Die Mischung zieht immer: Mit Schlagzeilen, die Kirche, Sex und Macht zusammenfügen, kann jede Boulevard-Zeitung ihre Auflage steigern und mancher drittklassige Autor einen Bestseller landen. Auch innerkirchlich funktioniert das: Da schlagen Theologen schuldbewusst an die Brust ihrer Kirche und bekennen die Sünden ihrer Mitbrüder. Besonders beliebt ist angesichts der Missbrauchskrise die These, der Zölibat sei an allem schuld. Und natürlich die Macht im männerbündischen System der hierarchisch geordneten Kirche.
Optionaler Zölibat in der Runde gefühlter Konsens
So geschehen am Montag bei einer Podiumsdiskussion an der Universität Wien. Da meinte der Jesuitenpater und langjährige Chefredakteur der „Stimmen der Zeit“, Andreas Batlogg, die Kirche müsse „in der Ämterstruktur etwas machen, dass sich etwas ändert“. Dass der Zölibat optional sein sollte, war in der Runde gefühlter Konsens. Batlogg plädierte aber auch für eine Gewaltenteilung in der Kirche, für eine Trennung von Exekutive, Legislative und Judikative – wie im Staat.
Die Kirche ist kein Staat und sollte auch keiner werden
Jedoch, die Kirche ist kein Staat und sollte auch keiner werden. Die Politisierung hat ihr nie gut getan. Die Gewaltenteilung ist im Staat gut und richtig, weil Macht eine verführerische Droge ist: Gewaltenteilung begrenzt und kontrolliert jene, die Macht übertragen bekamen – in der Demokratie vom Volk und auf Zeit. In der Kirche geht die Macht nicht vom Volk aus, auch nicht von Fürsten, Parlamenten oder Zentralkomitees. Macht gibt es in der Kirche nur als Vollmacht: Sie wird übertragen durch Berufung und Weihe. Sie ist ungeteilt, denn sie geht von Christus aus und muss sich vor Ihm verantworten.
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