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„Anders katholisch sein“

Der Rombesuch der deutschen Bischöfe hat die Fraktion der Kritiker des Synodalen Wegs bestärkt. Eine Kehrtwende brachte er aber nicht.
Rombesuch der deutschen Bischöfe hat die Fraktion der Kritiker des Synodalen Wegs bestärkt
Foto: Johannes Neudecker (dpa) | Die deutschen Bischöfe gehen nach einer Messe in die Sakristei der Erzbasilika San Giovanni in Laterano. Die Deutschen Bischöfe waren in dieser Woche in Rom für ihren regelmäßigen Pflichtbesuch im Vatikan.

Die deutschen Bischöfe sind am Freitag mit Spitzenvertretern der Römischen Kurie zusammengekommen. Es ging um den Synodalen Weg. Aber kamen sie auch wirklich zusammen? Im Sinne einer gemeinsamen Linie? Beim abschließenden Journalistengespräch zum „Ad limina“-Besuch am Samstagvormittag wies Bischof Georg Bätzing den Vorwurf weit von sich, mit dem synodalen Prozess nördlich der Alpen sei die Gefahr einer Protestantisierung der katholischen Kirche in Deutschland verbunden. „Wir wollen katholisch sein“, meinte er, „aber eben anders katholisch“.

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Typisch deutsch sei es eben, wenn es auf dem Synodalen Weg nun einmal sehr strukturiert und ergebnisorientiert zugehe. Für Rom sei das nicht der Weg, hielt Bätzing fest. Beim „Ad limina“-Besuch der deutschen Bischöfe wurden alle kritischen Fragen des deutschen Prozesses auf den Tisch gelegt. Aber mit welcher Methode diese zu lösen seien, dafür hat der Rom-Besuch des deutschen Episkopats wohl nicht den Schlüssel geliefert.

Zwei verschiedene Methoden

Wenn Franziskus von Synodalität spricht, dann denkt er daran, zuzuhören und im Licht des Glaubens zu unterscheiden. Im Letzten hat das für den Papst etwas mit dem Heiligen Geist zu tun. Wenn die Protagonisten des Synodalen Wegs von Synodalität sprechen, dann denken sie an Strukturreformen, Expertenpapiere und zügig durchgezogene Entscheidungen, das heißt an Abstimmungen, in denen die Mehrheit eine Beschlusslage schafft. Nichts deutet darauf hin, dass der Besuch der deutschen Bischöfe in Rom etwas an dieser grundlegenden Differenz der Methoden geändert hat.

Die Minderheit ist bestärkt

Allerdings deutete Bischof Bätzing am Samstag an, dass sich die Kritiker des Synodalen Wegs in den Reihen der deutschen Bischöfe durch die Vertreter der römischen Kurie bestärkt fühlen könnten. Vor allem durch Kardinal Marc Ouellet vom Dikasterium der Bischöfe, der sich sogar für ein Moratorium, ein momentanes Aussetzen des Synodalen Wegs, ausgesprochen hatte. Die von Rom bestärkte Minderheitsfraktion in der Bischofskonferenz wird nun deutlicher und klarer auftreten können, etwa in der kommenden Sitzung des Ständigen Rats der Bischofskonferenz oder im Vorfeld des nächsten Zusammentreffens des Präsidiums des Synodalen Wegs. 

Die Kurie war gut vorbereitet

Noch vor Wochen konnte man in Rom hören, den Papst interessiere der deutsche Weg wenig, die römischen Dikasterien würden in dieser Sache nicht zusammenarbeiten und seien im Übrigen nicht gründlich darüber informiert, was in den bereits beschlossenen Papieren des Synodalen Wegs tatsächlich steht. Das hat sich als falsch erwiesen. Die Kurie war gut vorbereitet auf den Besuch aus deutschen Landes. Dass Papst Franziskus selber nicht an dem Spitzengespräch zwischen Kurie und deutschem Episkopat teilgenommen hat, obwohl es der Vatikan so angekündigt hatte, war schon richtig. So konnte Klartext geredet werden. Die „Römer“ haben es getan. Aber den Synodalen Weg aus der Spur geworfen haben sie damit nicht. 

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Guido Horst

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