Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Franziskus im Kongo

Papst: Dem Frieden „die Türen des Herzens“ öffnen

Als zweite Station im Kongo feiert Papst Franziskus eine Messe am Flughafen von Kinshasa. Dabei spricht er immer wieder von den Wunden, die Hass, Krieg und Gewalt hinterlassen.
Papst Franziskus kommt am Flughafen Ndolo an
Foto: Jerome Delay (AP) | Papst Franziskus kommt am Flughafen Ndolo an, um die Heilige Messe zu feiern. Der Gottesdienst mit dem Pontifex findet auf dem Gelände eines Militärflughafens statt.

In seiner Predigt während der heiligen Messe am Flughafen von Kinshasa am Mittwochvormittag hat Papst Franziskus – ausgehend vom Evangelium der Auferstehung – von der Freude, insbesondere aber auch vom Frieden gesprochen: „Jesus verkündet den Frieden, während in den Herzen der Jünger vieles zerbrochen ist, er verkündet das Leben, während sie den Tod in sich spüren.“

Franziskus nennt "drei Quellen des Friedens"

Der Friede Jesu komme gerade in dem Augenblick, „in dem für sie alles zu Ende schien, in einem gänzlich unerwarteten und unverhofften Moment, als es keine Anzeichen von Frieden gab.“ Jesus verkünde den Frieden, während in den Herzen der Jünger vieles zerbrochen sei, er verkünde das Leben, während sie den Tod in sich spürten. „In einer Welt, die von Gewalt und Krieg entmutigt ist, verhalten sich Christen wie Jesus. Er wiederholte den Jüngern fast eindringlich: Friede sei mit euch!; und wir sind aufgerufen, uns diese unverhoffte und prophetische Verkündigung des Friedens zu eigen zu machen und der Welt mitzuteilen.“

Lesen Sie auch:

Der Papst sprach von den „drei Quellen des Friedens“: von der Vergebung, der Gemeinschaft und der Sendung. Bevor der Herr den Aposteln die Vollmacht zur Vergebung der Sünden erteile, vergebe er ihnen; „nicht mit Worten, sondern mit einer Geste, der ersten, die der Auferstandene ihnen gegenüber vollzieht. Er zeigte ihnen seine Hände und seine Seite“. Die Vergebung werde aus Wunden geboren. „Sie entsteht, wenn die erlittenen Wunden keine Narben des Hasses hinterlassen, sondern zu einem Ort werden, an dem wir für Andere Platz machen und ihre Schwächen annehmen. Dann werden Schwächen zu Chancen und Vergebung wird der Weg zum Frieden.“

 Mit Liebe das eigene Herz für die anderen öffnen

Es gehe nicht darum, alles hinter sich zu lassen, als ob nichts geschehen wäre, sondern darum, mit Liebe das eigene Herz für die anderen zu öffnen. Jesus „kennt deine Wunden, er kennt die Wunden deines Landes, deines Volkes, deiner Erde! Es sind brennende Wunden, die ständig von Hass und Gewalt infiziert werden, während die Medizin der Gerechtigkeit und der Balsam der Hoffnung nie einzutreffen scheinen. Bruder, Schwester, Jesus leidet mit dir, er sieht die Wunden, die du in dir trägst und möchte dich trösten und heilen, indem er dir sein verwundetes Herz darbietet.“

In dem Zusammenhang forderte Papst Franziskus die Menschen im Kongo zum Frieden auf: „Es möge ein günstiger Augenblick für dich sein, der du dich in diesem Land Christ nennst, aber Gewalttaten begehst; zu dir sagt der Herr: ‚Leg die Waffen nieder, und nimm Erbarmen an’“. Die Verwundeten und Unterdrückten dürften keine Angst haben, „eure Wunden mit denen Jesu zu teilen. Werft die Vergangenheit, jede Angst und Sorge auf Ihn.“ Die Christen im Kongo sollten „die Türen des Herzens und des Hauses für seinen Frieden öffnen! Lassen wir uns von Gott vergeben und vergeben wir einander!“

Die Gemeinschaft als Quelle des Friedens

Die Gemeinschaft sei die zweite Quelle des Friedens, denn der Auferstandene spreche zu den Jüngern „im Plural“. Wer „in der Gesellschaft aber auch in der Kirche“ Macht und die eigene Karriere verfolge, folge „seinem eigenen Ich statt dem wahren Gott“. Dies führe wie bei den Jüngern dazu, „zu Hause eingeschlossen, ohne Hoffnung und voller Angst und Enttäuschung“ zu bleiben. Es bestehe die Gefahr, „dem Geist der Welt zu folgen, statt dem Geist Christi.“ Das beste „Gegenmittel“ gegen Spaltung und Verweltlichung sei, „die Armen anzusehen und ihnen zuzuhören, weil sie Mitglieder unserer Gemeinschaft sind und keine Fremden“. Dann „werden wir entdecken, dass wir alle eine innere Armut gemeinsam haben; dass wir alle des Geistes Gottes bedürfen, um uns vom Geist der Welt zu befreien.“ Die Kirche, an der mit Gottes Hilfe gebaut werden soll, ist „die ohne weltlichen Geist und voll von Heiligem Geist, frei von Reichtum für sich selbst und erfüllt von geschwisterlicher Liebe!“

Der Papst nannte als dritte Quelle des Friedens die Sendung, die Mission. Franziskus unterstrich, Gott Vater habe den Sohn „für alle gesandt: nicht nur für die Gerechten, sondern für alle“. In Anlehnung an Jesaja – „Friede, Friede dem Fernen und dem Nahen, spricht der Herr“ – fügte er hinzu: „den Fernen, vor allem, und den Nahen: nicht nur den ‚Unsrigen’, sondern allen“. Wer Missionar des Friedens sei, erhalte selbst Frieden. Dies sei eine Entscheidung, „in unseren Herzen Platz für alle zu schaffen, es bedeutet zu glauben, dass ethnische, regionale, soziale und religiöse Unterschiede nachgeordnet sind und kein Hindernis darstellen, dass die anderen Brüder und Schwestern sind, Mitglieder derselben menschlichen Gemeinschaft; dass ein jeder Adressat des Friedens ist, den Jesus in die Welt gebracht hat.“

Christen seien „definitionsgemäß“ dazu aufgerufen, „den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und die Ränke des Hasses zu zerschlagen, ein Friedensgewissen für die Welt zu sein“.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
José García Frieden und Friedenspolitik Jesus Christus Papst Franziskus Päpste

Weitere Artikel

Chinas Drohgebärden spiegeln nicht nur regionale Ambitionen, sondern Pekings Selbstverständnis als Weltmacht.
07.03.2024, 11 Uhr
Stephan Baier

Kirche