Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Vatikan

Kardinalsernennungen: Europa verliert an Einfluss

Die von Franziskus neu berufenen Kardinäle stärken die Ortskirchen im Süden des Globus. Einige Beispiele, einige Kuriositäten und eine lustige Spekulation.
Drei Kardinäle bei einer Messfeier.
Foto: IMAGO/Massimiliano MIGLIORATO/CPP / (www.imago-images.de) | 21 neue Kardinäle gab der Papst am Sonntag bekannt. Die entsprechenden Insignien erhalten sie am 8. Dezember.

Dass die Erzdiözese Toronto bald wieder einen Kardinal an der Spitze hat, ist mehr als selbstverständlich. Immerhin ist der dortige Erzbischof Francis Leo Oberhaupt des mit weit über zwei Millionen Getauften größten Bistums in Kanada und hat sich als klug und geschickt im Umgang mit den Vorwürfen gegen die Kirche wegen angeblicher Misshandlungen der kanadischen Ureinwohner erwiesen.

Lesen Sie auch:

Auch freut diese Berufung die Berichterstatter und Beobachter in Rom, denn der 53 Jahre alte Leo dürfte von seiner Statur her mit Sicherheit den Kreis der Kandidaten für die Nachfolge von Franziskus erweitern. Gleiches gilt für Erzbischof Roberto Repole in Turin, der nun bald als Kardinal einer Diözese vorsteht, die seit jeher mit dieser Würde verbunden war. Ansonsten folgen die 21 neuen Kardinäle, die der Papst am Sonntag bekannt gegeben hat und denen er am 8. Dezember die entsprechenden Insignien übergeben wird, der Tendenz, das Gewicht der Nicht-Europäer unter den bald wieder 141 Papstwählern zu verstärken und dabei besonders den Süden des Globus zu berücksichtigen.

Der globale Süden wird stärker

20 der neuen Kardinäle sind unter 80 Jahre alt und könnten ab dem 8. Dezember an einem Konklave teilnehmen. Zu den neu Ernannten gehören neben Leo und Repole auch der Erzbischof von Santiago del Estero, Vicente Bokalic Iglic, der (anstelle des Erzbischofs von Buenos Aires) seit Juli dieses Jahr den Titel „Primas von Argentinien“ führen darf.

Auch Erzbischof Tarcisio Isao Kikuchi von Tokio gehört zu den frisch Berufenen, wie auch der Erzbischof von Santiago de Chile, Fernando Natalio Chomalí Garib, oder der von Abidjan, der ehemaligen Hauptstadt von Elfenbeinküste, namens Ignace Bessi Dogbo. Natürlich fällt auf, dass der Papst die Zahl der 120 Papstwähler, die Johannes Paul II. bei seiner Kurienreform festgelegt hat, deutlich überschreitet. Aber das hatte Franziskus schon bei seinem letzten Konsistorium getan. 

Einige „rätselhaften Ernennungen“

Und wieder sind einige spezielle Ernennungen dabei, über deren Grund man nur spekulieren kann. Dass der Papst den Untersekretär des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung, den dort für die Migranten zuständigen Ordensmann Fabio Baggio ins Kardinalskollegium aufnimmt, während der Sekretär des Glaubensdikasteriums, der dort an der Spitze des Abteilung für Glaubensfragen stehende Prälat Armando Matteo, noch nicht einmal Bischof ist, mag daran liegen, dass die Flüchtlinge ein Herzensanliegen von Franziskus sind.

Doch ungewöhnlich sind einige weitere Ernennungen: Am Sonntag machte Franziskus den römischen Weihbischof Baldassare Reina zum Generalvikar „seiner“ Diözese und erhebt ihn am 8. Dezember zum Kardinal. Wie auch den Erzpriester-Koadjutor der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom, den 52 Jahre alten Litauer Rolandas Makrickas, oder einen einfachen Mitarbeiter des Staatssekretariats, den 51 Jahre alten Inder Georg Jacob Koovakad, der zuletzt für die Organisation der Papstreisen zuständig war.

Franziskus in schwarzer Soutane

Besonders die letzten Ernennungen geben römischen Spekulationen Auftrieb, die – mit Blick auf einige Baumaßnahmen in der römischen Lieblingsbasilika des Papstes, Santa Maria Maggiore – wissen wollen, dass Franziskus entgegen seiner mehrfach wiederholten Beteuerung dennoch bald zurücktreten wolle, um genau in dieser Marien-Basilika seinen Wohnsitz zu nehmen. Als einfacher „Pater“ in schwarzer Soutane, um in Santa Maria Maggiore Beichte zu hören, sich um die Armen zu kümmern – und das nächste Konklave „von außen“ zu lenken. Aber das sind Spekulationen. Wer es glaubt, wird selig.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Guido Horst Erzbischöfe Erzdiözese Johannes Paul II. Kardinäle Papstreisen Vicente Bokalic Iglic

Weitere Artikel

Wer ins polnische Częstochowa reist, will meist die Schwarze Madonna von Jasna Góra sehen. Doch auch am Rande der Stadt wartet eine Sehenswürdigkeit: ein Johannes-Paul-II.-Museum.
06.04.2025, 09 Uhr
Sebastian Ostritsch

Kirche

Herausgefordert von Biotechnik und Künstlicher Intelligenz: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde war Thema eines Symposiums der beiden Ratzinger-Schülerkreise in Rom.
02.10.2025, 11 Uhr
Maximilian Welticke
Näher zur eucharistischen Anbetung: Adoratio machte es möglich, mit Vorträgen, Gebetszeiten und Begegnung. Auch Bischof Oster und Sophia Kuby kamen.
02.10.2025, 05 Uhr
Elisabeth Hüffer