Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Adventskalender

25. Dezember – Weihnachten

Genug mit den Türchen, heute ist Weihnachten. Vor zwanzig Jahren dachte Papst Benedikt XVI. über die Hirten nach.
Anbetung der Könige
Foto: Steck Fotodesign, Schäftlarn | Benno Michael Gantner (1921-2016), Anbetung der Könige nach Giovanni Battista Tiepolo (1696-1770), Die Weihnachtskrippe mit ihren aus Holz geschnitzten Figuren ist Teil der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg.

Liebe Leserinnen und Leser,

Christus ist heut‘ geboren, Halleluja!“ Heute endet unser Newsletter und wir hoffen, er war Ihnen ein treuer und anregender Begleiter durch die diesjährige Adventszeit. Wenn Sie Rückmeldungen oder Anregungen haben, schreiben Sie uns gerne unter info@die-tagespost.de.

Im Namen der gesamten „Tagespost“-Redaktion wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben ein wahrhaft frohes, gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest. Gott segne Sie!

Ihre Franziska Harter 
Chefredakteurin

 


MIT DER BIBEL DURCH DEN ADVENT

Tageslesungen:
Jes 52,7-10 
Heb 1,1-6
Joh 1,1-18

Als Menschen seiner Gnade leben

Auszug aus der Predigt Papst Benedikts XIV. in der Christmette 2005

Das Kind, das Jesaja voraussagt, wird von ihm Friedensfürst genannt. Von seiner Regierung wird gesagt: Der Friede wird ohne Ende sein. Den Hirten wird im Evangelium die Herrlichkeit Gottes in der Höhe angekündigt und der Friede auf Erden. Früher lasen wir: Friede den Menschen, die guten Willens sind; in der neuen Übersetzung heißt es: den Menschen seiner Gnade. Was bedeutet diese Änderung? Zählt der gute Wille nicht mehr? Oder fragen wir besser: Welche Menschen sind es, die Gottes Gnade erfahren, weil er sie liebt, und warum liebt er sie? Ist er parteilich? Liebt er nur Bestimmte und überläßt die anderen sich selber? Das Evangelium antwortet uns auf diese Frage, indem es uns Menschen zeigt, die von Gott geliebt sind. Da sind einzelne – Maria, Josef, Elisabeth, Zacharias, Simeon, Anna usw. Aber da sind auch zwei Gruppen von Menschen: die Hirten und die Weisen aus dem Morgenland.

Hier auch zum Anhören:

Audio

Bleiben wir in dieser Nacht bei den Hirten. Was sind das für Menschen? In ihrer Umwelt waren Hirten verachtet; sie galten als unzuverlässig und wurden als Zeugen bei Gericht nicht zugelassen. Aber was waren sie wirklich? Gewiß keine großen Heiligen, wenn man darunter Menschen mit heroischer Tugend versteht. Es waren einfache Seelen. Das Evangelium läßt einen Zug aufscheinen, der dann in den Worten Jesu eine große Rolle spielen wird: Es sind wachende Menschen. Das gilt zunächst in dem äußeren Sinn, daß sie nachts bei ihren Schafen wachten. Aber es gilt in einem tieferen Sinn: Sie sind ansprechbar für Gott. Ihr Leben ist nicht in sich selbst geschlossen; ihr Herz steht offen. Irgendwie im tiefsten warten sie auf ihn. Ihre Wachheit ist Bereitschaft – Bereitschaft zum Hören, Bereitschaft zum Aufbrechen; sie ist Warten auf das Licht, das uns den Weg zeigt.

Darum geht es. Gott liebt alle, denn alle sind seine Geschöpfe. Aber manche Menschen haben ihre Seele zugemacht; seine Liebe findet keinen Eingang bei ihnen. Sie meinen, Gott nicht zu brauchen; sie wollen ihn nicht. Andere, die vielleicht auch in moralischer Hinsicht armselig und sündig sind, leiden doch darunter. Sie warten auf Gott. Sie wissen, daß sie seine Güte brauchen, auch wenn sie keine genaue Vorstellung davon haben. In ihre wartende Offenheit kann Gottes Licht hineintreten und mit ihm sein Friede. Gott sucht Menschen, die seinen Frieden weitertragen. Bitten wir ihn, daß er unser Herz nicht verschlossen findet. Machen wir uns bereit, aktive Träger seines Friedens zu sein – gerade in dieser Zeit.

