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Theologe Prader: Synodaler Weg und klassische Moraltheologie nicht vereinbar

Der sexuelle Missbrauch in der Kirche werde dazu instrumentalisiert, eine Reform der kirchlichen Lehre durchzusetzen, so der Heiligenkreuzer Moraltheologe Helmut Prader.
Homosexuelles Paar
Foto: Yoan Valat (EPA) | Hinter dem Gebrauch eines anderen Menschen zu einem Zweck, etwa der Lustmaximierung, stecke „die Denkweise des Utilitarismus, wo die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen“, so Prader.

In einer Analyse der Thesenpapiere des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ erläutert der österreichische Moraltheologe Helmut Prader in der „Tagespost“, warum die „Beziehungsethik“ des Synodalen Wegs mit der klassischen Moraltheologie inkompatibel ist. Mit der Begründung, die kirchliche Sexualethik habe dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche Vorschub geleistet, spreche sich das Synodalforum für eine Vervielfältigung des Begriffs der menschlichen Sexualität aus. Damit werde der Missbrauch „dazu instrumentalisiert, ganz andere Interessen durchzusetzen. Und damit tut man den Opfern keinen Gefallen!“, so Prader.

Liebende Ganzhingabe wird abgelehnt

Helmut Prader ist Professor und Institutsvorstand für Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz. In der „Tagespost“ erklärt er die moraltheologischen Hintergründe der diversen Vorschläge des Synodalforums, etwa zu einer positiven Neubewertung homosexueller Partnerschaften.
Die „Beziehungsethik“ des Synodalen Weges gehe davon aus, dass sexuelle Handlungen nicht mehr an sich gut oder schlecht seien, sondern sich ihre Moralität daran messe, wie die Handlungen zur Beziehung stünden. Handlungen, die die Qualität einer Beziehung fördern, seien in dieser Sichtweise „als sittlich gut zu qualifizieren, ohne Rekurs auf die moralische Qualität einer Handlung an sich beziehungsweise die Natur der Handlung zu nehmen“, erklärt Prader.

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Als Vordenker des Synodalforums benennt Prader den verstorbenen Moraltheologen Eberhard Schockenhoff. Dieser benenne in seiner Beziehungsethik vier Sinndimensionen der Sexualität innerhalb einer Beziehung, die Identitätsfunktion, die Beziehungsfunktion, die Lustfunktion und die Fruchtbarkeitsdimension, die laut der neuen Sexualmoral nicht alle „bei jeder geschlechtlichen Handlung vorhanden sein, sondern könnten auch bewusst ausgeschlossen werden“. Um für alle Formen von Beziehung unabhängig der sexuellen Orientierung offen zu sein, werde außerdem die liebende Ganzhingabe als „spezifisches Charakteristikum, wie sie nur in einer Ehe zwischen Mann und Frau gegeben ist, abgelehnt“, führt Prader aus.

Würde als Person muss stets beachtet werden

Dem widerspricht Helmut Prader unter Rückgriff auf die philosophisch-anthropologischen Überlegungen Karol Wojtylas. Die Art und Weise, wie ein Mensch mit einem anderen Menschen umgehe, müsse vereinbar sein mit seiner Würde als Person. „Dinge hingegen dürfen als Mittel verwendet werden, um ein Ziel zu erreichen. Bei Personen ist der Umgang in der Weise des Gebrauchens als Mittel zum Ziel nicht zulässig, weil es der Natur der Person widerspricht“, so Prader. 
Hinter dem Gebrauch eines anderen Menschen zu einem Zweck, etwa der Lustmaximierung, stecke „die Denkweise des Utilitarismus, wo die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund stehen“. Dieser Denkweise, schließt Prader, „steht das aus dem Evangelium bekannte Liebesgebot Christi gegenüber, das im Kern nach dem Gut des Anderen fragt“.  DT/fha

Lesen Sie den ausführlichen Text des Heiligenkreuzer Moraltheologen Helmut Prader in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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