Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat auf seiner Vollversammlung am Samstag in Berlin beschlossen, künftig Mitglieder ausschließen zu können. Hintergrund sind erstarkende extremistische Positionen in der Gesellschaft. Wie die katholische Nachrichtenagentur (KNA) heute mitteilte, soll eine entsprechende Unvereinbarkeitsklausel in die ZdK-Satzung aufgenommen werden. Das habe das Gremium am Samstag mit großer Mehrheit (94 Prozent) beschlossen. Die konkrete Ausgestaltung ist noch offen.
Laut Entwurf können Personen aus dem Gremium ausgeschlossen werden, die Mitglieder oder Unterstützer einer Gruppierung, Organisation oder Partei seien, die der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und dem christliche Menschenbild widersprächen.
ZdK warnt vor Populismus im Bundestagswahlkampf
Auf der Versammlung warnte das ZdK dem Bericht zufolge vor Populismus im anstehenden Bundestagswahlkampf. ZdK-Chefin Irme Stetter-Karp rief die Mitglieder dazu auf, sich angesichts dessen, dass Populisten im Aufwind seien, verstärkt in Verbänden oder demokratischen Parteien zu engagieren. Christen seien aufgefordert, ihre Ressourcen zu nutzen und sich mutvoll in gesellschaftliche Debatten einzubringen.
Bereits am Freitag hatte sie gefordert, „das demokratische Gemeinwesen wieder resilient, stark und attraktiv zu machen“. Die Demokratie sei „doppelt und dreifach unter Druck“. Das ZdK hatte dazu einen Antrag verabschiedet, der vor einer zunehmenden Diskriminierung von Migranten warnt. Laut ZdK seien „differenzierte und wirksame Konzepte im Umgang mit Erwerbsmigration, Fluchtmigration und Extremismusbekämpfung“ notwendig. Es sei unredlich, Migration als Ursache für die Missstände zu nennen, anstatt in die soziale Infrastruktur zu investieren.
ZdK sieht sich als Vertreter der deutschen Katholiken
Im neuen Leitbild des Gremiums, das ebenfalls am Freitag verabschiedet wurde, heißt es, das ZdK vertrete „die Anliegen der katholischen Gläubigen in Deutschland“. Nach eigener Aussage leitet das ZdK aus dem christlichen Glauben den Auftrag ab, aktuelle Themen aus Gesellschaft und Kirche aufzugreifen. Es setze sich demnach für die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen ein, was sich unter anderem im Engagement „gegen Intoleranz, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und jegliche Form von Extremismus“ zeige.
Hintergrund der Reform von Leitbild, Satzung und Geschäftsordnung des ZdK ist der Umzug vor drei Jahren von Bonn nach Berlin. Der neue Standort fordere heraus, die ZdK-Position in der sich ständig verändernden Gesellschaft klar zu bestimmen, erläuterte Vizepräsidentin Claudia Nothelle.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat im September Leitlinien zum Umgang mit kirchlichen Mitarbeitern veröffentlicht, die Mitglied einer Partei mit extremistischen Positionen sind oder offen mit solchem Gedankengut sympathisieren. Die Leitlinien mündeten in einer Erklärung zur Unvereinbarkeit von völkischem Nationalismus und Christentum. DT/dsc
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