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„Weltordnung aus den Fugen geraten“

Österreichs Bischöfe mahnen zum Frieden und betonen das „Recht auf Verteidigung“.
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner
Foto: Österreichische Bischofskonferenz | Erzbischof Lackner versicherte auf eine Frage dieser Zeitung, dass die Kirche Österreichs die pastorale und humanitäre Arbeit der katholischen Kirche in der Ukraine nach Kräften unterstütze.

Mit Sorge blicken Österreichs Bischöfe auf die aktuellen, dramatischen Veränderungen weltweit. „Es droht ein globales Wettrüsten und viele fragen sich zu Recht, ob genug getan wird, um Konflikte rechtzeitig mit friedlichen Mitteln zu entschärfen oder zu beenden“, heißt es in einer Stellungnahme der Österreichischen Bischofskonferenz, die deren Vorsitzender, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, am Freitagvormittag in Wien präsentierte. Darin betonen die Bischöfe das „Recht auf Verteidigung, im Letzten auch mit militärischen Mitteln“. Der Einsatz solcher militärischer Mittel, um ein Volk rechtmäßig zu verteidigen habe nichts zu tun mit dem Bestreben, andere Nationen zu unterjochen. Die bisherige Weltordnung und vermeintliche Sicherheiten seien „aus den Fugen geraten“.

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Mit Blick auf die Ukraine wünschen die österreichischen Bischöfe, von denen mehrere das Land auch während des Kriegs besuchten, Sicherheit und Frieden. Mit Blick auf die aktuellen politischen Ereignisse halten sie aber fest, dass ernst gemeinte Anstrengungen für ein Ende der Gewalt, für ein Schweigen der Waffen und für Friedensverhandlungen nichts zu tun hätten mit einem „Deal, in dem sich die Stärkeren über die Köpfe der Betroffenen hinweg Land, Bodenschätze, Einfluss und Macht aufteilen“. Es brauche vielmehr einen gerechten und dauerhaften Frieden, „der die Interessen der Menschen in der Ukraine und ihr Recht auf Selbstbestimmung angemessen berücksichtigt“. 

Sorge um das Heilige Land

Ein solcher Frieden wäre nach Ansicht der Bischöfe Österreichs „auch im Sinne der Menschen in Russland“. Erzbischof Lackner versicherte auf eine Frage dieser Zeitung, dass die Kirche Österreichs die pastorale und humanitäre Arbeit der katholischen Kirche in der Ukraine nach Kräften unterstütze: „Wir helfen, wo wir nur können.“ In Gesprächen mit den ukrainischen Bischöfen dominiere aber immer deren Bitte um das Gebet. „Tragen wir diese große Wunde in unser Gebet hinein!“, so Erzbischof Lackner.

Sorge haben die österreichischen Bischöfe auch um den Frieden im Heiligen Land: „Dieser Krieg bringt weder für Israelis noch für Palästinenser Sicherheit und Frieden. Auf Gewalt folgt stets weitere Gewalt“, heißt es in einer Stellungnahme. Und weiter: „Ohne die Anerkennung des Leidens der jeweils anderen Seite und die Überwindung von Schwarz-Weiß-Schemata kann es keinen Frieden im Heiligen Land wie im gesamten Nahen Osten geben.“ Unklar sei die Lage in Syrien, doch haben Österreichs Bischöfe nach den Massakern an der alawitischen Minderheit vor wenigen Tagen Sorge um die bedrohten Christen Syriens. Die internationale Staatengemeinschaft habe jetzt die Pflicht, „zur Stabilisierung und zum Wiederaufbau des Landes solidarisch beizutragen“.

Den Weg mit der Weltkirche weitergehen

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung, die heuer erstmals in der traditionsreichen ungarischen Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma abgehalten wurde, hat sich die Österreichische Bischofskonferenz auch mit dem synodalen Prozess auf weltkirchlicher Ebene und mit der vom Papst angekündigten „Kirchlichen Versammlung“ im Jahr 2028 beschäftigt. Dem Papst, der „selbst vom Krankenbett aus noch für Überraschungen gut“ sei, sei vor allem „das geistliche Gespräch wichtig“, meinte Erzbischof Lackner am Freitag in Wien. Die Forderungen der Katholischen Aktion nach einem Plenarkonzil in Österreich wies Lackner zurück: Er wolle das nicht ausschließen, doch gelte es jetzt, „den Weg mit der Weltkirche weiterzugehen“. In Österreich selbst mache man mit den synodalen Strukturen gute Erfahrungen, sagte Lackner, der auf die mehr als 40.000 ehrenamtlichen Mitglieder von Pfarrgemeinderäten und pfarrlichen Vermögensverwaltungsräten verwies.

Erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten tagte die Österreichische Bischofskonferenz ohne den langjährigen Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, der selbst von 1998 bis 2020 ihr Vorsitzender war. Aufgrund seiner Emeritierung nahm für die Erzdiözese Wien in Pannonhalma der Apostolische Administrator Josef Grünwidl teil. Ihm streute Erzbischof Lackner gegenüber Medienvertretern am Freitag Rosen: Grünwidl sein in der Bischofskonferenz gut aufgenommen worden und seine Stimme werde „gerne gehört“, so Lackner, der kein Geheimnis daraus machte, dass er sich den amtierenden Administrator als Nachfolger Schönborns in Wien vorstellen könnte.

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