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Französische Bischöfe stellen sich hinter „Fiducia supplicans“

Die römische Erklärung sei eine Ermutigung an die Priester. Frankreichs Bischöfe stellen sich als erste nationale Bischofskonferenz hinter den Text.
Kardinal Éric de Moulins-Beaufort
| Die französische Bischofskonferenz, dessen Leiter Kardinal Éric de Moulins-Beaufort ist, sieht in "Fducia Supplicans" den evangeliumsgemäßen "Ruf zu einer bedingungslosen und barmherzigen Aufnahme" von Sündern.

Während die intensive innerkirchliche Debattte um das römische Dokument "Fiducia supplicans" zur Segnung von Paaren in irregulären Situationen weitergeht, stellt sich nun erstmals eine nationale Bischofskonferenz einmütig hinter das Dokument. Wie diverse französische Medien am Mittwoch berichteten, werten die französischen Bischöfe die Erklärung als Ermutigung an die Priester, „jene großzügig zu segnen, die sich an sie wenden und demütig um Gottes Hilfe bitten“, so heißt es in einer Stellungnahme des Ständigen Rates der französischen katholischen Bischofskonferenz vom Mittwoch.

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Der Rat weist darauf hin, dass der Vatikan im Dokument „Fiducia supplicans“ die Ehe als „exklusive, stabile und unauflösliche Verbindung zwischen Mann und Frau, natürlich offen für die Zeugung von Kindern“ bekräftige. Jene aber, denen das Ehesakrament aufgrund ihrer Lebensführung nicht gespendet werden dürfe, seien weder von der Liebe Gottes noch von seiner Kirche ausgeschlossen. Es gelte, diese Personen auf ihrem Glaubensweg zu begleiten, „damit sie den Ruf Gottes in ihrer eigenen Existenz entdecken und konkret darauf reagieren".

Christus ist für die Sünder gekommen

Mit Hinweis auf das Markusevangelium, in dem es heiße, dass Christus „nicht gekommen ist, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder“, erklärt die französische Bischofskonferenz, dass diese Menschen in ihrem Wunsch ermutigt werden dürften, sich Gott zu nähern und seinen Trost zu erbitten. Wörtlich schreiben die Bischöfe: „Von Jesus Christus erhalten wir auch den Ruf zu einer bedingungslosen und barmherzigen Aufnahme." Insbesondere durch Segensgebete, die in einer spontanen, „nicht-ritualisierten“ Form (Nr. 36) vorgebracht würden, „ohne Zeichen, die mit der Feier der Ehe gleichgesetzt werden könnten", würden die Amtsträger der Kirche „diese breite und bedingungslosen Annahme" äußern.

In einem Interview bekräfigte Mgr. Matthieu Rougé, Bischof von Nanterre und Mitglied des Ständigen Rates der Bischofskonferenz von Frankreich, jeder könne sich den Segnungen des Herrn öffnen, „und es ist gut, dass ordinierte Geistliche nicht zögern, alle, die sich auf dem Weg zu ihm befinden, mit dem Segen Gottes zu begleiten". Die Segnungen sollen Menschen helfen, auf ihrem Weg voranzukommen.

Kardinal Sarah warf dem Dokument Häresie vor

„Fiducia supplicans“ hat zu Kontroversen innerhalb der katholischen Kirche geführt. Der frühere vatikanische Behördenleiter und Kurienkardinal Robert Sarah sprach von einer Häresie. Und der deutsche Kardinal und frühere Leiter der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller meinte, es gebe weder biblische Texte noch Texte von Kirchenvätern oder Kirchenlehrern oder frühere Dokumenten des Lehramtes, die die Schlussfolgerungen von „Fiducia supplicans“ stützten. 

Aber auch gegenteilige Stimmen waren zu hören. Unter anderem beschloss der neue Erzbischof von Madrid, Jose Cobo Cano, die Vatikan-Erklärung in seiner Diözese vollständig umzusetzen.  DT/dsc

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