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Nach Missbrauchsgutachten: Marx tief erschüttert

Der Münchener Kardinal zeigt sich "erschüttert und beschämt" vom Ausmaß des Missbrauchs. Man wolle sich nun an den Opfern orientieren - aber auch die Reform der Kirche vorantreiben.
Kardinal Marx zeigt sich "erschüttert und beschämt"
Foto: Andreas Arnold (dpa) | In einer ersten Reaktion auf den Missbrauchsbericht äußerte sich Kardinal Marx am Nachmittag in München.

Nach der lange erwarteten Vorstellung des Missbrauchsgutachten im Erzbistum München und Freising hat sich der Münchener Kardinal Reinhard Marx „erschüttert und beschämt“ gezeigt. Sein erster Gedanke gelte den Betroffenen sexuellen Missbrauchs, die durch Priester und kirchliche Vertreter Unheil und Leid Erfahren hätten, erklärte Marx am Donnerstagnachmittag in einer Stellungnahme vor Pressevertretern in München. 

Seine Begegnungen mit Betroffenen hätten eine Wende bewirkt und seine Wahrnehmung der Kirche verändert. Im Namen der Erzdiözese bitte er um Entschuldigung für das Leid, das Menschen im Raum der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten zugefügt worden sei. 

"Über weitere Konsequenzen nachdenken und beraten"

Konkrete Schritte kündigte Marx am Donnerstag noch nicht an. Da das nun vorgestellte Gutachten so umfangreich sei, werde man sich im Erzbistum intensiv damit beschäftigen, es genau lesen und „über weitere Konsequenzen nachdenken und beraten". Zusammen mit dem Münchener Generalvikar Christoph Klingan und der Amtschefin Stephanie Herrmann  werde er zeitnah mit dem Betroffenenbeirat und der Kommission zur unabhängigen Aufarbeitung in Austausch treten.

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Marx wörtlich: „Ich hoffe sehr, dass wir am nächsten Donnerstag erste Perspektiven aufzeigen und den weiteren Weg skizzieren können.“ Dabei würden die Bistumsverantwortlichen weiterhin eng zusammenarbeiten. Für kommenden Donnerstag hat das Erzbistum München eine weitere Pressekonferenz mit Kardinal Marx angekündigt. „Jetzt ist die Zeit, die Impulse, die das Gutachten gibt, aufzugreifen und weitere Schritte in die Zukunft zu gehen“, so Marx.

Der Kardinal und Erzbischof, der zur Vorstellung des Gutachtens am Donnerstagmittag eingeladen war, ein persönliches Erscheinen jedoch ablehnte, erklärte weiter, er habe die Pressekonferenz „selbstverständlich“ verfolgt.

Marx: Es geht um Erneuerung der Kirche

Die Missbrauchskrise bleibe eine „tiefe Erschütterung für die Kirche“, erklärte der 68-Jährige weiter. Zur Aufarbeitung und zum weiteren Weg gehöre es einerseits, sich an den Opfern zu orientieren. Nach Ansicht Marx‘ gehe es aber um mehr: „Es geht um die Erneuerung der Kirche, es geht um das, was wir auch im Synodalen Weg versuchen und vorantreiben.“ Der innerkirchliche Reformprozess sei ausgegangen von der MHG-Studie und ihren Analysen. Aufarbeitung, so Marx, könne nicht getrennt werden vom „Weg der Veränderung, der Erneuerung und der Reform der Kirche“. 

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In dem am Donnerstag vorgestellten Gutachten werfen die Anwälte dem derzeitigen Münchener Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, Fehlverhalten in zwei Fällen vor. Sie halten ihm vor, sich lange nicht persönlich um Missbrauchsfälle gekümmert und in erster Linie dem Generalvikar sowie dem Ordinariat überlassen zu haben. Erst ab 2018 habe sich dies geändert.

Auch Benedikt werden Pflichtwidrigkeiten vorgeworfen

Auch dem emeritierten Papst wirft die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl konkret in vier Fällen Pflichtwidrigkeiten vor. Darunter befindet sich der Fall eines Essener Pfarrers, der sich des Missbrauchs schuldig gemacht hatte und dann nach München versetzt wurde, um sich dort einer Therapie zu unterziehen. In München beging er weitere Missbrauchstaten und wurde mehrfach versetzt.

Der Fall schlägt seit Wochen hohe Wellen in den Medien und nimmt eine Sonderstellung im Gutachten ein. Es enthält eine umfangreiche Stellungnahme Benedikts, der stets dementiert hatte, über die Untaten des Geistlichen informiert gewesen zu sein.  DT/mlu

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