Während Papst Franziskus in Bangkok für eine „Kirche mit thailändischem Gesicht“ wirbt und mahnend vor Prostitution und Sextourismus warnt, erreichen ihn schlechte Nachrichten aus dem Vatikan. Die argentinische Staatsanwaltschaft hat einen internationalen Haftbefehl gegen Bischof Gustavo Zanchetta erlassen, den ehemaligen Bischof von Oran in Argentinien, der nach seinem Verschwinden aus seinem Bistum von Papst Franziskus in den Vatikan geholt und dort als Assessor in der vatikanischen Güter- und Immobilienverwaltung APSA angestellt worden war.
Wie argentinische Medien berichteten, habe Stattsanwältin María Soledad Filtrín Cuezzo den Haftantrag gestellt, weil der Bischof von seinem Domizil in Rom aus nicht mehr auf Telefonanrufe oder E-Mails reagiert habe. Zanchetta wird vorgeworfen, in seiner Zeit als Bischof Gelder veruntreut und Seminaristen sexuell missbraucht zu haben.
Die Verantwortlichen sind in Asien
Es wird vermutet, dass sich der Bischof im Vatikan aufhält. Sicher ist das allerdings nicht. Zanchetta war der erste Bischof, den Franziskus nach seiner Wahl ernannt hat. Davor war der Geistliche unter anderem geschäftsführender Sekretär der Argentinischen Bischofskonferenz – deren Vorsitz von 2005 bis 2011 der damalige Kardinal Jorge Mario Bergoglio innehielt. Nachdem sich Zanchetta in seiner Diözese Oran nicht mehr halten konnte, verschwand er nach Spanien, wo man dann später von einer Behandlung und geistlichen Betreuung des Bischofs erfuhr, der dann später Aufnahme im Vatikan fand. Dort wurde schließlich ein Prozess der Glaubenskongregation gegen den Argentinier eröffnet, der aber noch nicht abgeschlossen ist.
Die Nachricht von dem Haftbefehl gegen Zanchetta erreicht den Papst und seine engsten Mitarbeiter in Thailand. Erst in einer Woche wird man von Japan nach Rom zurückkehren. Nicht nur die Spitzen des Staatssekretariats halten sich mit Franziskus in Thailand und Japan auf, sondern auch die führenden Medienleute und die Chefs der Sicherheitsdienste des Vatikans: der Kommandant der Schweizergarde und der der vatikanischen Gendarmerie.
Papst Benedikts Gründung zerbröckelt
Aber auch aus anderen Stellen des Vatikans kommen schlechte Nachrichten. Die Finanzaufsichtsbehörde AIF löst sich allmählich auf. Überraschend hatte das Presseamt des Vatikans vergangene Woche mitgeteilt, dass Franziskus nach seiner Rückkehr aus Asien einen neuen Direktor der AIF ernennen werde und die Amtszeit des bisherigen Präsidenten, des Schweizer Geldwäsche-Experten Rene Brülhart, beendet sei. Gegen den Direktor der AIF, den Italiener Tommaso di Ruzza, ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft wegen Unregelmäßigkeiten beim Erwerb einer Immobilie in London durch das vatikanische Staatssekretariat. Di Ruzza ist vom Dienst suspendiert.
Die AIF hat einen „Board“, einen vierköpfigen Verwaltungsrat. Zwei der Mitglieder, der deutsch-französische Banker Marc Odendall und der amerikanische Finanz- und Sicherheitsexperte Juan Zarate seien jetzt von ihren Ämtern zurückgetreten, weil für sie die AIF wirkungslos geworden sei. Das meldeten italienische Medien. Zudem erfuhr das „Wall Street Journal“, dass die Egmont Group, ein internationaler Zusammenschluss von Finanzaufsichtsbehörden, den Vatikan von ihrer internen Informationsplattform ausgeschlossen habe. 2013 war der Vatikan unter Brülhart als Mitglied der Plattform aufgenommen worden. Papst Benedikt hatte die AIF 2012 errichtet, um den Vatikan und das Bankinstitut IOR an internationale Standards der Finanzkontrolle heranzuführen.
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