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Zum Schlagen geistlicher Schlachten

Aber nicht nur dann, wenn Not am Mann, ist der Rosenkranz ein verlässlicher Freund. Im Auto und bei Spaziergängen ist er immer dabei. Einer billiger aus Plastik wurde schließlich zum ständigen Begleiter – auch wenn er eine Perle zu viel hat.
Papst Johannes Paul II. mit dem Rosenkranz.
Foto: Filippo_Monteforte (ANSA) | Papst Johannes Paul II. mit dem Rosenkranz. Auch Rudolf Gehrig schätzt das Gebet mit den Perlen so sehr, dass er Rosenkränze en gros kauft.

Neulich habe ich in einer kleinen Seitengasse in Rom einen netten Laden entdeckt, der religiöse Andenken und Andachtsgegenstände verkauft. Ich wohne erst seit Ende März in der Ewigen Stadt und habe seitdem schon viel Kitsch gesehen. Doch dieser Laden war irgendwie anders. Als ich hineinging, entdeckte ich einen hochwertigen Rosenkranz mit dunklen Holzperlen. Am unteren Ende befindet sich das ikonische Papstkreuz von Johannes Paul II. in Miniaturform und in der Mitte eine Medaille mit dem Abbild des heiligen Papstes. Ich schnappte mir ein Päckchen und ging damit zur Kasse.

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Weil mein Italienisch gerade so für das Pizza-Bestellen ausreicht, machte mir die Verkäuferin mit Händen und Füßen klar, dass in der Packung mehr als nur ein Rosenkranz drin ist und fragte, ob ich wirklich die ganze Packung kaufen will. Ich war irritiert und dann schockiert über meine Dummheit. Klar, deshalb war die Packung ja auch so dick!

Aber ich wollte mir nichts anmerken lassen. Ich nickte beschwichtigend und bedeutete ihr, dass es von Anfang an mein Plan war und ich die ganze Packung kaufen will. Mit der Gewissheit, meinen Stolz gewahrt zu haben, schritt ich erhobenen Hauptes aus dem Laden wieder heraus. Stolz ging ich nach Hause. Nun allerdings bin ich stolzer Besitzer von gleich zwölf nagelneuen Rosenkränzen.

Rosenkränze satt

Mehrere Rosenkränze zu haben kann nie schaden, eigentlich. Fast immer habe ich einen einstecken. Ich bete ihn gerne bei längeren Autofahrten oder Spaziergängen, manchmal sogar beim Joggen. Im Laufe meines Lebens habe ich schon viele Rosenkränze verschenkt, noch mehr Rosenkränze habe ich allerdings irgendwo verloren oder liegengelassen.

Meinen Lieblingsrosenkranz habe ich seit 2019. Ich habe ihn auf dem Weltjugendtag in Panama bekommen. Ordensschwestern aus Betlehem hatten tausende Rosenkränze hergestellt, die dann auf dem Weltjugendtag an die Pilger verteilt werden sollen. Er war nichts Besonderes, einfache Holzperlen an einem Gummizug, während im kleinen Holzkreuz das Wort „Betlehem“ eingeprägt ist. Dieser Rosenkranz könnte auch als Armband durchgehen.

Viel genutzt

Entgegen meiner Angewohnheit, Rosenkränze zu verlieren, habe ich diesen Rosenkranz bis heute. Weil er – materiell gesehen – nicht so hochwertig ist, hatte ich ihn nach dem Weltjugendtag fast überall dabei. Dank des praktischen Gummizugs hing er für eine lange Zeit um den Knüppel der Gangschaltung meines Autos, um mich bei längeren Fahrten ans Gebet zu erinnern. Viele (geistliche) Schlachten habe ich mit ihm schon geschlagen.

Der Holzlack der Perlen ist schon längst verbleicht. Vielleicht liegt es am Schweiß meiner Hände, weil ich den Rosenkranz jedes Mal fest umklammere, wenn ich in eine stressige Situation komme. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich ihn schon mehrmals versehentlich mitgewaschen habe.

Ein Ave Maria mehr

Auf jeden Fall ist mir dieser Rosenkranz mittlerweile ganz schön ans Herz gewachsen, weil er nämlich doch etwas Besonderes ist: Irgendeine der Betlehem-Schwestern muss sich bei der Herstellung verzählt haben, als sie die Perlen auf den Gummizug aufgefädelt hat. Gleich im ersten Gesätz (oder im letzten, je nachdem, wo man anfängt) ist eine Perle zu viel. Dieses Gesätz hat elf Ave Marias statt der üblichen zehn.

Vielleicht wusste die göttliche Vorsehung, dass es diesem Kerl nicht schadet, lieber mal ein Ave Maria mehr zu beten. Mit Zählen habe ich es ja ohnehin nicht so. Apropos, ist jemand von Ihnen interessiert an einem nagelneuen Rosenkranz mit einer Medaille von Johannes Paul II. drauf? Ich hätte da ein paar übrig.

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