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Wachsende Spannungen im Erzbistum Köln

Staatsanwaltschaft Köln ermittelt in zwei Fällen gegen den Kölner Kardinal wegen des Verdachts der falschen eidesstattlichen Versicherung.
Staatsanwaltschaft Köln ermittelt in zwei Fällen gegen den Kölner Kardinal
Foto: Johannes Neudecker (dpa) | Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Kardinal Woelki im Zug einer presserechtlichen Auseinandersetzung mit dem Axel Springer Verlag eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben und somit eine Straftat begangen hat.

Die juristischen Auseinandersetzungen zwischen dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und dem Axel Springer Verlag wegen des Verdachts einer falschen eidesstattlichen Aussage ziehen weitere Kreise. Nachdem eine frühere Mitarbeiterin des Erzbistums als Zeugin vernommen worden war, hat die Staatsanwaltschaft Köln nun auch in einem zweiten Fall Ermittlungen gegen Woelki aufgenommen.

Woelki: Nur gerüchteweise von den Vorwürfen gehört

Der Stein war in der Woche vor dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom ins Rollen gekommen, nachdem eine frühere Mitarbeiterin des Erzbistums in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger eine Aussage von Kardinal Woelki in Zweifel gezogen hatte. Dabei geht es um die Beförderung eines Geistlichen zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten im Jahr 2017, der bereits im Jahr 2001 durch Kontakt zu einem Prostituierten aufgefallen war und gegen den in den folgenden Jahren Vorwürfe wegen Fehlverhaltens gegenüber Messdienern sowie sexuellen Missbrauchs erhoben worden waren.

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Kardinal Woelki hat nach eigenen Angaben nur gerüchteweise von den Vorwürfen gehört. Nun prüft die Staatsanwaltschaft, ob er im Zug einer presserechtlichen Auseinandersetzung mit dem Axel Springer Verlag eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben und somit eine Straftat begangen hat. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung geschrieben, der Kardinal habe Fakten, die gegen den Geistlichen sprachen, aus der Personalakte gekannt. Dies hatte Woelki zurückgewiesen und wegen falscher Berichterstattung geklagt.

Kürzlich erklärte die frühere Sekretärin Kardinal Meisners im Zeugenstand, sie habe Woelki bereits während seiner Amtszeit als Weihbischof über das Fehlverhalten des Priesters informiert. Ihre Aussage stützte sich auf persönliche Beobachtungen des Geistlichen. Die Glaubwürdigkeit der für ihre Diskretion und Professionalität bekannten langjährigen engsten Mitarbeiterin Kardinal Meisners wird in Kölner Kirchenkreisen nicht in Zweifel gezogen. Indes erklärt der Anwalt des Kardinals, zwischen der Aussage des Kardinals, er habe den Inhalt der Personalakte des Geistlichen nicht gekannt und der Aussage der beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen bestehe kein Widerspruch. Am 7. Dezember wird ein weiterer Zeuge in dem Verfahren vor dem Kölner Landgericht aussagen.

Evangelischer Präses sagt ökumenische Adventsvesper mit Woelki ab

Der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel sagte unterdessen die traditionelle ökumenische Adventvesper mit Kardinal Woelki ab. „Der Gottesdienst am Anfang des Advents wird durch die Ereignisse im Erzbistum Köln so überlagert, dass nicht mehr das Gebet oder die Verkündigung wahrgenommen wird, sondern nur die Frage einer Positionierung in der innerkatholischen Auseinandersetzung“, begründete ein Sprecher der rheinischen Landeskirche am Mittwoch in Düsseldorf die Absage.  DT/reg

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