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Das elfte Türchen

Gott stärkt das Kleine und Verborgene.
Das elfte Türchen des Tagespost-Adventskalenders
Foto: DT / 20th Century Studios | Das elfte Türchen des Tagespost-Adventskalenders.

Liebe Leserinnen und Leser,

Johannes der Täufer steht im Advent wie kaum eine andere Gestalt für das Kleine, das Gott groß macht. Der heutige Impuls zeigt ihn als den „Größten der Kleinen“: einen Menschen der großen Weite, genügsam, hörend, frei für Gottes Wort und genau deshalb der Rufer in der Wüste.

Ach ja, und: Kennen Sie noch „Kevin allein in New York“? Dann wird Ihnen unser Bildimpuls gefallen.

Ihre Franziska Harter
Chefredakteurin


MIT DER BIBEL DURCH DEN ADVENT

Tageslesungen:
Jes 41,13-20
Mt 11,7b.11-15

Leben in der Wüste

Johannes der Täufer und Jesus Christus: Über den Größten der ganz Kleinen  Von Martin Linner

Johannes der Täufer in der Einöde
Foto: Wikimedia Commons | „Johannes der Täufer in der Einöde“ von Geertgen tot Sint Jans (um 1480–1490).

Das Gemälde „Johannes der Täufer in der Einöde“ von Geertgen tot Sint Jans (um 1480–1490) zeigt Johannes still, gesammelt, unscheinbar in einer kargen Landschaft. Gerade diese Kleinheit verbindet ihn mit dem „Würmlein Jakob“ aus Jesaja 41: Gott richtet den Schwachen auf und sagt: „Fürchte dich nicht, ich helfe dir.“ Aus der Ohnmacht Israels lässt er ein Werkzeug seiner Kraft erstehen, einen neuen Elija (Mt 11,15).

Die Wüste um Johannes ist kein leerer Hintergrund, sondern Bild für die Verheißung: In Jesaja 41 wird angekündigt, dass Gott Ströme in der Einöde fließen lässt, Bäume pflanzt, dürres Land verwandelt. Im Gemälde erscheint die Landschaft rau, aber nicht tot – kleine Pflanzen, zartes Grün, eine stille Tiefe. Die Wüste bereitet sich vor. So wird sie zum Ort der Umkehr und Hörerin (vgl. Mt 11,15) des Wortes Gottes, das Fleisch geworden ist. Ihn verkündet Johannes als Lamm.

Hier auch zum Anhören:

Audio

Jesus hingegen nennt seinen Vorläufer in Matthäus 11,11 den Größten unter den von einer Frau Geborenen, da er bereits im Mutterleib durch „Ströme“ der Gnade geheiligt worden war (vgl. Lk 1,15). Und doch malt ihn Geertgen ohne Glanz, als asketischen Menschen, der nicht auf sich weist, sondern auf den Kommenden. Seine verborgene Größe zeigt sich in seiner Demut, ja, die gekreuzten Füße des Täufers, die die gekreuzten Beine des Lammes aufnehmen, verweisen auf seine Gleichförmigkeit mit Christus und sein Leben im Schatten des gekreuzigten Herrn.

Besonders eindrücklich ist das Beziehungsgeschehen: Das Lamm liegt nahe bei Johannes – vergleichsweise klein, wie ein Hinweis auf ein neugeborenes Lämmchen. Johannes wirkt nachdenklich, als frage er: „Bist du der, der kommen soll?“ (Mt 11,13). Das Lamm aber scheint ihn anzusehen – ein stiller Dialog von suchendem Menschen und erwählender Liebe. So werden Wort und Bild zur Adventspredigt: Jesus kommt in unsere Wüste, stärkt das Kleine, ruft zur Umkehr und richtet als Lamm seinen liebenden Blick auf uns.

Pater Martin Linner ist Priester der Servi Jesu et Mariae (SJM).


WEIHNACHTEN IM BILD

Kevin
Foto: 20th Century Studios | Wenn Kinder staunen: Weihnachten ist ein Fest für alle Sinne. Der Film „Kevin allein zu Haus“ gehört in vielen Familien zum weihnachtlichen Programm.