© Libreria Editrice Vaticana

 


WEIHNACHTEN IM BILD

Krippenspiel
Foto: Imago / Funke Medien | Auf einem Weihnachtsmarkt stellten in diesem Jahr Menschen mit Beeinträchtigung das Weihnachtsgeschehen nach.

Jesus wird für alle Menschen überall auf der Welt geboren

Eine lebendige Krippe auf einem Weihnachtsmarkt ließ Darsteller und Außenstehende zu Beteiligten am Weihnachtsgeschehen werden  Von Henry C. Brinker

Eine Weihnachtsdarstellung auf dem Krippenmarkt in Kevelaer hielt in diesem Jahr eine besondere Botschaft bereit. Der Sänger und Entertainer Karl Timmermann veranstaltete eine Kunst-Performance der weihnachtlichen Art. Die lebendige Krippe von Menschen mit Handicap als Darsteller ließ das Weihnachtsfest in viele Richtungen auf besondere Weise Gestalt werden. Im Forum Pax Christi des Krippenmarktes in Kevelaer waren sowohl die Akteure besonders involviert als auch die Zuschauer, die als „Hirtenvolk“ in diese Rolle der biblischen Erzählung schlüpften, ob sie wollten oder nicht. Die Heilige Familie und die Schauenden, die Handelnden und die Betrachtenden, dazu die lebenden Tiere als Gefährten der Menschen, sie alle fanden sich wieder unter einem Dach.

Das heute in der Kultur und vielfach auch in der Kirche angestrebte „Involvement“ wurde hier Gestalt. Alle sind auch Teilnehmer. Und noch eins kommt dem kulturkritischen Betrachter angesichts der Szene in den Sinn: Immersivität. Wir tauchen ein in das Geschehen, das uns ganzheitlich umfängt, uns herausfordert und uns prägt.  Dieses gemeinsame Erfasstsein ist eigentlich auch ein Kern des „Erlebnisraums Kirche“, der uns zur Versammlung der heiligen Messe ruft, uns im Gemeindegesang zusammenführt und uns in der Eucharistie zum Mahl des Herrn einlädt. Es gibt dann nicht „wir hier und Kirche da“, sondern Kirche sind immer – wir alle zusammen.

er also vor allem den Gegensatz pflegt zwischen der Kirche als Institution und den Menschen da draußen, hat den Konsens von einer Gemeindekirche, die den mystischen Leib Christi nachbildet, beinahe oder tatsächlich verlassen. Die Hirten, einfache Menschen ohne bestimmtes Charisma oder spezielle, göttliche Sendung, sie wurden zu Zeugen des Geschehens am Heiligen Abend. Ihr armseliger Stall war der Ort der Geburt Christi, sie waren gleichsam Gastgeber und Gäste. Ihre Erzählung wurde zur Weihnachtsbotschaft, die uns zusammenführt, über alle Unterschiede und Ansichten hinweg.

 


ADVENTLICHE KLÄNGE

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

Instrumentierung und musikalischer Gehalt drücken den Rang des Weihnachtsgeschehens aus. Der Komponist verkündet theologisch-verlässlich die Botschaft von der Geburt Christi  Von Henry C. Brinker

Der Beginn von Bachs Weihnachtsoratorium gehört zu den stärksten musikalischen Eröffnungen sakraler Musik. Mit dem strahlenden Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ entfaltet Bach ein Bühnenpanorama festlicher Klangpracht, das zugleich als theologisch relevantes Bekenntnis fungiert. Die Ouvertüren-Musik ist keine künstlerische Unterhaltung, sondern ein kunstvoll gebautes Bild der Inkarnation.

