Zahlen decken keinesfalls die Realität ab und doch halten sie gerade Westeuropa einen Spiegel vor, wie sich an der zuletzt stattgefundenen Gebetsaktion „Eine Million Kinder beten den Rosenkranz“ gezeigt hat: Am 18. Oktober jährte sich die internationale Rosenkranzaktion von Kirche in Not. Der Heilige Vater hatte tags zuvor nach dem Angelus erfreulicherweise zu dieser Gebetsaktion ermutigt, die sich in diesem Jahr in besonderer Weise der Fürsprache des heiligen Josef anvertraute und allen Jungen und Mädchen, die mitmachen, gedankt.
Not lehrt beten
Wie zu erwarten, kamen die meisten Rosenkranz betenden Kinder aus Polen, Mexiko, der Slowakei und Indien, diesmal aber auch aus Brasilien und der Ukraine. Insgesamt beteiligten sich etwa eine viertel Million junge Beter. Offenbar fasst die Gottesmutter am meisten Fuß in den ohnehin marianisch geprägten Orten, an denen sie mehrfach erschienen ist. Zugleich sind es die ärmeren und vom Unfrieden bedrohten Länder, in denen die Kraft des Rosenkranzes erkannt wird. Es bestätigt sich das Sprichwort: Not lehrt beten.
In Deutschland zeichnet sich allerdings ein anderes Bild ab: Lediglich 64 Registrierungen waren dort zu verzeichnen. Ein katholisches Armutszeugnis, wenn man bedenkt, dass die Kirche in Deutschland sich im weltkirchlichen Diskurs als federführend empfindet. Angesichts der kaum erfolgten Werbung für die Gebetsaktion in den deutschen Bistümern war das Ergebnis absehbar. Die gesamte PR-Kapazität der Kirche in Deutschland scheint bereits voll ausgeschöpft für die Bewerbung des Synodalen Wegs, dem neuen Heilsplan zur Erlösung von der vermeintlichen Erbsünde des Missbrauchs. Der Rosenkranz kommt dagegen nicht an.
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