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Franziskus: „Verweltlichung schlimmste Gefahr der Kirche“

Bei dem Treffen mit Katecheten, Ordensleuten und dem Klerus Ungarns fordert der Papst eine „Entweltlichung“ der Kirche im Sinne Benedikts XVI.
Papst Franziskus hält eine Reliquie des Heiligen Stephanus
Foto: Andrew Medichini (AP) | Papst Franziskus hält eine Reliquie des Heiligen Stephanus am Ende eines Treffens mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, geweihten Personen, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern in der St. Stephanus-Kathedrale.

Der dringende Ruf nach einer Entweltlichung der Kirche und einer Rückkehr zu einer Kirche des Gebets, der Anbetung und des authentischen Zeugnisses war das Thema der Ansprache von Papst Franziskus in der Sankt-Stephans-Basilika in Budapest am Freitagnachmittag. Basilika und Vorplatz waren bis zum letzten Platz mit Vertretern des Klerus und der pastoralen Mitarbeiter der Kirche in Ungarn gefüllt. Eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche sei, „die Veränderungen und den Wandel der Zeit mit Christus und in Christus zu deuten und die pastoralen Herausforderungen so gut wie möglich zu meistern“. Dabei warnte der Papst vor zwei Versuchungen: der Versuchung des „schwarzseherischen Defaitismus“, der sich in die eigene religiöse Oase zurückziehe und der Versuchung des „verweltlichten Konformismus“, der drohe, sich in den wechselnden Winden der Weltlichkeit zu verlieren. 

Franziskus mahnt zu "prophetischer Offenheit"

Das Mittel gegen beide Versuchungen, so Papst Franziskus, sei eine „prophetische Offenheit“, die die Zeichen der Gegenwart Gottes in der Gegenwart zu erkennen und im Licht des Evangeliums zu deuten wisse, ohne dabei zu verweltlichen. „Seien wir wachsam vor den Prozessen der Verweltlichung. In die Verweltlichung zu fallen ist vielleicht das Schlimmste, was einer christlichen Gemeinschaft passieren kann“, warnte er.

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Die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft führe zwar leicht in die Versuchung, „sich zu verhärten und verschließen und eine Kampfhaltung einzunehmen“. Dabei sei sie aber auch eine Gelegenheit, sich tiefer mit dem Glauben zu beschäftigen und nach neuen Mitteln und Ausdrucksformen für den Glauben zu suchen. Franziskus erinnerte an die sogenannte „Freiburger Rede“ seines Vorgängers Benedikt XVI., die diesem damals viel Kritik eingebracht hatte. Unter „Entweltlichung“ habe Benedikt XVI. eine Läuterung der Kirche durch die Säkularisierung verstanden. „Es gilt angesichts der Säkularisierung die Kirche von aller Verweltlichung zu säubern, von einem „Soft-Heidentum“, das betäubt“, so Franziskus. 

Der Papst rief auch zu einer aktiven Zusammenarbeit zwischen Priestern und Laien in der christlichen Gemeinschaft auf. „Es ist wichtig, dass sich alle, Hirten und Laien, verantwortlich fühlen. Zunächst im Gebet, denn die Antworten kommen vom Tabernakel, nicht vom Computer.“ Die versammelten Kleriker und pastoralen Mitarbeiter ermutigte er: „Ihr seid schon auf diesem Weg, hört nicht auf!“ 

Papst warnt vor inneren Spaltungen

Zuvor hatte der Papst dem Zeugnis einer Verantwortlichen für die Katechese, einer Ordensschwester und zweier Priester gelauscht. Er warnte das Volk Gottes vor inneren Spaltungen und vor Gerede und Geschwätz über andere. „Der Teufel spaltet, das ist seine Spezialität. Das erste christliche Zeugnis ist Gemeinschaft! Lasst uns menschliche Spaltungen überwinden“, so sein eindrücklicher Appell.

Zum Abschluss erinnerte Franziskus an die zahlreichen Zeugen und Märtyrer Ungarns im 20. Jahrhundert. Er zitierte Josef Kardinal Mindszenty, eine der großen Figuren des ungarischen Glaubens und Widerstands im Kommunismus: „Solange eine Million Ungarn beten, habe ich keine Angst vor der Zukunft“, und appellierte an die Ungarn: „Seid Frauen und Männer des Gebets. Denn davon hängt die Geschichte der Zukunft ab“. DT/fha

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