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Zurück in den Strom der Weltkirche

Der Vatikan hegt den Synodalen Weg ein, kann ihn aber nicht rückgängig machen.
Beugen sich dem Willen Roms: Die deutschen Pläne für einen Synodalen Ausschuss müssen nun vom Vatikan erst approbiert werden.
Foto: VATICAN MEDIA /CPP / IPA via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Beugen sich dem Willen Roms: Die deutschen Pläne für einen Synodalen Ausschuss müssen nun vom Vatikan erst approbiert werden.

Wenn der Synodale Weg noch zu irgendwelchen Entscheidungen führen sollte, die das Leben der katholischen Kirche in Deutschland beeinflussen könnten, dann werden diese Entscheidungen in Rom gefällt. So kann man das Ergebnis lesen, das die Delegation der Deutschen Bischofskonferenz und die Vertreter der Römischen Kurie am Samstag im Vatikan vereinbart haben. Jetzt noch auf eigene Faust die hierarchische Kirchenverfassung zu ändern und entsprechende Strukturen zu schaffen, wäre nach der gemeinsamen Erklärung von Vatikan und deutschen Bischöfen nach ihrer gestrigen Zusammenkunft glatter Wortbruch. Das werden die deutschen Bischöfen denen in der deutschen Heimat erklären müssen, die noch irgendwelche Hoffnungen hatten, dass die Kirchenveränderungen, die auf den Versammlungen des Synodalen Wegs so wortreich beschworen wurden, je das Licht der Welt erblicken werden.

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Wer übernimmt die Verantwortung?

Schlagworte wie „Reformation 2.0“ oder „Schisma“ muss man deshalb ab jetzt nicht mehr verwenden. Die deutschen Bischöfe haben sich dem römischen Willen gebeugt. Ursprünglich sollte es beim Synodalen Weg darum gehen, dem Missbrauch von Klerikern an Schutzbefohlenen zu wehren. Tatsächlich wurde der Synodale Weg zu dem Versuch, dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und dem Gedankengut abgehobener Theologen mehr Macht und Einfluss beim Kirchenregiment zu geben. Dass jetzt nur Bischöfe in Rom am Verhandlungstisch saßen, denen nun einmal das Hirtenamt in der katholischen Kirche zukommt, zeigt, wie sehr sich die Protagonisten des deutschen Prozesses verrannt haben. In der freien Wirtschaft hätte eine gewaltige Fehlinvestition Konsequenzen für die Verantwortlichen: Sie müssten gehen. Ob sich Bischof Georg Bätzing oder Frau Stetter-Karp diese Frage überhaupt stellen?

Die Aufbrüche sind schon da

Auch den Römern ist es nicht gelungen, die falsche Weichenstellung, die den Zug des Synodalen Wegs auf ein Abstellgleis geleitet hat, wieder rückgängig zu machen. Im Vatikan wird man in den kommenden Monaten lesen, wie Theologen und Kirchenleute nördlich der Alpen weiterhin mit markanten Sprüchen nach einer Kirche rufen, die „anders“, eben deutsch-katholisch ist. Aber das wird Wortgeklingel sein, dass nur noch einige amtskirchlichen Blasen interessiert.

Die drängenden Fragen in dieser krisenhaften Zeit sind andere. Wirkliche Aufbrüche des Glaubens und die von Papst Franziskus gewünschte Neuevangelisierung in einem postchristlichen Land werden andere leisten müssen: Zellen und Gemeinschaften von überzeugten Katholiken, meistens Laien, die in ihrem Umfeld ein Leben mit Jesus Christus in einer mit den Gnaden der Sakramente reich beschenkten Kirche vorschlagen. Viele Bischöfe haben das erkannt und fördern die Aufbrüche, die es auch in deutschsprachigen Regionen längst schon gibt. Allerdings lässt der Synodale Weg viele frustrierte Opfer zurück. Doch sollen die Toten die Toten begraben.

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