verlauf der Amazonas-Synode fragte, bekam die ungeduldige Antwort: Es gehe nicht um den Zölibat, es gehe um die Menschen. Oder: Es gehe nicht um verheiratete Priester, es gehe um das Weltklima und die Rettung unseres Planeten. Das war ja mit dem Synoden-Thema der umfassenden Ökologie auch gemeint. Der Nachteil ist nur, dass weder die Kirche Amazoniens noch die in der ganzen Welt das Klima beeinflussen und den Planeten retten können, wenn dieser denn nun wirklich vor dem Untergang stehen sollte. Weder ein Herr Bolsonaro in Brasilien oder die großen Dreckschleudern China, Indien oder die Vereinigten Staaten werden nach der Amazonas-Synode zu grünen Lämmern.

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Erinnerungen an die Familien-Synode werden wach

Zum Thema umfassende Ökologie kann man Vieles und Richtiges sagen, so wie es ja auch zum Ende des synodalen Prozesses zu Ehe und Familie 2014 und 2015 gesagt worden ist. Und so erinnert der Ausgang der römischen Sonderversammlung zu Amazonien an den der Familien-Synode: Die Bischöfe hatten die Tür für die Kommunionzulassung wiederverheirateter Geschiedener im Einzelfall einen Spalt breit geöffnet – und mit „Amoris laetitia“ ging Papst Franziskus dann hindurch. Auch die Amazonas-Synode hat eine Tür aufgemacht: für die Priesterweihe verheirateter Männer im Einzelfall – und alle warten nun auf das postsynodale Schreiben von Franziskus, der diesen Spalt wohl kaum wieder schließen wird.

Auch das Schreiben „Amoris laetitia“ hat in sieben Kapiteln umfassend und lang Richtiges und Schönes (aber nichts Neues) über Ehe und Familie gesagt, um aber dann mit zwei Fußnoten in Kapitel acht die Kirche zu elektrisieren. Kleine Fußnoten am Ende des synodalen Wegs zu Ehe und Familie haben damals gereicht, um quer durch die ganze Weltkirche einen völlig unterschiedlichen Umgang mit der Kommunion für zivil, Wiederverheiratete und eine Infragestellung der Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe zu fördern.

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Einfallstor für eine ganze Flut von Forderungen

Kardinal Marx, der sich als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrats derzeit wohl mehr Sorgen um die vatikanischen Finanzskandale – die drohende Zahlungsunfähigkeit eingeschlossen – als um den „Priestermangel“ in Deutschland machen muss, wird sehen, wie die kirchlichen, das heißt kirchensteuerfinanzierten Medien in seiner Heimat das synodale Ja zu den „im Einzelfall zu weihender Ständigen Diakonen“ zum Einfallstor für eine ganze Flut von Forderungen von Theologen, Verbandskatholiken und vielleicht auch Bischöfen machen werden, der den „Synodalen Weg“ mit der Forderung nach den „Viri probati“ zusätzlich unter Druck setzen wird. Bei dem entsprechenden Absatz des Schlussdokuments der Amazonas-Synode handelt es sich nur um einen einzigen von insgesamt 120. Aber der wird in Deutschland seine Wirkung entfalten.

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Guido Horst Amazonas-Synode Bischof Papst Franziskus Reinhard Marx Viri probati Zölibat

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