Die bedeutungsträchtige Instrumentierung setzt den Ton. Dreieinige Trompeten in D, leuchtend und triumphal, eröffnen gemeinsam mit respektgebietenden Pauken einen festlichen Klangraum, der ausdrückt: Hier wird nicht eine Episode des Kirchenjahres erzählt, sondern ein Weltereignis gefeiert. Sowohl Pauken und Trompeten gehörten zur Hofmusik, einfache Spielleute nutzten damals Flöten und Zupfinstrumente. Die Streicher zeichnen mit rasanten Läufen und tänzerischer Leichtigkeit fliegende Engel nach, während Oboen und Flöten farbige Stimmungs-Akzente setzen. Die reich besetzte Barockkapelle schafft einen Klang, der gleichermaßen himmlisch und höfisch wirkt – ein bewusstes Spiel Bach’scher Dramaturgie. Die Geburt Christi, so die Botschaft, ist zugleich göttliches Wunder und königliche Inthronisation.

Sprachlich führt der Chor in eine doppelte Dynamik: „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage“ ist Verkündigung und Aufruf. Die Welt soll nicht nur staunen, sondern aktiv danken. Der Text fordert Beteiligung: Ein Ereignis, in dem Himmel und Erde zusammentreten, verlangt eine Antwort. Diese performative Kraft spiegelt die Musik: Der rhythmische Schwung, die kraftvollen Choreinsätze und die wohlgesetzten Fanfaren machen aus der Weihnachtsfreude eine gemeinschaftliche Bewegung.

Dem festlichen Überschwang folgt der Evangelientext, in schlichter Gültigkeit deklamiert vom Tenor. Der Wechsel ist kunstvoll kalkuliert: Nach der jubelnden Klangfülle wirkt die Rezitation wie ein nüchterner Lichtstrahl. „Es begab sich aber zu der Zeit…“ – hier wird die Erzählung geerdet, in der Geschichte verankert. Bach greift damit tief in das barocke Spannungsfeld aus Frömmigkeit und Dramaturgie: Die Heilsgeschichte überschreitet das Festliche, indem sie in menschlicher Realität beginnt. Der Glaube war für die meisten Menschen dieser Zeit unbezweifelbarer Teil einer gelebten Wirklichkeit, keine Option mit Wahlmöglichkeit.

 


 

Ein Buchtipp, falls Sie unser Krippenbild angesprochen hat: Rudolf Voderholzer: Krippen schauen. Eine kleine Hinführung zum Christentum, Verlag Schnell und Steiner, Regensburg, 2025, gebunden, 174 Seiten, EUR 19,95

 

Download: Weihnachtsforum 2025

Katholischen Journalismus stärken

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Stärken Sie katholischen Journalismus!

Unterstützen Sie die Tagespost Stiftung mit Ihrer Spende.
Spenden Sie direkt. Einfach den Spendenbutton anklicken und Ihre Spendenoption auswählen:

Die Tagespost Stiftung-  Spenden

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Redaktion Evangelium Georg Friedrich Jesus Christus Johann Sebastian Bach Rudolf Voderholzer Weihnachtsbotschaft Weihnachtsmessen Weihnachtsoratorien pax christi Deutsche Sektion

Weitere Artikel

Gott stärkt das Kleine und Verborgene.
11.12.2025, 00 Uhr
Redaktion
„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht.“
24.12.2025, 00 Uhr
Redaktion
Von Christus lernen, heißt frei zu werden.
10.12.2025, 00 Uhr
Redaktion

Kirche

Papst Leo hat ganz recht: Der heilige Josef taugt auch heute noch als Idealbild traditioneller christlicher Männlichkeit.
24.12.2025, 11 Uhr
Regina Einig
Warum Heiligabend nicht vom Festmahl, sondern von Liebe, Gemeinschaft und Hoffnung lebt. Eine kulinarisch-theologische Betrachtung des Heiligabends in Deutschland und Polen.
24.12.2025, 10 Uhr
Dorothea Schmidt
Zu Ostern noch als Pilger, ab Mitte des Heiligen Jahres dann als Dauergast in Rom. Persönliche Eindrücke aus den Monaten des großen Jubiläums, das Millionen in die Ewige Stadt zog.
24.12.2025, 18 Uhr
Yannick Schmitz
Die Festnahme des Pastors Gao Yingjia steht stellvertretend für eine neue Repressionswelle gegen Chinas protestantische Hauskirchen – vor allem dort, wo Glaube digitale Räume nutzt.
23.12.2025, 14 Uhr
José García