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Falsches Spiel: Keine Segnungen in Australien und Flandern

Anders als auf der fünften Synodalversammlung suggeriert wurde, sind australische und flämische Bischöfe keine Vorreiter bei gleichgeschlechtlichen Segnungen. Eine Analyse. 
Fünfte Synodalversammlung des Synodalen Weges - Tag 3
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Zwei Stellungnahmen präsentierten auf der fünften Synodalversammlung Australien und Flandern als Vorreiter und Vorbild im Umgang mit Geschlechtervielfalt und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften .

Auf der letzten Synodalversammlung wurde suggeriert, dass in Australien und Flandern bereits gleichgeschlechtliche Paare und geschiedene Wiederverheiratete gesegnet würden - quasi mit dem Segen des Papstes, zumindest, so sagte der flämische Bischof Johan Bonny, habe der Papst dem nichts entgegengesetzt. Eine Analyse des „Neuen Anfangs“ zeigt, dass dem nicht so ist. Helmut Müller, akademischer Direktor am Institut für Katholische Theologie der Universität Koblenz, stellt fest: „Die Australier korrigieren eben nicht die kirchliche Lehre mit zudem noch hermeneutisch falsch verstandenen humanwissenschaftlichen Argumenten. Und die flandrischen Bischöfe wehren sich schon einen Tag nach der Veröffentlichung gegen falsche Interpretationen.“ Die Art und Weise wie der Synodale Weg mit dem Text der australischen Bischöfe umgehe, erwecke den Verdacht, „dass Elemente humanwissenschaftlicher Erkenntnisse gegen die kirchliche Lehre ausgespielt werden sollen“. Dem sei aber nicht so.

„Es wird keiner Geschlechtervielfalt das Wort geredet“

Zwei Stellungnahmen auf der fünften Synodalversammlung sollten Australien und Flandern als Vorreiter und Vorbild im Umgang mit Geschlechtervielfalt und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften präsentieren. Im Handlungstext „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ des Synodalen Weges wird behauptet, die jüngst veröffentlichten Leitlinien der australischen Bischofskonferenz „Created and Loved. A guide für Catholic school and identity and gender” würden dem Dokument der Bildungskongrentation „Als Mann und Frau schuf er sie“ widersprechen.

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Das Gegenteil ist der Fall. Der Theologe und Philosoph Müller hat alle Texte unter die Lupe genommen und stellt fest: „Es wird keiner Geschlechtervielfalt das Wort geredet“. Während die entsprechende Passage im Papier des Synodalen Weges so gelesen werde, „dass kirchliche Verlautbarungen … umgeschrieben bzw. korrigiert werden müssten“, hebe die australische Bischofskonferenz die „Zweigeschlechtlichkeit und Beziehungsfähigkeit untereinander und zu Gott“ hervor und weise „auf die Komplementarität von Frau und Mann als guter Teil der Schöpfung“ hin. 

Kein Wort zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften

„Created and loved“ sei eine Handreichung an katholische Schulleiter, so Müller, „und will orientieren zwischen der Lehre der Kirche, humanwissenschaftlichen Erkenntnissen und politischer, kultureller und gesellschaftlicher Rezeption“. Dabei werde unterschieden zwischen Lehre, Pastoral, Praxis und kirchlicher Terminologie im Vergleich zu säkularen Begrifflichkeiten. Aus dem Original geht somit entgegen der Behauptungen des Synodalen Wegs hervor, dass die australischen Bischöfe die christliche Anthropologie in „theologischer Reflexion dann humanwissenschaftliche Erkenntnisse in ihr Leitbild einordnet und nicht umgekehrt“. 

Müller zitiert aus dem Text, in dem unter anderem die Rede ist von dem Bemühen seitens katholischer Schulen, „starke Glaubensgemeinschaften zu sein, […] die den ganzen Mensch fördert“, Schulleiter sollten „alle Mitarbeiter kontinuierlich in christlicher Anthropologie und menschlicher Sexualität ausbilden“ und „dem Schüler ein unterstützendes Umfeld bieten“, in dem er lernen und reifen könne auf seinem Weg hin zur Ganzheit. Auch ein „missionarischer Anspruch“ werde erhoben, so Müller, der folgendermaßen schlussfolgert: „Das Papier macht einen Unterschied zwischen Lebenswirklichkeit und Lebens(schöpfungs)ordnung.“ Es sei Verantwortung katholischer Schulleiter, „sich kritisch mit in der Gegenwartsgesellschaft kursierenden anderen anthropologischen Konzepten auseinander zu setzen“. Und: „Von der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist im ganzen Text keine Rede!“

Was die flämischen Bischöfe wirklich meinen

Auch im Text der flämischen Bischöfe gibt es laut Müller keine Hinweise auf eine Segnung solcher Partnerschaften. Segnen werde nur im Zusammenhang mit Gebet angesprochen. Der Unterschied zur sakramentalen Ehe solle deutlich bleiben. Allerdings bewegten sich die Aussagen der Flandern in einer Grauzone und seien weniger deutlich als die der Australier, sagte Müller gegenüber dieser Zeitung. 

Das zeige bereits die Tatsache, dass die belgischen Bischöfe am Tag der Veröffentlichung der Pastoral noch sagten, der Vorstoß entspräche dem Willen von Papst Franziskus, dies aber tags drauf bereits revidierten und betonten, keine Liturgie zur Segnung homosexueller Paare einführen zu wollen.  DT/dsc

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost umfassende Berichte, Hintergründe und Meinungen zur fünften Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt.

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