„Die gesammelt-dichte Atmosphäre, die Präsenz des Papstes, der immer schwächer wurde, all das hat sich tief eingegraben in mein Inneres“, so Erzbischof Georg Gänswein im Gespräch mit dem ehemaligen Chefredakteur der „Tagespost“, Markus Reder Der frühere Privatsekretär des im letzten Winter verstorbenen Papstes Benedikt XVI. blickt im Interview auf das letzte Jahr zurück. „Die Erinnerung an den Todestag weckt in mir Trauer, Schmerz und Wehmut“, so Gänswein. Menschlich leide er auch jetzt noch darunter, dass Benedikt nicht mehr da sei. „Mein geistliches Leben hat die schmerzvollen Tage der Trauer aufgefangen“, betont der Erzbischof.
Treue, Zuversicht, Gottvertrauen
Zugleich empfinde er eine große Dankbarkeit, für die Jahre, die er an der Seite Benedikts verbracht hat. „Besonders dankbar bin ich für die Erfahrung, auch bei großen Schwierigkeiten den Bettel nicht hinzuschmeißen, sondern in Treue, froher Zuversicht und festem Gottvertrauen auszuharren und durchzuhalten.“ Am Ende habe immer die Freude überwogen.
Seit dem vergangenen Jahr sei das Weihnachtsfest für ihn untrennbar mit dem Tod Benedikts verknüpft. „Am Karsamstag geboren, am Oktavtag von Weihnachten gestorben: Darin ist eine Fügung zu erkennen“, so Gänswein. „Die Geburt, das Leiden, der Tod und die Auferstehung des Herren spiegeln sich in den Lebensdaten Joseph Ratzingers.“
Laut Gänswein habe sich Benedikt seit seinem Verzicht auf das Petrusamt auf das Sterben vorbereitet. Dabei sei es weniger um besondere Aktivitäten gegangen. „Seine Vorbereitung auf den Tod bestand vor allem darin, dass er das Tageswerk bewusster getan und die ihm noch bleibende Lebenszeit intensiver der Führung Gottes anvertraut hat“, so Gänswein. Benedikt habe laut dem Erzbischof in Gott, für Gott und für Christus gelebt. „In dieser inneren Haltung ist er auch gestorben.“ DT/sdu
Wie Erzbischof Gänswein sich den Himmel vorstellt und was für ihn das Testament Benedikts XVI. ausmacht, lesen Sie in der Weihnachtsausgabe der „Tagespost“.