Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Streit um Kommunionempfang

Kulturkampf in Spanien beigelegt?

Ein Treffen zwischen der spanischen Gleichstellungsministerin und dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz scheint einen seit Wochen schwelenden Konflikt entschärft zu haben.
Die sozialistische Gleichstellungsministerin Ana Redondo
Foto: IMAGO/Gabriel Luengas (www.imago-images.de) | Die sozialistische Gleichstellungsministerin Ana Redondo traf sich mit Luis Argüello, dem Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz.

Seit Wochen drängt die sozialistische Gleichstellungsministerin Ana Redondo in den Kompetenzbereich der katholischen Kirche. Der Auslöser: Ein Dorfpfarrer verweigerte dem in einer „Homo-Ehe“ lebenden Bürgermeister der 1.500-Seelen-Gemeinde Torrecaballeros zu Weihnachten die Kommunion.

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Nachdem der zuständige Bischof von Segovia diese Entscheidung stützte, kritisierte Redondo das Vorgehen scharf und bezeichnete es als Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung. Sie regte an, das spanische Verfassungsgericht einzuschalten, um zu klären, ob eine solche Praxis mit Artikel 14 der Verfassung vereinbar sei. Dieser Artikel verbiete es, „LGBTQ-Bürger zu zwingen, sich zwischen ihrem Glauben und ihrer sexuellen Identität zu entscheiden.“

„In der katholischen Kirche gibt es keine Diskriminierung"

Am Mittwoch kam es schließlich auf Redondos Initiative hin zu einem Treffen mit Luis Argüello, dem Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz. Laut einer Mitteilung der Bischofskonferenz tauschten die beiden ihre Positionen zur Kommunionspendung an homosexuelle Gläubige aus. Argüello betonte: „In der katholischen Kirche gibt es keine Diskriminierung. Voraussetzung für den Empfang der Kommunion ist der Stand der Gnade – eine Regel, die für alle Katholiken gleichermaßen gilt, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.“

Das Gespräch, das etwa 80 Minuten dauerte, behandelte auch die umstrittene Frage sogenannter Konversionstherapien. Redondo hatte scharfe Kritik an Berichten über vermeintliche Konversionstherapien in sieben spanischen Diözesen, darunter Madrid, Barcelona und Valencia, geäußert. Diese Vorwürfe stützen sich auf Recherchen der Spanischen Vereinigung gegen Konversionstherapien und deren Vorsitzenden Saúl Castro. Das Ministerium hat hierzu eine Untersuchung eingeleitet, um mögliche Maßnahmen im Rahmen seiner Befugnisse zu prüfen. Redondo erklärte zudem, dass ihr Ministerium eine Änderung des Strafrechts erwäge, um solche Praktiken gezielt zu sanktionieren.

„Gespräche über Glaubensfragen“, keine „Konversionstherapien"

Die betroffenen Diözesen wiesen die Vorwürfe entschieden zurück und erklärten, dass sie solche Therapien „in Übereinstimmung mit der vatikanischen Position“ ablehnen. Was das Ministerium als „Konversionstherapien“ bezeichne, seien in Wahrheit „Gespräche über Glaubensfragen“.
Beim Treffen mit der Ministerin kritisierte Argüello den Begriff als ungenau und wissenschaftlich fragwürdig. Die katholische Kirche lehne Konversionstherapien ab, da sie nicht Teil ihrer seelsorgerischen Praxis seien. Er stellte klar: „Nicht jede Therapie, die keine affirmierende Haltung einnimmt, kann als Konversionstherapie bezeichnet werden.“ Das Projekt „Transformed“ der Kirche sei ein Angebot, „zur Hinwendung zu Christus und einem Leben nach dem Evangelium – für alle Menschen“.

Die Pressemitteilung vermerkt, beide Seiten hätten die Bedeutung von Freiheit, Gleichheit und Nichtdiskriminierung für den Rechtsstaat bekräftigt. Das Gespräch sei in „herzlicher und vertrauensvoller Atmosphäre“ verlaufen. Zur entspannten Stimmung mag beigetragen haben, dass sowohl die Ministerin als auch der Bischof aus Valladolid stammen. 

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