Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat am Donnerstag zum Sieg des Republikaners Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen Stellung genommen. Dabei betonte er besonders, dass es notwendig sei, die gesellschaftliche Spaltung zu heilen, ging auf Trumps Außenpolitik ein und äußerte die Hoffnung auf eine Zusammenarbeit im Lebensschutz. Wie „Vatican News“ berichtet, äußerte sich Parolin am Rande einer Konferenz zur Künstlichen Intelligenz an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Gegen die „tiefe Polarisierung“ ankämpfen
Parolin wünschte Trump „alles Gute“ und erinnerte ihn, dass nach alter biblischer Tradition „Weisheit“ als die oberste Tugend für Regenten an erster Stelle stehen müsse. Dies sei in Anbetracht der gesellschaftlichen Lage der Vereinigten Staaten umso wichtiger: Dort herrsche eine „tiefe Polarisierung“, die es nun zu überwinden gelte. Dies sei nicht nur im Sinne der amerikanischen Gesellschaft, sondern hätte auch Auswirkungen auf die gesamte internationale Gemeinschaft.
„Entspannung und Befriedung“ bräuchte es auch in allen globalen Konflikten, so Parolin. Auch wenn er nicht glaube, dass Trump dafür „einen Zauberstab hat“, hoffe er dennoch auf dessen „Demut und die Bereitschaft, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen“, um den notwendigen Frieden zu schaffen. Das betreffe auch Trumps umstrittene Haltung zur Migration. Der Kardinalstaatssekretär wies in diesem Kontext besonders auf die „klare Haltung“ des Heiligen Stuhls hin, wonach der Vatikan sich für eine Politik einsetzte „die klug ist, die human ist und die extreme Maßnahmen vermeidet“. Nach dem Vorbild von Papst Franziskus, der in der Vergangenheit wiederholt die menschliche Würde der Migranten betont hatte, könne diese Herangehensweise dabei helfen, die komplexen Migrationsprobleme zu lösen, und gleichzeitig Spaltung und Fremdenfeindlichkeit zu verringern.
Lob an Trumps Einsatz für den Lebensschutz
Überraschenderweise kam Parolin auch auf die Beziehungen des Heiligen Stuhls mit China zu sprechen. Trumps letzte Administration hatte in diesem Punkt kritisch gegenüber dem Vatikan reagiert. Der Kardinalstaatssekretär stellte klar, dass die vatikanisch-chinesischen Beziehungen von primär kirchlicher Natur seien und daher an dieser Linie festgehalten werde. Der Kontakt mit China gehe nämlich über politische Differenzen hinaus. Trotzdem versprach Parolin, den Dialog mit den Vereinigten Staaten in dieser Frage fortzusetzen und betonte dabei den langfristigen Einsatz des Vatikans.
Im Kontrast dazu hob Parolin die gemeinsamen politischen Ziele zwischen dem Heiligen Stuhl und der neuen US-Regierung hervor, etwa beim Thema Lebensschutz. Trump habe sich wiederholt öffentlich gegen Abtreibung ausgesprochen und damit auch die Haltung der katholischen Lehre unterstützt. Auch hier hoffe er auf einen Ansatz zum gemeinsamen Schutz des Lebens, der die Gesellschaft vereint und den Konsens erweitert, so der Kardinal.
„Ich glaube nicht, dass sich die Beziehungen ändern werden“
Abschließend betonte Parolin erneut, wie wichtig die Kommunikation der USA mit dem Heiligen Stuhl sei: „Wir hoffen, dass sich diese Beziehung positiv weiterentwickeln wird“, erklärte er. Auch hoffe man auf eine zukünftige US-Politik, die im Einklang mit den Werten des Friedens und der Einheit stehe.
Er „glaube nicht“, dass sich durch die neue Regierung auch die diplomatischen „Beziehungen ändern werden“, und verwies auf die Zusammenarbeit während Trumps erster Amtszeit. Obwohl es Differenzen gebe, sehe der Vatikan in der Zusammenarbeit mit den USA weiterhin eine Gelegenheit, das Gemeinwohl und den Weltfrieden zu fördern. DT/jmo
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