Mit einer knappen Notiz hat der Vatikan heute mitgeteilt, dass Leo XIV. den englischen Gelehrten und Heiligen John Henry Newman zum Kirchenlehrer erheben will. Am heutigen 31. Juli habe der Papst den Präfekten des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Marcello Semeraro, in einer Audienz empfangen und dabei dem Votum der Plenarsitzung des Dikasteriums zugestimmt, dem heiligen John Henry Newman, „Kardinal der Heiligen Römischen Kirche und Gründer des Oratoriums des Heiligen Philipp Neri in England“, in Kürze den Titel „Lehrer der gesamten Kirche“ zu verleihen. Damit ist entschieden, dass die katholische Kirche demnächst einen Kirchenlehrer mehr haben wird.
John Henry Newman (1801–1890) war zunächst Anglikaner und konvertierte im Alter von 44 Jahren zur katholischen Kirche, nachdem er zunächst 1825 die anglikanische Priesterweihe empfangen hatte. 1847 wurde er zum Priester der katholischen Kirche geweiht und gründete das erste Oratorium des heiligen Philipp Neri. Obwohl er kein Bischof war, erhob ihn Papst Leo XIII. 1879 zum Kardinal. Newman verstarb am 11. August 1890 im Alter von 89 Jahren. Benedikt XVI. sprach ihn 2010 selig, Papst Franziskus hat ihn 2019 in das Verzeichnis der Heiligen aufgenommen.
Das Geheimnis der Kirche
Pater Hermann Geissler, lange Jahre Mitarbeiter der Glaubenskongregation und heute Direktor des „Internationalen Zentrums der Newman-Freunde“ in Rom, einer von Mitgliedern der geistlichen Familie „Das Werk“ geleiteten Einrichtung, hat 2023 im Be&Be-Verlag Heiligenkreuz das Buch „John Henry Newman – Ein neuer Kirchenlehrer?“ veröffentlicht. Darin schreibt Geissler, dass Newman nicht in „scholastischen Kategorien“ gedacht habe und sich auch nicht „mit den Thesen anderer Theologen“ beschäftigte. Newman ging es um das Geheimnis der Kirche, das er bei den Kirchenvätern entdeckt hatte, weswegen er dann auch zum Katholizismus übergetreten sei. Johannes Paul II. habe über den Gelehrten gesagt: „Newmans Schriften vermitteln ein äußerst klares Bild seiner unerschütterlichen Liebe zur Kirche als der fortwährenden Ausgießung der Liebe Gottes zum Menschen“. Zudem habe sich Newman laut Geissler „eine wirklich geistliche Vision“ angeeignet, „die alle Schwächen im menschlichen Gefüge der Kirche erkennen, aber ebenso sicher das Geheimnis wahrnehmen konnte, das jenseits unseres äußeren Blickes verborgen liegt“.
Geisslers Buch beschäftigt sich auch mit dem Einfluss, den das Denken Newmans auf die Kirche hatte, vor allem während des Zweiten Vatikanischen Konzils und bis in die heutige Zeit hinein. In drei großen Themenbereichen befasst sich das Buch mit dem Leben und Wirken Newmans, der Entwicklung der Glaubenslehre und der Weitergabe dieser Lehre. Darüber hinaus wird neben anderen Schwerpunkten auch der Bedeutung des Gewissens Raum gegeben. Geissler hält fest: „Der Weg der Bekehrung Newmans war ein Weg des Gewissens – nicht des sich behauptenden Ichs, sondern des Gehorsams gegenüber der Wahrheit“. (DT/gho – Mit Material von CNA)
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