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Jasager statt Kreuzträger

Das Votum der Frankfurter Synodalversammlung für eine Reformation 2.0 zwingt zur Ursachenanalyse. Insbesondere das Verhalten einiger Bischöfe gibt zu denken.
3. Synodalversammlung des Synodalen Weges
Foto: Maximilian von Lachner/Synodaler Weg | Ein Teil der Bischöfe wirkt eingeschüchtert bis desinteressiert und lässt das gruppendynamische Kräftemessen des Synodalen Wegs resigniert über sich ergehen.

Mehrheiten können irren. Das Votum der Frankfurter Synodalversammlung für eine Reformation 2.0 zwingt daher zur Ursachenanalyse. Was treibt zwei Drittel der deutschen Bischöfe dazu, einem Weg zuzustimmen, der im In- und Ausland die Angst vor einem deutschen Schisma schürt? 

Protestantisierung mit allen Mitteln

Zweifellos gibt es eine Pressuregroup innerhalb der Konferenz, die eine andere Kirche will und die Protestantisierung des deutschen Katholizismus mit allen Mitteln betreibt - auch auf Kosten der geistlichen und intellektuellen Redlichkeit: Zu Recht tadelte die FAZ die Debatten in Frankfurt als „Farce“. Doch neben den progressiven Überzeugungstätern und der Minderheit, die couragiert für die überlieferte Lehre und Tradition der Kirche eintrat, fiel vor allem der Faktor Apathie ins Gewicht. Von 69 Bischöfen der Deutschen Bischofskonferenz stimmten 59 in Frankfurt ab, etliche beteiligten sich überhaupt nicht an den Debatten. Bei allen separaten Abstimmungen der Bischöfe gab es zudem Enthaltungen, paradoxerweise sogar in der Abstimmung, die sich auf die künftige Bestellung von Bischöfen bezog.

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Das öffentliche Gewitter rund um das Münchner Gutachten und der aggressive Auftakt am Freitag, bei dem Bischof Voderholzer im Saal blanke Feindseligkeit entgegenschlug, verfehlten ihre einschüchternde Wirkung nicht. Dass keine bischöfliche Sperrminorität gegen fragwürdige Beschlüsse zustande kam, ist nicht allein mit der Abwesenheit des Kölner Kardinals und seines Weihbischofs Schwaderlapp zu erklären, deren Stimmen in der Gesamtbilanz fehlten: Zwei Stimmen hätten am Ergebnis nichts geändert. Ein Teil der Bischöfe wirkt eingeschüchtert bis desinteressiert und lässt das gruppendynamische Kräftemessen des Synodalen Wegs resigniert über sich ergehen.

Ein Beispiel? Bei einem für die Neuevangelisierung erstrangigen Thema wie dem Handlungstext zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes – hier ging es immerhin um die Rolle der Religionslehrer an den deutschen Schulen – wartete das Plenum vergeblich auf eine Wortmeldung des Schulbischofs. Die Gegensätze prallten in der Synodalversammlung so unvermittelt aufeinander, dass das Zeugnis für Lehre und Tradition der Kirche ein hohes Leidensrisiko für Amtsträger bedeutete. Nur eine Minderheit in der Konferenz ist bereit, dieses Kreuz zu tragen.

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