Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Augsburg/Bonn/Eichstätt

Bischöfe und Laien begrüßen Vatikan-Kritik am Synodalen Weg

Es sei notwendig gewesen, dem Synodalen Weg Grenzen zu setzen, so der Bonner Stadtdechant Picken. Der Augsburger Bischof Meier betont: Das Einheitsrisiko sei virulent.
Pfarrer Wolfgang Picken
Foto: Rolf Vennenbernd (dpa) | „Es war notwendig, dem Synodalen Weg in Deutschland Grenzen aufzuweisen und dem Selbstverständnis mancher Synodaler zu widersprechen“, so der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken.

Die am Donnerstag veröffentlichte Kritik des Vatikans am deutschen Synodalen Weg stößt weiter auf sehr unterschiedliche Reaktionen. Während das Präsidium des Synodalen Wegs noch am Donnerstagabend betonte, die Kirche in Deutschland strebe keinen „deutschen Sonderweg“ an, begrüßten mehrere kirchliche Amtsträger und Laienvertreter die Stellungnahme. 

Der Augsburger Bischof Bertram Meier betonte in einem Statement auf der Website des Bistums, er finde es gut, „dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat“. Das Einheitsrisiko sei virulent. „Schließlich sagt der Heilige Stuhl deutlich: Bitte bindet den Weg der Teilkirchen in Deutschland, das sind die Diözesen, in den weltweiten synodalen Prozess ein – und das kann ich als Weltkirchen-Bewegter und auch als Weltkirchenbischof nur begrüßen.“

Synodaler Weg muss sein Selbstverständnis korrigieren

Noch deutlicher wurde der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken. „Es war notwendig, dem Synodalen Weg in Deutschland Grenzen aufzuweisen und dem Selbstverständnis mancher Synodaler zu widersprechen“, erklärte er laut dem Internetportal „domradio.de“. Viele Texte, Plädoyers und Voten des Synodalen Wegs würden sich von der geltenden Lehre der Kirche und dem Kirchenrecht lösen, so Picken, der auch Mitglied im Synodalforum „Macht und Gewaltenteilung“ ist. Es entstehe der Eindruck, der deutsche Dialogprozess könne Grundlagen der katholischen Lehre verändern und neue kirchlichen Normen für den deutschen Sprachraum verabschieden.

Lesen Sie auch:

Weiter betont Picken: „Nach der Erklärung von Papst Franziskus muss der Synodale Weg in Deutschland sein Selbstverständnis korrigieren, wenn er keine Spaltung betreiben will.“ Der deutsche Dialogprozess sei jetzt aufgefordert, „sich in den von Papst Franziskus einberufenen weltkirchlichen synodalen Weg einzubinden und so die Einheit mit der Weltkirche zu wahren“.

Der Vatikan hatte dem Synodalen Weg in Deutschland am Donnerstag in einer Erklärung untersagt, Entscheidungen zu fällen die „die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral verpflichten“. Damit ist der Absicht der Protagonisten des Synodalen Wegs, abseits von Rom und der Weltkirche sowie dem synodalen Weltprozess Fakten zu schaffen, die die Kirchenleitung, die Ämter oder die Sittenlehre betreffen, jede Grundlage entzogen. Wollten deutsche Bischöfe dennoch irgendwelche Beschlüsse in diese Richtung fassen oder Verpflichtungserklärungen abgeben, die Änderungen der Leitungsstruktur beträfen, stünden sie damit außerhalb der Gemeinschaft mit Rom und der Weltkirche.

Ohne Raum für Interpretationen

Auch die Initiative „Maria 1.0“ lobte die Vatikan-Erklärung. In einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme heißt es, Papst Franziskus bringe „in aller Kürze und Deutlichkeit“ auf den Punkt, was spätestens seit dem Schreiben „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ klar sein müsse: : „Der ,Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten.“

Die knappe Erklärung des Vatikans lasse „keinen Raum für Interpretationen“ und mache unmissverständlich klar, „dass Papst Franziskus von der ,deutschen Synodalität‘ à la ,Marke Eigenbau‘“ nicht viel halte, so Clara Steinbrecher, die Leiterin der Initiative. „Die Botschaft aus Rom ist klar! Wer jetzt anfängt, die Faktenlage zu verkehren oder die Erklärung zu seinen Gunsten umzubauen, nur um den begonnen Weg um jeden Preis weiterzugehen und umzusetzen, der beschädigt in erheblichem Maß die kirchliche Einheit und missversteht, was Papst Franziskus mit ,Synodalität‘ meint.“

Zuvor hatte auch die konservative Reform-Initiative „Neuer Anfang“ das Schreiben des Vatikans begrüßt: „Nüchtern gesprochen ist das die Beendigung. Der Vatikan hat die Notbremse gezogen“, erklärte Bernhard Meuser, Mitbegründer der Initiative, in einem Blogbeitrag. „Die Gefahr eines Schismas ist beendet. Die Katholische Kirche in Deutschland ist aufgefordert, eigene Sonderwege einzustellen und sich auf den weltweiten Synodalen Prozess zu konzentrieren.“  DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Bernhard Meuser Bertram Meier Papst Franziskus Synodaler Weg Weltkirche

Weitere Artikel

Albrecht Voigt, Mit-Organisator einer Wallfahrt nach Rom, im Gespräch über die Ewige Stadt, Menschen mit Leidenschaft und einen neuen Aufbruch in der Kirche.
17.11.2023, 20 Uhr
Dorothea Schmidt

Kirche

Die deutschen Bischöfe werden beim Synodalen Ausschuss wohl keine kirchenrechtskonforme Lösung finden. Das Mehrheitsprinzip eröffnet einen rechtsfreien Raum.
25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig