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Marx: Synodaler Weg zu „Zauberwort“ geworden

Der Münchner Kardinal bittet um Engagement für den Synodalen Weg. Der DBK-Vorsitzende Bätzing indes will weiterhin mit Rom Verständigung suchen.
Kardinal Marx bittet um Engagement für den Synodalen Weg
Foto: Sven Hoppe (dpa) | Trotz unterschiedlicher Ansichten in der „Gruppe der Synodalen und auch innerhalb der Bischofskonferenz“ bleibe die Einheit der Kirche ein hohes Gut, so Kardinal Marx.

Unmittelbar vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenzen (DBK) haben mehrere Bischöfe zur Unterstützung der Reformanliegen des Synodalen Wegs aufgerufen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx bat in seinem Hirtenbrief für den ersten Fastensonntag um Gebet und Engagement für den Synodalen Weg. Auch der DBK-Vorsitzende und Limburger Bischof Georg Bätzing beharrte am Montag weiterhin darauf, „mit Rom weiter Verständigung“ zu suchen, um „systemische Ursachen“ des Missbrauchs zu bekämpfen und notwendig Veränderungen in der Kirche durchzusetzen.

„Zauberworte“ der Synodalität

2015 habe der Papst mehrmals das Wort „synodale Kirche“ benutzt, so Marx - einen neuen Begriff, „den es vorher so nicht gegeben“ habe und dessen Bedeutung noch unklar war. „Es ist offen, was es bedeutet“, habe er dem Papst gegenüber gesagt. Papst Franziskus „schaute mich an und nickte: Ja. - Und genau auf diesem Weg sind wir“, so Marx.

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Der Synodale Weg in Deutschland habe jedoch seinen „Ausgang von der Erfahrung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche“ genommen und sei „einer der Wege, die jetzt zu einer universalkirchlichen Suchbewegung geworden sind“, erklärte Marx weiter. „Die Begriffe synodale Kirche, Synodaler Weg, Synodalität, Synode sind fast zu ,Zauberworten' geworden, denen man alles zutraut, in der Hoffnung, dass die Herausforderungen und Probleme, vor denen unsere Gemeinschaft schon lange steht, nun alle lösbar werden.“ Sie müssten nach Einschätzung des Kardinals aber erst „Schritt für Schritt“ mit Bedeutung gefüllt werden, damit „sich erst im Gehen dieses Weges die Kirche hin zu einer synodalen Kirche entwickelt“. Dieser Weg habe begonnen, sei aber keineswegs abgeschlossen, betonte Marx: „Unser Synodaler Weg in Deutschland wird bald einen vorläufigen Abschluss“ finden.

Mut zur Veränderung in Voten sichtbar machen

Trotz unterschiedlicher Ansichten in der „Gruppe der Synodalen und auch innerhalb der Bischofskonferenzen“ bleibe die Einheit der Kirche ein hohes Gut. Sie bedeute aber „nicht Einheitlichkeit oder Uniformität und auch nicht, bestimmte Sätze und Bekenntnisse einfach nur zu proklamieren“. Deshalb dürfe der Weg nicht „mit Angst“ sondern „mit dem Mut zur Veränderung, der hoffentlich auch in den Voten und Beschlüssen des Synodalen Weges in Deutschland sichtbar wird“, gegangen werden, so der Münchner Kardinal.

In einem zusätzlichen Video zum Hirtenwort ergänzte Marx, dass es nötig wäre, „Dinge aus der Vergangenheit aufzuräumen“. Auch müsse man auf dem Weg zu einer synodalen Kirche „hinschauen auf das, was gewesen ist, und auch entscheiden, was heute wichtig ist, und was wir aus der Vergangenheit dann auch weglassen können. Wir brauchen einen neuen, freien Blick.“ Kardinal Marx fügte hinzu: „Trauen wir nicht den Unglückspropheten, die immer wieder sagen: Früher war alles besser“.

Mit Rom weiter Verständigung suchen

Bischof Bätzing erklärte indes am Montagmorgen in einem SWR1-Interview, dass der „allergrößte Teil“ seiner Amtsbrüder in Deutschland Reformen in der katholischen Kirche voranbringen wolle.

Jedoch habe er gesehen, dass in den letzten Tagen fünf Delegierte des Synodalen Wegs ihre Teilnahme an der letzten Vollversammlung für beendet erklärt hatten: Man habe, so Bätzing, versucht, „die Synodalversammlung ganz breit aufzustellen, dass alle Meinungen vorkommen“. Jedoch müsse man auch mit seinen eigenen Meinungen zu Kompromissen bereit sein, da man sie nicht einfach durchsetzen könne. „Wer dann aufgibt, da kann ich nur mit Bedauern drauf reagieren“, aber das sei das Spiel des „konstruktiven Dialogs“, merkte Bätzing an.

Mit Blick auf die Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg sagte Bätzing: „Wir müssen mit Rom weiter Verständigung suchen.“ Er bedauerte, dass nicht alle Gesprächspartner dort verstanden hätten, dass sexueller Missbrauch in der Kirche systemische Ursachen habe und deswegen Veränderungen in der Kirche notwendig seien.

Am heutigen Montag treffen sich die deutschen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden. Einer der Hauptpunkte: der künftige Kurs der Bischöfe in den gegenwärtigen Reformdebatten. DT/jmo

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