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Lütz zu Benedikt-Brief: „Ein Befreiungsschlag“

Der emeritierte Papst rede sich in seiner Stellungnahme nicht raus, so der Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Lütz. Stattdessen übernehme er „ohne Wenn und Aber“ Verantwortung.
Manfred Lütz: Emeritierte Papst übernehme „ohne Wenn und Aber“ Verantwortung.
Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa) | Benedikt übernehme „ohne Wenn und Aber die sozusagen politische Verantwortung für das, was in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising dort an Schrecklichem geschehen ist“, so Lütz.

Einen „Befreiungsschlag“ nennt der Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Lütz den vom emeritierten Papst Benedikt XVI. verfassten persönlichen Brief, in dem dieser zu den im Zuge des Münchner Missbrauchsgutachtens geäußerten Vorwürfen gegen seine Person Stellung nimmt. Gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa) erklärte Lütz, Papst Benedikt übernehme „ohne Wenn und Aber die sozusagen politische Verantwortung für das, was in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising dort an Schrecklichem geschehen ist“.

"Er schiebt auch nicht alles auf seine Mitarbeiter"

Nach Ansicht des Theologen, der zuletzt Kritik an den Münchner Gutachtern, der Anwaltskanzlei WSW, geübt hatte, rede sich Benedikt „nicht raus. Er schiebt auch nicht alles auf seine Mitarbeiter, wie manche ihm wohl geraten haben mögen. Das wäre auch nicht er selber gewesen“.

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Gleichzeitig räumte Lütz ein, er hätte es besser gefunden, wenn die persönliche Stellungnahme des emeritierten Papstes früher veröffentlicht worden wäre. Nun dürfe man „gespannt sein, ob eine Öffentlichkeit, die gerade Prominente liebend gerne vernichtet, dem 94-jährigen Mann jetzt Absolution erteilt“, so Lütz, der auch Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben und des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben ist. In vielen Ländern, zum Beispiel in Frankreich und Italien, sei der „Furor teutonicus“, mit dem die Deutschen wieder mal auf Benedikt eingedroschen hätten, nicht verstanden worden.

Tiefe Scham, großer Schmerz

In der ausführlichen Stellungnahme Benedikts, die der Vatikan am Dienstagmittag veröffentlichte, bringt der emeritierte Papst seine „tiefe Scham, meinen großen Schmerz und meine aufrichtige Bitte um Entschuldigung gegenüber allen Opfern sexuellen Missbrauchs zum Ausdruck“. Wörtlich schreibt er: „Jeder einzelne Fall eines sexuellen Übergriffs ist furchtbar und nicht wieder gut zu machen. Die Opfer von sexuellem Missbrauch haben mein tiefes Mitgefühl und ich bedauere jeden einzelnen Fall.“

Die fehlerhafte Darstellung in seiner ursprünglichen, für das Münchner Gutachten angefertigten Stellungnahme, was die Frage seiner Teilnahme an der Ordinariatssitzung vom 15. Januar 1980 betrifft, sei nicht beabsichtigt gewesen, und „so hoffe ich, auch entschuldbar“. Dass das Versehen seiner Berater ausgenutzt worden sei, „um an meiner Wahrhaftigkeit zu zweifeln, ja, mich als Lügner darzustellen“, habe ihn „tief getroffen“, so Benedikt.  DT/mlu

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