Seine „innere Heimat“ nannte der Philosoph und Theologe Romano Guardini (1885–1965) das Pfarrhaus von Mooshausen. Wesentlich war die Freundschaft mit dem Mooshausner Pfarrer Josef Weiger (1883–1966), aber auch jene mit der Haushälterin und Newman-Übersetzerin Maria Knoepfler (1881–1927). 1985 traten Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Elisabeth Prégardier mit der Bildhauerin Maria Elisabeth Stapp (1908–1995) in Kontakt, die ab Ende der 1930er Jahre im Pfarrhaus gelebt und später das Erbe Pfarrer Weigers verwaltet hatte. Seit 1993 gibt es einen neuen „Freundeskreis Mooshausen“, der, im Geiste des ersten Mooshausner Freundeskreises, zu Veranstaltungen ins Pfarrhaus bittet.
Große Rolle
Dort, so die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, spielte Marienverehrung sowohl denkerisch als auch als Gebetsform und in der Kunst eine große Rolle. Im Laufe der Geschichte hätten sich Rosenkranz, Anrufungen, Litaneien, Gebete und symbolische Preisungen als Ausprägungen der Marienverehrung entwickelt. Gerl-Falkovitz streifte Ephraim den Syrer, der Maria als „Harfe des Heiligen Geistes“ pries oder auch eine äthiopische Marienlitanei, die – wie die Lauretanische Litanei – mit großen Raumbildern beginnt: „Immerwährender Tempel, priesterlicher Vorhof, erwählte Säule...“ Die Philosophin führte in die reizvollen Marienpreisungen der Dichterin Christine de Pizan (1364–1430) ein, um schließlich anhand von Romano Guardinis Büchlein „Über das Rosenkranzgebet“ (1944), das im Pfarrhaus von Mooshausen entstand, zu einer Betrachtung dieser Gebetsform zu kommen.
Das Ave
Der Beter möge den Text des „Ave“ „als bloßen Wortraum nehmen“, so Guardini, das Gewicht liege auf dem Meditationswort, dem sogenannten „Geheimnis“, das einen „Einstrom des Sinns, der Stimmung“ bedeute. Wie Gerl-Falkovitz ausführte, schlug Guardini für den schmerzhaften Rosenkranz mit seinen Christusgeheimnissen eine eigene Variante vor, die an die Stelle des „Ave“ eine Christuspreisung setzte, und nach dem Geheimnis mit der Anrufung „Jesus Christus, Heiland der Welt, Herr und Bruder, sei uns gnädig“ schloss. Guardinis Arbeit am Rosenkranz kulminierte im Büchlein „Das Jahr des Herrn“ (1949), wo er jedes Sonntagsevangelium für fünf Geheimnisse ausgearbeitet hatte.
Marienlyrik
Rosenkranz und Marienlyrik seien beides Kurztexte von ausgesprochener Bildkraft, so die Germanistin Gudrun Trausmuth. Parallel zur Entwicklung vom Lateinischen zur Volkssprache habe sich die Mariendichtung als Wortkunst ganz allmählich aus dem liturgischen Kontext gelöst. Nach den Zäsuren, die Reformation und Aufklärung in Bezug auf die künstlerische Hinwendung zu Maria bedeutet hätten, habe es in der Romantik einen neuen Aufschwung gegeben; das lyrische Ich wende sich nun aber ganz subjektiv Maria zu. Trausmuth konturierte die Züge und Bedeutung des Marienbildes in Gedichten von Novalis, Eichendorff, Hesse und le Fort, um dann insbesondere Mariengedichte von Ida Friederike Görres (1901–1971) in den Blick zu nehmen: Inmitten harter Vergänglichkeits- und Abgrunderfahrung bei Görres, bleibe Maria unangefochten; ganz Mensch und zugleich Himmelskönigin, sei sie dem irdischen Elend enthoben und sicherer Grund der Hoffnung und Freude.
Skapulier
Der Kirchenhistoriker Alkuin Volker Schachenmayr wandte sich der Skapulierbruderschaft im Stift St. Peter/Salzburg während der frühen Neuzeit zu. Das aus zwei kleinen braunen Stoffstücken bestehende Karmelskapulier gelte „als Ordensgewand en miniature“, so Schachenmayr. Theologisch bedeutsam sei die Symbolik des Gewandstücks, denn, Maria als „Kleidgeberin“ zu verehren, hänge mit ihrer Rolle bei der Inkarnation zusammen: sie bekleidete den Gottessohn mit ihrem Fleisch. Das Tragen des Karmelskapuliers, so Schachenmayr, wurde auch mit einem besonderen Schutz durch Maria in Gefahren für Leib und Seele in Zusammenhang gebracht. Schachenmayr unterstrich die Popularität der von Benediktinerpatres betreuten Salzburger Karmelbruderschaft: Tausende ließen sich in das „Album Marianum“ eintragen, versprachen das Gebet des Rosenkranzes und den Messbesuch am „Skapulieraltar“. Für den betreffenden Altar in der Stiftskirche St. Peter wurde von Kremser Schmidt, vulgo Martin Johann Schmidt, eine faszinierende Gewandüberreichung gemalt: die Jungfrau Maria übergibt das Skapulier an den Karmelit Simon Stock. Das Skapulierfest am 16. Juli, so Schachenmayr, sei ein Höhepunkt gewesen, wo sich nicht nur Menschen aller Schichten, sondern auch der jeweilige Fürsterzbischof in St. Peter eingefunden habe.
Gefäß der Gnade
Die Kunsthistorikerin Bärbel Zöller präsentierte Bilder von Jost von Cleve und Bernhard Strigel, auf denen der Jesusknabe als Symbol für Gesundheit und Wohlbefinden einen Rosenkranz aus Korallen in der Hand hält. Gleichsam abseits liegt im Bild der „Stuppacher Madonna“ ein Rosenkranz in einer Schale; dies symbolisiere Maria als Gefäß der Gnade. Gemalte und geschnitzte Ave-Maria-Rosen und Pater-noster-Medaillons auf Kirchenaltären seien Anleitung und Einladung zur Nachahmung zugleich, so Zöller.
Bild des Heils
Die gleiche pädagogische Funktion hatten die Märtyrer und Heiligen, Päpste und Kaiser, die im andächtigen Rosenkranzgebet dargestellt wurden. Wie Bärbel Zöller ausführte, brachte etwa der Sieg in der Seeschlacht von Lepanto (1571), der dem Rosenkranzgebet zugeschrieben wurde, einen neuen motivischen Schwerpunkt. In der Gegenreformation sei dann das Thema der Rosenkranzverteilung wichtig gewesen: die Überreichung des Rosenkranzes an den heiligen Dominikus und die heilige Katharina von Siena durch die Muttergottes und das Jesuskind. Die Tagung „Ein Kranz von Rosen“ endete mit einem Schritt in die Gebetspraxis: in der Mooshausner Kirche wurde mit einer Meditation von Christa Krämer der Freudenreiche Rosenkranz gebetet: „Bilder des Heils, die der Rhythmus hilfreich entbindet.“
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