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Glaubenspräfekt Fernández: Gespräche über Frauenweihe wären "Zeitverlust"

Im Interview mit der „Tagespost“ zieht Glaubenspräfekt Victor Kardinal Fernández rote Linien.
Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) demonstrieren am Rande der Synodalversammlung für die Frauenweihe.
Foto: Arne Dedert (dpa) | Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) demonstrieren am Rande der Synodalversammlung für die Frauenweihe. Diese schließt Fernández im Interview mit dieser Zeitung deutlich aus.

Kardinal Victor Manuel Fernández hat ausgeschlossen, dass in den für das Jahr 2024 geplanten Gesprächen mit deutschen Bischöfen im Vatikan zu den Ergebnissen des Synodalen Wegs das Frauenpriestertum und die Neubewertung der homosexuellen Handlungen ein Thema sein könnten. Im Gespräch mit der „Tagespost“ nahm der Präfekt des römischen Glaubensdikasteriums Bezug auf den Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an die Deutsche Bischofskonferenz vom vergangenen 25. Oktober. Die diesem Brief beigefügte „Note“, die in seinem Dikasterium verfasst worden sei, habe die Absicht gehabt, „keine Zeit mit zwei Themen zu verlieren, in denen wir nicht weitergehen können. Das erste Thema war das Frauenpriestertum“. Als der Papst mit Blick auf die Frauenweihe gesagt habe, das sei „ein Thema, das durch eine endgültige Erklärung abgeschlossen sei“, habe er nicht ausgeschlossen, das man es weiter untersuchen könne – nicht aber „durch ein von den Bischöfen eingesetztes Gremium, denn er“, Franziskus, „sagt ausdrücklich, dass es nicht ,öffentlich‘ diskutiert werden könne“.

Deutsche fühlen sich „erleuchtet“

Grundsätzlich meinte Kardinal Fernández in dem Interview, dass im vollen Wortlaut in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“ erscheinen wird: „Wenn man einige Betrachtungen hört, die im Kontext des deutschen Synodalen Wegs angestellt wurden, scheint es manchmal, als fühle sich ein Teil der Welt besonders ,erleuchtet‘, um zu verstehen, was die anderen armen Tröpfe nicht zu begreifen vermögen, weil sie verschlossen oder mittelalterlich seien, und dann glaubt dieser ,erleuchtete‘ Teil auf naive Weise, dass dank seiner die ganze universale Kirche reformiert und von den alten Schemen befreit wird.“ Zu glauben, sagte der Glaubenspräfekt weiter, „dass in einem Teil der Welt die durch den sexuellen Missbrauch verursachte Krise mit Hilfe von Entscheidungen gelöst werden könne, die der Lehre der universalen Kirche entgegenstehen, ist meiner Meinung nach nicht einmal vernünftig begründet“.

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Segnungen „irregulärer Paare“

Die Erklärung des Glaubensdikasteriums zu den Segnungen für „irreguläre Paare“ sei, so Fernández, „eine klare Antwort, die die Unterschrift des Papstes trägt. Es ist nicht die Antwort, die man in zwei oder drei Ländern gerne hätte. Es ist vielmehr eine pastorale Antwort, die alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten“. Doch an die Adresse der deutschen Bischofskonferenz gerichtet warnte er davor, Papst Franziskus als liberalen Reformer zu sehen. Der Papst sei Garant der Gemeinschaft zwischen den katholischen Teilkirchen in der einen Kirche Christi. „Einige deutsche Bischöfe“, erläutert der Kardinal, „scheinen mir offenbar nicht recht zu verstehen, dass ein liberaler oder aufklärerischer Papst diese Gemeinschaft unter Deutschen, Afrikanern, Asiaten, Lateinamerikanern, Russen und so fort nicht garantieren könnte.“ Ein „pastoraler“ Papst könne das hingegen, meint Fernández und bekräftigt: „Ein Papst, der die Lehre bewahrt, die die Kirche im Lauf der Jahrhunderte im Hören auf das immerwährende Evangelium entwickelt und bereichert hat, der jedoch auch in der Lage ist, sie in einen Dialog mit dem konkreten, oftmals so verletzten Leben der Gläubigen treten zu lassen, nicht mit dem Leben eines abstrakten ,Menschen‘, sondern dem realen Leben vieler Männer und Frauen in den unterschiedlichsten Umfeldern.“ DT/gho

Das vollständige Interview mit dem Glaubenspräfekten Kardinal Fernández lesen Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.

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