Die „Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats“ (UOK-MP) sitzt jetzt zwischen allen kirchlichen und politischen Stühlen. Einerseits distanziert sie sich vorsichtig von der eigenen Kirchenleitung in Moskau, die den Krieg Putins gegen die Ukraine rechtfertigt und für den Sieg der russischen Truppen betet. Andererseits sieht sie sich wachsenden Feindseligkeiten innerhalb der Ukraine ausgesetzt und greift die ukrainischen Behörden an.
Vorwürfe gegen die ukrainische Politik
Besorgt zeigen sich die in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat stehenden orthodoxen Bischöfe in der Ukraine „über die häufigen Fälle von Aufstachelung zu Hass und religiösen Auseinandersetzungen in der Ukraine“. Sie erinnern an zwei Gesetzesentwürfe, die im Parlament vorliegen und darauf abzielen, die Strukturen des Moskauer Patriarchats zu verbieten.
Die UOK-MP sieht das in einer aktuellen Erklärung nicht als Reaktion auf die Invasion Russlands und die Rechtfertigung des Krieges durch Kyrill. Sie betrachtet die heutige Problemlage vielmehr als „Folge der falschen Religionspolitik der Präsidentschaft von Poroschenko und der zerstörerischen Ideologie der sogenannten Orthodoxen Kirche der Ukraine“. Beides, Poroschenkos Religionspolitik und die Autokephalie-Erklärung, seien „Gründe für die militärische Invasion“ gewesen.
Massive Kritik der ukrainischen Politik
Diese These ruft nun massive Kritik der ukrainischen Politik hervor: Parlamentarier der Partei von Präsident Selenskyj („Diener des Volkes“) kündigen an, das Parlament werde die Behauptung der UOK-MP, dass die russische Invasion durch die Gründung einer autokephalen Kirche provoziert wurde, prüfen. Eine Anhörung über die Rolle der Kirchen solle noch Ende Mai stattfinden.
Das staatliche Amt für Ethnopolitik und Gewissensfreiheit (DESS) kritisiert die Erklärung der UOK-MP gar als „Anstiftung zu religiösem Hass, Beleidigung der Gefühle von Gläubigen und Rechtfertigung des Krieges Russlands“. Der Theologe und Philosoph Jurij Chornomorez fordert öffentlich ein Verbot der Strukturen des Moskauer Patriarchats in der Ukraine. Der Episkopat der UOK-MP sei „völlig kompromittiert“. DT/sba
Lesen Sie einen ausführlichen Hintergrund zur kirchlichen Lage in der Ukraine in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".