Bischofssynoden sind in der Regel keine Selbstläufer. Der heilige Gregor von Nazianz (329-390) scheute sie nach eigenem Bekunden, da er sich von ihnen keinerlei Gewinn erwartete. Gleichwohl schrieb das erste ökumenische Konzil der Christen Geschichte. Ein international besetztes Symposion des Lehrstuhls für Kirchengeschichte und Patrologie der Universität Bamberg und der Gesellschaft für Konziliengeschichtsforschung leuchtete kürzlich anlässlich des bevorstehenden 1700. Jubiläums der Großen Synode von Nizäa die Mühen der nachsynodalen Ebene aus. Zwei Tage legten Wissenschaftler die Wirkungsgeschichte der geschichtlichen Premiere im heutigen Iznik südlich von Istanbul dar: 325 berief Kaiser Konstantin der Große (gestorben 337) erstmals alle Bischöfe des Römischen Reichs 325 zu einer Gesamtsynode ein, deren Ergebnis bis heute verbindlich für Christen in Ost und West ist: Die christologische Formel „eines Wesens mit dem Vater“ bestätigte die göttliche Natur Jesu und klärte seine Stellung gegenüber dem Vater und dem Heiligen Geist in Abgrenzung von Arius (260-327) und seinen Anhängern. Diese unterstellten dem Bekenntnis von der Wesensgleichheit des Vaters und des Sohnes einen Widerspruch zum Glauben an den einen Gott und wurden in Nizäa als Irrlehrer überführt.
„Nach dem Konzil ist vor dem Konzil“
Peter Bruns (Bamberg) verwies auf die turbulente Rezeption des Konzils, die sich in der Kirchengeschichte wiederholen sollte. Die von Bruns zitierte Maxime „nach dem Konzil ist vor dem Konzil“ veranschaulicht nicht nur die Erfahrungen von Nizäa und der 381 folgenden Synode von Konstantinopel, sondern auch ein Denken, das die Kirche heute prägt. Im Unterschied zu heutigen Synodalprozessen sind von Nizäa allerdings keine Konzilsakten überliefert. Dennoch habe das Bischofstreffen auch zur Klärung des Verhältnisses von Kirche und Staat beigetragen, stellte der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick fest.
Bis der von den Konzilsvätern formulierte Glaube als unantastbar galt, sollte mehr als ein halbes Jahrhundert vergehen. Hanns Christof Brennecke (Erlangen) zufolge markierte das von Kaiser Theodosius 381 nach Konstantinopel einberufene Konzil den endgültigen Durchbruch des Nicaenums, das unmittelbar nach seinem Abschluss erst einmal aus den Debatten verschwunden gewesen sei. Hilarius von Poitiers (315-68) habe nach eigenem Zeugnis „bis zum Beginn seines Exils 356 noch nie etwas vom Nicaenum gehört“ und sich in Kleinasien über die theologischen Entwicklungen im Osten informiert. Der Bischof von Poitiers teilte seinen gallischen Mitbrüdern den Text des Nicaenums in lateinischer Sprache mit. Zugleich zeigte sich, dass das Konzil von Nizäa die Frage nach dem Dreieinen Gott nicht umfassend beantwortet hatte. „Hinsichtlich der Frage nach der Stellung des Heiligen Geistes in der Trinität, der Frage seiner Göttlichkeit, bestand zusätzlicher Klärungsbedarf“, so Brennecke. DT/reg
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