Da stand ich nun, mit einem vollen Koffer, an der Immigration des Flughafens von Dávao City. Ich war gerade gelandet, hatte während des Flugs vor Aufregung kein Auge zugetan und kaum etwas gegessen. Schnell checkte ich, ob der Flughafen wenigstens freies WLAN hatte. Fehlanzeige. Plötzlich bekam ich Angst. Was, wenn mich draußen niemand abholen würde? Wenn ich niemanden von der Volunteering-Organisation erreichen konnte? Oder wenn ich das Essen auf den Philippinen nicht vertrüge? Mein Kopf war auf einmal voll von Horrorszenarien. Ich fragte mich: Warum habe ich diesem Volontariat eigentlich zugesagt?
Doch sobald ich durch die Drehtür lief, verschwand meine Angst. Nicht nur, weil zehn junge Filipinos und Filipinas mich begrüßten, als sei gerade Taylor Swift gelandet, und mich so herzlich aufnahmen, als gehörte ich schon zur Familie. Sondern weil ich mich daran erinnerte, wieso ich das hier tat: Ich wollte meine Zeit und Aufmerksamkeit anderen schenken, über meinen Tellerrand hinausblicken und eintauchen in diese fremde Welt.
Sprung ins Ungewisse
Manchmal muss man seine Komfortzone verlassen, um zu wachsen. „Tue jeden Tag etwas, das dir Angst macht“, lautet ein Sprichwort. Vielleicht liegt darin mehr Wahrheit, als auf den ersten Blick zu sehen ist. In meinem Fall hat sich die Angst, die ich verspürte, auf jeden Fall gelohnt, denn ich wurde in den darauffolgenden Wochen auf den Philippinen so reich beschenkt, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.
Gut nur, dass ich meine Vision nicht aus den Augen verlor und den Sorgen nicht zu viel Platz einräumte. Wie also begegnet man dieser Angst, die sich immer genau dann einstellt, wenn man kurz davor ist, den Sprung ins Ungewisse zu wagen? Ich glaube, dass Gott ein so unerschütterliches Fundament für unser Leben bietet, dass wir aus dem Vertrauen heraus, das wir in ihn haben dürfen, getrost Mut fassen können, unbekannten Dingen ins Auge zu sehen. Die Leichtigkeit, sich aus dem Gewohnten zu wagen, kommt nicht dadurch, dass alles sicher ist – sondern weil wir einen Grundstein haben, der wirklich trägt und hält, gerade dann, wenn das Schiff des Lebens durch stürmische Zeiten geht und ganz schön wackelt. Der Moment, in dem wir die Kontrolle verlieren, ist der Moment, in dem wir Gott vertrauen müssen – und der Raum hat, zu wirken.
Herausforderungen stärken das Gottvertrauen
Johannes Paul II. sagte einmal: „Jesus ist es, der in euch etwas entfacht: die Sehnsucht, aus eurem Leben etwas Großes zu machen; den Willen, einem Ideal zu folgen; die Ablehnung, euch von der Mittelmäßigkeit verschlingen zu lassen.“ Jesus gibt uns immer wieder den Mut, uns aus unserer Komfortzone zu wagen – über die Angst hinaus. Denn der Preis, den wir zahlen, wenn wir uns mit Mittelmäßigem zufriedengeben, ist zu hoch. Vielleicht ist es nicht gleich die große Reise in ferne Länder. Vielleicht beginnt es damit, eine Bewerbung abzuschicken. Sich bei jemandem zu entschuldigen. Oder auch, eine neue Sportart anzufangen. Sich selbst herauszufordern, sich bewusst immer wieder Herausforderungen auszusetzen, kann unser Gottvertrauen ganz neu stärken.
Wenn wir Risiken eingehen, haben wir immer die Chance, ungeahnte Stärken kennenzulernen und zu erleben, dass Gott Wunder tut. Und selbst wenn wir scheitern, können wir aus unseren Fehlern lernen. Das größte Risiko ist jedenfalls, nie eines einzugehen. Das Schöne ist: Wir können immer bei Gott ausruhen und aus seiner Kraft heraus handeln. Wenn der Heilige Geist in uns wohnt, schenkt er uns die Stärke, die wir brauchen, um die Herausforderungen zu meistern, die vor uns liegen. Außerdem glauben wir an einen Gott, dem nichts unmöglich ist.

Die Autorin studiert Strategisches Management und Innovation an der Universität Innsbruck.
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