Bildreiches Weihnachtsmärchen aus Hollywood

Das weihnachtliche Rockefeller Center wird mit seinem Lichterglanz in „Kevin allein in New York“ zum Ort besonderer Weihnachtserfahrung  Von Gerhild Heyder

Da steht er, der kleine Kevin, diesmal allein in New York (wo er nach ähnlichen Wirrungen wie schon im ersten Teil der Filmserie gestrandet ist), direkt vor dem berühmtesten Weihnachtsbaum der Millionenstadt auf der Plaza vor dem Rockefeller Center. Der vergoldete Prometheus am Fuß des Baumes reflektiert den funkelnden Glanz aus über 50.000 aufgesteckten Lämpchen; ein unvergessliches Erlebnis für jeden Besucher, der sich von den sprühenden Lichtkaskaden verzaubern lässt.

„Prometheus, Lehrer in jeder Kunst, brachte das Feuer, das den Sterblichen ein Mittel zu mächtigen Zielen wurde“, so lautet die Inschrift in der Granitplatte hinter dem 1934 geschaffenen Prometheus-Brunnen des amerikanischen Bildhauers Paul Manship. Die mit Blattgold überzogene Bronzestatue war als Zeichen für Demokratie, Fortschritt und Völkerverständigung gedacht. Und für Momente gelingt es: Die zahlreichen Menschen aus aller Welt, die sich seit Jahrzehnten in der Advents- und Weihnachtszeit am Rockefeller Center in Manhattan zusammenfinden, lassen sich einfangen von der Schönheit, dem wärmenden und erhellenden Licht in dunkler Zeit und der sich immer wieder erneuernden weihnachtlichen Hoffnung auf Frieden und Erlösung. Aus ihren Gesichtern strahlt frohe Erwartung und vielleicht auch kindliche Erinnerung, über alle kulturellen Schranken hinweg. Für einen Wimpernschlag herausgehoben aus seinen alltäglichen Problemen, verspürt jeder in sich die Möglichkeit einer Veränderung zum Guten. An diesem magischen Ort wird Kevin nach überstandenen Abenteuern seine Mutter wiederfinden.

Die Autorin lebt als freie Kulturjournalistin in Berlin.


ADVENTLICHE KLÄNGE

„Lasst die süße Musica ganz freudenreich erschallen“

In der Musik Bachs strahlt die Oboe d’amore weihnachtlichen Wohlklang aus  Von Clara Blessing

Den Advent verbinde ich mit einem ganz besonderen Klang: dem der Oboe d’amore. Eine Terz tiefer gestimmt als die gewöhnliche Oboe und mit ihrem birnenförmigen Fußstück, dem sogenannten Liebesfuß, hat sie einen sanften, warmen Ton, der Ruhe und Zuversicht ausstrahlt. Dieses Instrument, ein Kind des Barocks und vermutlich in der Leipziger Instrumentenbauertradition entstanden, steht untrennbar in Verbindung mit Johann Sebastian Bach. Er setzt es häufig ein – vor allem dann, wenn es um Liebe, Herz und Wärme geht. So ist es im Weihnachtsoratorium die Oboe d’amore, die als erstes Instrument nach der Geburt Jesu erklingt, das Neugeborene später in den Schlaf wiegt und wie der Stern über Bethlehem die Herzen erhellt.

Auch im Zugehen auf Weihnachten nimmt sie ihren Platz ein, etwa in der Kantate BWV 36 „Schwingt freudig euch empor“, komponiert zum Ersten Advent 1731 – jenem einzigen Adventssonntag, an dem noch figuriert musiziert werden durfte, bevor das tempus clausum begann (im Rummel der Weihnachtsmärkte und Dauerbeschallung in den Einkaufszentren heutzutage kaum vorstellbar…!). Bach verwebt in dieser Kantate zwei zentrale Adventschoräle: „Nun komm, der Heiden Heiland“ und „Wie schön leuchtet der Morgenstern“. Im Zentrum vertont er den sechsten Morgenstern-Vers: Zwingt die Saiten in Cythara / Und lasst die süße Musica / ganz freudenreich erschallen, / Dass ich möge mit Jesulein, / Dem wunderschönen Bräutgam mein / In steter Liebe wallen!

Die Klangfarbe der Oboe d’amore gibt diesem – für mich einem der schönsten Choralsätze Bachs überhaupt – eine besondere Tiefe. So wird er zu einer eindringlichen Vorbereitung auf Weihnachten: mit offenem Herzen und in freudiger Erwartung.

Die Autorin ist Oboistin und als Professorin Vizepräsidentin der Hochschule für Musik Würzburg.


 

Info:

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