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Mit Reportagen und Reels in den Zukunftsjournalismus

Man kennt sie oft auch als „Junge Federn": Am Wochenende trafen sich die Nachwuchsjournalisten der „Tagespost“ in Köln.
Nachwuchsseminar Tagespost 2025
Foto: Josef Kuhn | Lernen von Profis: Das Journalistenehepaar Tabitha Bühne und Markus Spieker (mittig) teilte am Wochenende seinen Erfahrungsschatz mit den Jungautoren der „Tagespost“. Fot

„Was bist du für ein Naturtalent! Das können wir genauso schreiben“, tuschelt ein „Nachwuchsjournalist“ halblaut einem anderen zu. Die Begeisterung klingt bis zum anderen Ende des Raums, in dem die 17 jungen Menschen ihren Reportagen gerade den letzten Schliff verpassen. Noch elf Minuten bleiben bis zur Abgabe. Schließlich ist „journalistisches Arbeiten immer Arbeiten unter Zeitdruck“, wie der Politikredakteur Sebastian Sasse ihnen am Vormittag erklärte.

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An diesem Allerheiligenwochenende findet zum dritten Mal das „Jungautorentreffen“ der „Tagespost“ statt, in Köln. Organisiert hat es die Chefredakteurin der Zeitung selber, Franziska Harter, gemeinsam mit den Journalisten Anna Diouf und Rudolf Gehrig. Die „Tagespost“ möchte die katholische Stimme in den Medien stärken. Heute und in der Zukunft. Darum fördert sie junge Menschen, die zum katholischen Glauben stehen und Freude am Schreiben haben.

Netzwerken gehört für Journalisten dazu

Die Teilnehmer kommen aus Innsbruck, Passau, Eichstätt, dem Rheingau – und aus Köln selber. Die Jüngste ist 16 und geht zur Schule, der Älteste ist über 30 und bereitet sich auf die Priesterweihe vor. Viele haben schon mal Texte verfasst, einige auch Beiträge für Instagram. Schließlich ist Journalismus seit Langem mehr als nur geschriebenes Wort. Manche Teilnehmer kennen sich schon untereinander – zumindest vom Lesen. „Dein Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Hast du nicht neulich für die ,Jungen Federn‘ geschrieben?“, fragte eine Studentin ihren Sitznachbarn am Samstagabend in der Bar, während der Kellner das Kölsch-Bier verteilte. Es war schon späte Nacht, als die letzten Nachwuchsjournalisten die Stufen in der Unterkunft hochstiegen. „Ideen und Inspiration profitieren besonders vom persönlichen Austausch. Daher sind die Netzwerke, die durch das Seminar entstehen, mindestens ebenso wichtig wie die praktische Ausbildung“, bringt ein Teilnehmer es später auf den Punkt: Kontakteknüpfen ist wesentlich im Journalismus.

Der Countdown läuft. Gleich müssen auch die letzten Texte und „Reels“, also die kurzen Videos für die Plattform „Instagram“, abgeschickt sein. Wer fertig ist, kann sich Kirschkuchen und Kaffee nehmen. „Du bist doch so ein Technik-Ass. Könntest du mir kurz helfen?“, klingt es nun vom Tisch hinten rechts – ein wenig gestresst. „Du hast eine telegene Ausstrahlung. Dich bräuchte ich noch für mein Video“, sagt ein Junge mit Mikrofon in der Hand einem Mädchen mit langen, braunen Locken. Wenig später steht die Studentin auf dem Balkon vor der Kamera. Knapp erklärt sie, wo sie Gott in ihrem Leben schon begegnet ist.

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Gestern war „Erntezeit“, die jungen Journalisten haben „das Heu reingeholt“, wie Rudolf Gehrig die journalistische Recherchearbeit beschrieb. Eine Gruppe fuhr auf den Spuren von Papst Johannes Paul II. zum Kölner Dom, eine andere begab sich zur Beerdigung eines obdachlosen Mannes mit dem Kölner Weihbischof Ansgar Puff auf einen Waldfriedhof, eine weitere besuchte die „Maria in den Trümmern“, eine Marienstatue, die im Zweiten Weltkrieg ein Bombardement mit 34.000 Tonnen Sprengstoff überstand. Das alles im Dauerregen. Denn wer als Journalist Erfolg haben möchte, der muss bereit sein, sich „die Füße schmutzig zu machen“, so Gehrig.

Erst Heu reinholen, dann den Eisberg erklimmen

Danach kommt die „Spitze des Eisbergs“: zu entscheiden, welche Informationen „Kunst sind und was weg kann“. Geschriebenes muss wahr und unterhaltsam sein. Man darf alles, außer Langweilen. Das ist die Grundregel des Genres Reportage. Am Samstag teilten die erprobten Journalisten und Moderatoren Markus Spieker und Tabitha Bühne ihren Erfahrungsschatz – für einige der Junior-Autoren war es das „Highlight“ des Wochenendes. Spieker war ARD-Korrespondent in Indien und schreibt schon seit Jahren quasi jährlich ein Buch. Bühne ist Sportjournalistin. Die beiden lernten sich kennen, weil Bühne Spieker ein schriftliches Kompliment zu seinen Büchern machte.

Sechs Monate nach ihrem ersten persönlichen Treffen heirateten sie. „Wenn man sich über die 100 wichtigsten Bücher ausgetauscht hat, dann ist alles klar“, klärt Bühne die darüber etwas verblüfften Jungjournalisten lachend auf. Dem Ehepaar geht es nicht um „Haltungsjournalismus“, sagen sie. „Christ sein führt dazu, ein guter Kollege zu sein“, so Spieker. Medienleute müssten christlich, humanistisch und realistisch arbeiten. Christlich, weil sie in der Ewigkeit verwurzelt sind. Humanistisch, weil sie sich am Wohl des Nächsten orientieren. Und realistisch, weil sie die Dinge sehen, wie sie sind. Dass Bühne Fernsehmoderatorin ist, verrät ihre Stimme, so klar und deutlich artikuliert sie sich. Sie und ihr Ehemann spielen sich das Wort hin und her und vervollständigen gegenseitig begonnene Gedankengänge. Fast so, als moderierten sie gerade eine TV-Sendung.

Die Kommunikation zum Beruf gemacht

„Medienschaffende machen ihr Kommunikationstalent zum Beruf. Dass ihr gerne kommuniziert, hat euch hier zusammengebracht“, stellt Spieker mit einem Blick in die U-förmige Tischrunde klar. Genauso wie der katholische Glaube. Der Tag von Allerheiligen begann für die Jungautoren mit einer heiligen Messe in der Kirche der Petrusbrüder nebenan, Allerseelen mit einer Frühmesse im nahe gelegenen Karmelitinnenkloster. Die Reportagen sind jetzt eingeschickt und werden in Rekordzeit von den Profi-Journalisten korrigiert und bewertet. Vieles ist schon gut, genauso viel noch ausbaufähig. „Aus Fehlern lernt man“, hatte Tabitha Bühne gesagt.

Das bestätigen die Rückmeldungen der Teilnehmer, die bald – teilweise aus den Zügen der Deutschen Bahn – eintreffen: „Die Reportage zu schreiben war ganz schön herausfordernd. Ich habe viel dazugelernt für meine zukünftige Arbeit als Tagespost-Junior-Autorin!“, schreibt eine Studentin aus Bayern.

Weitere Informationen zum Nachwuchsprogramm der „Tagespost": https://www.die-tagespost.de/kirche/junge-tagespost/

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