Der Jurist und Rechtsphilosoph Horst Dreier sieht in der Kirche keine notwendige Stütze der Verfassungsordnung. Auf einem Studientag der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Würzburg sagte der emeritierte Jura-Professor, es ließe sich beobachten, dass demokratische Staaten auch in Gebieten mit wenigen Gläubigen funktionierten. Im Verhältnis von Staat und Religion gehe es in der kommenden Zeit zunächst darum, Konflikte zu bewältigen, die sich durch die wachsende religiöse Pluralität ergeben könnten.
Toleranz und Respekt
Der Studientag hatte sich unter der Fragestellung „Braucht der Staat Religion?“ dem Verhältnis von Kirche und Staat in Deutschland gewidmet. Auch die Göttinger Politikwissenschaftlerin Tine Stein, Erstunterzeichnerin der „Frankfurter Erklärung für eine synodale Kirche“, sprach auf der Veranstaltung. Sie sah in Toleranz und Respekt, die Christen aufweisen sollten, demokratische Werte, die für den Staat eine Ressource sein könnten.
Hintergrund des Studientags waren die angesichts der schwindenden gesellschaftlichen Bedeutung der Kirchen andauernden Debatten um die Frage, ob die bestehenden Verflechtungen von Staat und Religionsgemeinschaften, wie sie etwa im konfessionellen Religionsunterricht oder im Einzug der Kirchensteuer durch den Staat bestehen, noch als zeitgemäß angesehen werden können. DT/jra
Zu welchen Ergebnissen die Referenten in der Frage der Sonderregelungen des kirchlichen Arbeitsrechts kamen und welche theologischen Argumente vorgebracht wurden, lesen Sie in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“.