„Gott liebt uns so, wie wir sind, nicht so, wie wir gerne wären oder wie die Gesellschaft uns gerne hätte“: Mit dieser zentralen Botschaft hat Papst Franziskus am Donnerstagabend die Teilnehmer des Weltjugendtags in Lissabon begrüßt. Vor 500.000 Jugendlichen erklärte er im Park Eduardo VII., Gott „ruft uns mit den Mängeln, die wir haben, mit den Grenzen, die wir haben, und mit dem Wunsch, im Leben voranzukommen“. In Gottes Augen, so der Papst, „sind wir wertvolle Kinder, die er jeden Tag ruft, um sie zu umarmen und zu ermutigen; um aus jedem von uns ein einzigartiges und originelles Meisterwerk zu machen, dessen Schönheit wir bloß erahnen können“.
"Unruhe ist das beste Mittel gegen Routine"
Die Ansprache des Papstes in der 25 Hektar großen Anlage in Lissabons Hauptstadt war der erste Auftritt des Katholikenoberhaupts beim Weltjugendtag. Dabei wurde Franziskus von den Pilgern mit lautem Jubel begrüßt. Die Jugendlichen forderte er auf: „Werdet nie müde, zu fragen! Werdet nicht müde, Fragen zu stellen.“ Fragen zu stellen sei oft besser, als Antworten zu geben, „denn der Fragende bleibt ,unruhig‘, und Unruhe ist das beste Mittel gegen Routine, manchmal eine Art Normalität, die die Seele betäubt“. Jeder trage seine Fragen in sich, betonte der Papst. „Tragen wir sie bei uns, wenn wir vor Gott beten. Diese Fragen, die im Laufe des Lebens zu Antworten werden, auf die wir nur noch warten müssen.“
Zudem mahnte Papst Franziskus zu einem kritischen Umgang mit sozialen Netzen und der digitalen Welt: „Viele kennen heute deinen Namen, aber sie rufen dich nicht beim Namen. Tatsächlich ist dein Name bekannt, er taucht in sozialen Netzwerken auf, er wird von Algorithmen verarbeitet, die mit ihm Geschmäcker und Vorlieben verknüpfen.“ Dabei gehe es jedoch nicht um die Einzigartigkeit der einzelnen Person, „sondern um deine Nützlichkeit für Marktanalysen“.
Wörtlich erklärte der Papst: „Wie viele Wölfe verstecken sich hinter einem Lächeln falscher Güte; sie behaupten, zu wissen, wer du bist, aber sie wollen dir nichts Gutes; sie erwecken den Eindruck, dass sie an dich glauben und versprechen dir, dass aus dir jemand wird, um dich dann allein zu lassen, sobald du nicht mehr interessant bist“. Franziskus nannte dies „die Illusionen des Virtuellen“ und mahnte die Jugendlichen dazu, aufpassen, „dass wir uns nicht täuschen lassen, denn viele Wirklichkeiten, die uns anziehen und Glück versprechen, entpuppen sich dann als das, was sie wirklich sind: vergängliche, überflüssige Dinge, Surrogate, die im Inneren eine Leere hinterlassen“. DT/mlu
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