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Mit geistlichen Waffen gegen die Waffen dieser Welt

Die Aufforderung des Papstes, heute für den Frieden zu fasten und zu beten, ist auch ein Glaubenstest.
Vatikankorrespondent Guido Horst, Papst Leo XIV.
Foto: IMAGO / Catholicpressphoto | Was können Christen tun? Fasten und Beten, sagt Papst Leo XIV.

„Maria, Königin des Friedens, bitte für die Völker, dass sie den Weg des Friedens finden.“ Mit diesen Worten hat Papst Leo am Mittwoch für den heutigen Freitag zu einem Tag des Fastens und Betens aufgerufen. „Unsere Erde wird weiterhin von Kriegen verwundet – im Heiligen Land, in der Ukraine und in vielen anderen Regionen der Welt“, sagte der Papst am vergangenen Mittwoch gegen Ende der Generalaudienz. „Ich lade alle ein, den Tag des 22. August“ – an dem die Kirche das Fest Maria Königin des Friedens feiert – „in Fasten und Gebet zu begehen, indem wir den Herrn anflehen, uns Frieden und Gerechtigkeit zu schenken und die Tränen derer zu trocknen, die unter den andauernden bewaffneten Konflikten leiden.“

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Und man muss schon sagen, die Lage ist dramatisch – und irgendwie tragisch, da nahezu aussichtslos. Die „Menschen guten Willens“ müssen tatenlos zusehen, wie sich die Spiralen der Gewalt weiterdrehen – verbal und mit Worten. Die israelische Armee hat ihr Vorrücken in Gaza-City begonnen und Krankenhäuser und humanitäre Organisationen im Norden des Gazastreifens aufgefordert, sich auf die Evakuierung von Zivilisten in den Süden vorzubereiten. Der russische Präsident Wladimir Putin fordert die Ukraine auf, die gesamte Ostregion des Donbass abzutreten, ihre Ambitionen auf einen Nato-Beitritt aufzugeben, neutral zu bleiben und westliche Truppen aus dem Land fernzuhalten. Für Außenminister Sergej Lawrow käme die Absicht der Europäer, nach einer Einigung Truppen in die Ukraine zu entsenden, einer „ausländischen Intervention“ gleich. Unterdessen stellt US-Präsident Donald Trump fest, dass Kiew eigentlich Russland angreifen müsse, denn es sei „sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das angreifende Land anzugreifen“, und kündigt angesichts dieser ausweglosen Lage der Ukraine seinen Rückzug aus den Verhandlungen an. Trump lässt Putin gewähren und überlässt den Europäern einen Krieg, den er selbst eigentlich in 24 Stunden beenden wollte. Kein Silberstreif am Horizont, keine Aussicht auf eine Wende, wer den aufrichtigen Wunsch nach Frieden im Herzen trägt, sieht sich von den Entscheidern in der großen Politik alleingelassen.

Wenn die Verantwortlichen versagen…

„Wo es den Verantwortlichen staatlicher und internationaler Institutionen nicht gelingt, das Recht, Vermittlung und Dialog durchzusetzen, müssen die Religionen und die Zivilgesellschaft Mut zum Prophetischen haben“, schrieb jetzt Papst Leo an das Kulturfest von „Comunione e Liberazione“ in Rimini, das als „Meeting für die Freundschaft unter den Völkern“ gerade dem Dialog und der Verständigung dienen soll. Wenn „die große Politik“ versagt, sind die Zivilgesellschaft und auch die Religionen gefragt. Der Papst hat keine Divisionen und gläubige Christen haben keine Armeen, aber sie haben eine geistliche Waffe zur Hand, die sie genau jetzt – genau heute – einsetzen sollen: das Beten und Fasten. Immer wieder hat es Augenblicke in der Geschichte gegeben, in denen sich die Christen mit einem Gebetssturm an die Himmelskönigin wandten, um von der Gottesmutter das Wunder des Friedens zu erbitten. Und wenn der Papst darum bittet, dann sind die Katholiken gerufen, sich in diese „Friedensbewegung“ einzureihen. Der Glaube kann Berge versetzen. Er kann auch den Lauf der Geschichte drehen. Darum ist der Tag heute auch ein Test, wie viel Glaube im Volk Gottes noch vorhanden ist.

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