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Graulich: Benedikt XVI. spielte Vorreiterrolle bei Missbrauchs-Aufklärung

In einem Beitrag für die Tagespost belegt der Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte, dass Joseph Ratzinger sowohl als Präfekt der Glaubenskongregation als auch als Papst wesentlich zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche beitrug.
Papst Benedikt XVI. spielte Vorreiterrolle bei Missbrauchs-Aufklärung
Foto: Michael Kappeler (dpa)

Vom 21. bis 24. Februar 2019 tagte im Vatikan der "Anti-Missbrauchsgipfel" - ein Meilenstein in der Prävention und Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Weltkirche, meint der Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte, Markus Graulich, in einem Beitrag für die Tagespost. Nun zeige sich, dass die Entscheidungen, die während dem Treffen der Präsidenten aller Bischofskonferenzen unter dem Vorsitz von Papst Franziskus getroffen wurden, wesentlich der Vorarbeit  Joseph Ratzingers als Kardinal und Papst zu verdanken seien.

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Hinweis auf die Ursachen der Krise

Als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst habe Benedikt XVI. dafür gesorgt, dass in der Kirche der Missbrauch Minderjähriger aufgedeckt und bestraft wurde, so Graulich, der Zugang zum  Archiv der Kongregation für die Glaubenslehre hatte. Der emeritierte Papst habe nicht nur die Verbesserung des Strafrechts maßgeblich angeregt und umgesetzt, sondern auch mit seinen Beiträgen über die Jahrzehnte hinweg auf die tiefgreifenden Ursachen der Krise hingewiesen: die Mängel in der Theologie, die Krise der Moraltheologie, Fehler in der Auswahl und Ausbildung der Priesteramtskandidaten und nicht zuletzt das Verdunsten des Glaubens an die Gegenwart Gottes, des Vertrauens auf sein Wort und sein Gebot.

Visitation der Priesterseminare zur Missbrauchsprävention

Neben der Entwicklung und Anwendung entsprechender Rechtsnormen sei ihm die Prävention, die Verhinderung neuer Missbrauchstaten, ein besonderes Anliegen gewesen, so Graulich. Da diese Prävention bei der Auswahl der Priesteramtskandidaten und ihrer Ausbildung anfange, habe Benedikt XVI. die Seminare in Irland und den USA visitieren lassen und die Normen im Hinblick auf die Aufnahme von Seminaristen verschärft. Doch wie er in einem späteren Gespräch mit einem Nuntius bekannte, sei sich Kardinal Ratzinger bewusst gewesen, dass die Bischöfe wenig Neigung zeigten, im Hinblick auf die Seminare und die Seminarausbildung korrigierend einzuschreiten.  DT/ vwe

Wie Benedikt XVI. zu der Auffassung stand, eine ("Liebes"-)Kirche dürfe auch schuldige Personen nicht strafen, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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