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„Unbändiger Hass“: Betroffenenbeirat kritisiert Auszeichnung von Kölner Journalist

Der Journalist Joachim Frank ist für seine Arbeit zur Kölner Missbrauchsaufarbeitung gewürdigt worden. Der Sprecher des Betroffenenbeirats wirft ihm einen „Feldzug gegen Kardinal Woelki“ vor.
Joachim Frank, Journalist und Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten
Foto: Julia Steinbrecht (KNA) | Joachim Frank, der für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt und Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten ist, war in der vergangenen Woche von der Fachzeitschrift „medium magazin“ in der Kategorie ...

Der Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Peter Bringmann-Henselder, hat mit deutlicher Kritik auf die Auszeichnung des Journalisten Joachim Frank für seine Arbeit zur Kölner Missbrauchsaufarbeitung reagiert. Bringmann-Henselder wirft Frank vor, einen „Feldzug gegen Kardinal Woelki“ geführt zu haben, mit dem er das Ziel verfolgt habe, diesen aus dem Amt zu verdrängen.

"Objektivität und Fairness sind nicht sein Stil"

In einer ausführlichen Stellungnahme, die dieser Zeitung vorliegt, führt der Sprecher des Betroffenenbeirats „negative Stimmungsmache“ gegen den Kölner Erzbischof und Kardinal, Rainer Maria Woelki, an. Diese sei Bringmann-Henselders Worten zufolge Franks „unbändigem Hass“ geschuldet. „Objektivitat und Fairness sind nicht sein Stil.“ Da er aber durch seine Berichterstattung mediales Interesse geweckt und „ordentlich Stimmung gemacht“ habe, werde er nun geehrt. „Rein ökonomisch sicher richtig, aber moralisch bestimmt nicht.“ Obwohl Frank fehlende moralische Aspekte in dem von Kardinal Woelki in Auftrag gegebenen Gutachten zur Missbrauchsaufarbeitung anprangere, habe Frank selbst „wenig Sinn für Moral“, wenn es um seine Berichterstattung gehe.

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Frank, der für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt und Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten ist, war in der vergangenen Woche von der Fachzeitschrift „medium magazin“ in der Kategorie Reportage regional mit dem ersten Platz gewürdigt worden. Zur Begründung hieß es, Frank habe mit mehreren exklusiven Recherchen und Enthüllungen rund um den Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln maßgeblich dazu beigetragen, „dass die Missstände und das moralische Versagen der Amtsträger bundesweit beachtet und diskutiert wurden“. Seine Recherchen hätten dazu geführt, dass der Vatikan Prüfer entsandt und Woelki eine halbjährige Auszeit auferlegt habe.

Vorsitzender spricht von "Hass auf die Kirche"

An der Auszeichnung Franks kritisiert Bringmann-Henselder zudem, dass dieser sich mit dem Betroffenenbeirat nie in Verbindung gesetzt habe. Stattdessen habe er sich „allzu gern auf die Aussagen der ehemaligen Sprecher des Beirats verlassen, die ihm willfährig zur Seite standen und genau die negativen Aussagen machten“, die Frank gebraucht habe. Bringmann-Henselder verweist im Zusammenhang mit seiner Kritik an Frank gegenüber dieser Zeitung auch auf seine eigenen Recherchen zur Missbrauchsaufarbeitung im Kölner Erzbistum.

Auch auf privater Ebene erhebt Bringmann-Henselder massive Vorwürfe gegen den Journalisten Frank, der auch Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist: „Woher kommt bei Herrn Frank der Hass auf die Kirche, speziell auf das Erzbistum Köln und seinen Kardinal?“, fragt der Vorsitzende des Betroffenenbeirats. „Ist es vielleicht seine gescheiterte Priesterlaufbahn, die er beenden musste, weil er heiratete? Oder ist es seine eigene Vertuschung, denn er war ein Jahr als Priester im Amt mit einer Frau liiert und hat dies seinem Vorgesetzten verschwiegen?“ Daraus zieht Bringmann-Henselder den Schluss, dass Frank selbst ein „Vertuscher“ sei.

Bringmann-Henselder räumt ein, dass die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln „sicher nicht optimal“ verlaufen sei. Es sei jedoch „kein guter Stil“, sich an Fehlern in der Kommunikation abzuarbeiten und sie als mangelhafte Aufarbeitung auszulegen. „Es hätte Herrn Frank gut gestanden, sich nur auf diese Fehler zu konzentrieren, sie zu benennen und vielleicht sogar Hilfe anzubieten. Aber das bringt keine Schlagzeilen und Auflagen.“ Bringmann-Henselder wirft Frank vor, „alles in einen Topf geworfen“ und „bis ins Letzte negativ ausgelegt“ zu haben.  

Lob für Woelki

Im Gegensatz dazu betont Bringmann-Henselder, dass Woelki in der Missbrauchsaufarbeitung Wort gehalten habe. Als erstes und bisher einziges Bistum habe Köln ein Gutachten vorgelegt, das ungekürzt und ungeschwärzt fur jeden einsehbar sei. „Warum wird dies von Herrn Frank nicht anerkannt? Warum haben andere Bischöfe eingestimmt in die hasserfüllte Kritik von Herrn Frank?“ Auch, weil sie befürchteten, dass sie an dem Kölner Gutachten gemessen würden, so die Vermutung Bringmann-Henselders.  DT/mlu

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