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Ordensschwester Kaschner kritisiert „Maria 2.0“

Die Bilder von „Maria 2.0“ erweckten den Eindruck, als seien Frauen in der Kirche in der Opferrolle, so die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz. Gottesdienste zu bestreiken, wäre für sie wie ein geistlicher Hungerstreik.
Kirchenstreik-Aktion Maria 2.0
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa) | 18.05.2019, Baden-Württemberg, Ulm: Frauen mit Pflastern über ihren Mündern stehen vor dem Ulmer Münster. Die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz kritisierst die Aktion.

„Sehr unwohl“ angesichts der Kirchenprotest-Aktion „Maria 2.0“ fühlt sich Anna Mirijam Kaschner, Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz mit Sitz in Dänemark. Eine Bestreikung von Gottesdiensten, „dieser meiner wichtigsten Lebensquelle“, wäre für sie „wie ein geistlicher Hungerstreik“, dessen Sinn und Zweck ihr nicht klar sei, so die Ordensschwester, die zu den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut gehört, in einem Gastbeitrag für das Kölner Nachrichtenportal „domradio.de“.

Kaschner: Kommt Streik nicht einer Zurückweisung von Gottes Liebesangebot gleich?

„Streik ist immer ein Druckmittel; wenn ich streike, schade ich damit einem Unternehmen finanziell, um es zum Einlenken auf meine Forderungen zu bewegen“, schreibt Kaschner, und wirft die Frage auf, wem die Aktion schade. „Der Kirche? Als Katholikin bin ich doch selbst Teil dieser Kirche, nicht nur deren Mitglied. Der Amtskirche? Dem Pfarrer? Der Gemeinde? Oder weise ich mit diesem Streik nicht zutiefst und zuletzt jenes Liebesangebot Gottes zurück, dass ER uns in jeder Eucharistiefeier macht?“ Damit würde man sich letztlich selbst schaden.

Unwohl sei ihr auch bei den Forderungen der Aktivistinnen und bei der Zusammensetzung der Themen, so Kaschner. Diese lasse sie fragen: „Handelt es sich hier um einen Rundumschlag, bei dem möglichst alle strittigen Themen endlich (wieder) einmal aufs Tapet gebracht werden sollen?“ Anders könne sie sich nicht erklären, was die Forderung nach einer völligen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle mit dem Priestertum für Frauen und mit der Abschaffung des Zölibats zu tun haben solle.

Frauen müssen Rolle einnehmen, die sich nicht über Streben nach Priesteramt definiert

Darüber hinaus übt Kaschner in ihrem Beitrag auch Kritik an den Bildern, die über die Aktion verbreitet werden. „ Bildern von Maria und anderen Frauen mit zugeklebtem Mund.“ Diese Bilder erweckten den Eindruck, als seien Frauen in der katholischen Kirche Opfer, beispielsweise von Unterdrückung, Schweigegeboten, Ungerechtigkeit oder mangelnder Meinungsfreiheit. „Aber stimmt das denn? Können Frauen nicht genauso wie Männer Dienste und Ämter in der Kirche übernehmen – im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, als Pastoral- und Gemeindereferent/innen, Lektorinnen und Gottesdienstleiterinnen?“ Zudem weist die Ordensschwester darauf hin, dass Frauen auch als Theologieprofessorinnen fungierten, an Universitäten lehrten und die Ausbildung von Priesteramtskandidaten prägten.

Es sei an der Zeit, so Kaschner, dass Frauen in der Kirche ihre Rolle einnehmen würden, die sich nicht über das Streben nach dem Priesteramt definiere. „Frauen haben ihr eigenes Charisma, mit dem sie über Jahrhunderte hinweg die Kirche geformt, gestaltet und bereichert haben, ein Charisma, das gerade in unserer Zeit dringend gebraucht wird und das vielleicht nur außerhalb des hierarchischen Amtes Frucht bringen kann.“

DT/mlu

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