Tradition

Catholic Herald: „Gebt die lateinische Messe zum Wohl der Kirche frei!“

Gerüchten zufolge plant der Vatikan die Praxis der außerordentlichen Form des Römischen Ritus in der katholischen Kirche einzuschränken. Der Catholic Herald ruft hingegen dazu auf, die „alte“ Messe freizugeben.
Alte Messe - Das wachsende Interesse an der traditionellen Liturgie
Foto: KNA | Alte Messe.

In einem Beitrag für das katholische Wochenmagazin The Catholic Herald ruft Redakteur David Mills dazu auf, durch eine völlige Freigabe der „lateinischen Messe“ (gemeint ist die Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus) die Spaltung der katholischen Kirche zu überwinden. Eingangs zitiert er die Internationale Föderation Una Voce mit der am 4. Juli publizierten Stellungnahme, dass „einige Bischöfe“ die „außerordentliche Form des römischen Ritus explizit abgeschafft oder zumindest durch zusätzliche Beschränkungen eingehegt sehen wollen“. Doch, so meint Mills, „die außerordentliche Form einzuschränken – oder weiterhin einzuschränken oder von ihr abzuraten -, wäre ein pastoraler und missionarischer Fehler“.

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Kein Tradi

Mills ist, wie er betont, kein „Traditionalist“. Er sei in seinem ganzen Leben gerade einmal „bei drei lateinischen Messen gewesen“. Er ist aus der Episkopalkirche in die katholische Kirche konvertiert: „Meine Familie geht froh in eine Pfarrei, deren Messen meine traditionalistischen Freunde schmerzlich auf den Schlusssegen warten lassen. Ich jubele Franziskus zu und bin nicht einverstanden mit der feindseligen Lesart des Zweiten Vatikanischen Konzils der Traditionalisten, auch wenn ich ergriffen bin von dem Vorbild, das meine mehr traditionalistischen Freunde in Bezug auf ihren ernst gemeinten und opferbereiten Glauben geben“.

Gerüchte aus Rom

Doch er glaube, dass die Kirche nur durch die „völlige Freigabe der außerordentlichen Form Gutes tun“ werde. Priestern und Gemeinden, die die Messe in der außerordentlichen Form feiern wollten, dies zu ermöglichen, werde „pastorale und missionarische Folgen haben, die wir nicht auf irgendeine andere Weise erhielten“, ist Mills überzeugt.
Benedikts Summorum Pontificum habe dies zwar kirchenrechtlich festgelegt, aber eben „nicht so sehr in der Praxis“. Denn die Bischöfe hätten viele Möglichkeiten, die außerordentliche Form in ihrem Bistum „zu unterbinden, wenn sie sie denn unterbinden wollten, und viele (offenbar die meisten) Bischöfe in Europa und Amerika haben dies getan. Nun gibt es Gerüchte, dass Rom Benedikts Erlaubnis zurücknehmen könne“.

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Grund bleibt rätselhaft

Warum manche die alte Messe abschaffen wollten, sei jedoch ein Rätsel, denn – so Mills weiter -, es gebe tatsächlich keinerlei Nachteile, wenn die alte lateinische Messe in einem sehr viel größeren Umfang angeboten würde. Diejenigen, die sie unterbinden wollen, behaupteten laut Catholic Herald, „dass die Leute, die die alte Messe wollen, spalten. Wenn das stimmt, und manchmal ist das so, lautet doch die naheliegende Antwort, den Grund für ihre Entfremdung zu beseitigen. Zeigen Sie ihnen gegenüber das gleiche Entgegenkommen und die gleiche Fürsorge, die Sie anderen Randgruppen gegenüber zeigen“. Die Verteidiger einer Abschaffung der alten Messe behaupteten darüber hinaus, „dass nur die ganz alten und die unangepassten jungen Leute“ diese Form bevorzugen. Doch „das stimmt tatsächlich nicht, doch selbst wenn es wahr wäre, warum sollte man den Älteren (die unseren Respekt verdienen) und den Unangepassten (die unsere Zuwendung verdienen) nicht das geben, was sie wollen und brauchen? Es tut keinem weh, hilft aber sicherlich vielen“.

Viele lieben die alte Messe

Aus eigener Erfahrung kann Mills zudem sagen: „Viele meiner jüngeren katholischen Freunde – Alleinstehende oder junge Eltern in den Dreißigern oder Anfang vierzig, identifizieren sich nicht mit dem Traditionalismus, aber sie lieben wirklich die lateinische Messe. Viele Konvertiten haben durch sie den Weg in die Kirche gefunden“.

Mills zitiert noch einmal die Stellungnahme der Internationalen Föderation Una Voce: „Das wachsende Interesse an der traditionellen Liturgie“, heißt es da, „ist nicht auf Nostalgie für eine Zeit zurückzuführen, an die wir uns nicht erinnern, oder auf den Wunsch nach Begrenztheit und Enge: Es geht vielmehr darum, uns für den Wert von etwas zu öffnen, das für die meisten von uns neu ist und uns mit Hoffnung erfüllt. Papst Franziskus hat der überlieferten Liturgie einen ‚Sinn für die Anbetung‘ zuerkannt (Pressekonferenz 28. Juli 2013), wir können auch folgende Worte auf sie anwenden: eine ‚lebendige Geschichte, die uns aufnimmt und uns vorantreibt‘ (Evangelii Gaudium 13)“. DT/ks

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