Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie geht gut fünf Jahre nach ihrem Ausbruch voran – jedenfalls innerhalb der katholischen Kirche. Dies ging aus dem am gestrigen Montag veröffentlichten Interview des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) hervor. Wörtlich sagte der Limburger Bischof, es sei „gut, dass eine Aufarbeitung – gerade im pastoralen Kontext - bereits begonnen hat.“ Dabei sprach Bätzing allerdings scheinbar nicht von konkreten, laufenden Vorhaben, beispielsweise durch die Bildung untersuchender Kommissionen. Auf Anfrage dieser Zeitung antwortete DBK-Pressesprecher Matthias Kopp nun vielmehr, Bätzing habe sich in dem Interview „allgemein auf innerkirchliche Reflexionsprozesse, die in verschiedenen pastoralen Kontexten bereits begonnen haben“ bezogen. Und weiter: „Diese betreffen insbesondere Fragen nach seelsorglichen Erfahrungen während der Pandemie und den daraus resultierenden Herausforderungen.“
Kopp verwies zusätzlich auch auf ein konkretes Projekt, nämlich die bereits im Dezember 2023 veröffentlichte Studie mit dem Titel „Churches Online in Times of Corona“ (Contoc). In der 599-seitigen Veröffentlichung geht es laut Studienwebsite um die Gestaltung der digitalen Angebote der evangelischen und katholischen Kirchen zwischen März und Juni 2020. Mit digitalen Formaten versuchten die Kirchen in Deutschland damals, während des ersten Lockdowns das kirchliche Leben aufrecht zu erhalten. Auch die Fortführung und die Rückwirkungen der „Digitalisierungsdynamiken“ sind demzufolge Gegenstand des Forschungsprojekts.
Die Krise als Chance
Ergebnisse der Studie waren gemäß einer schon 2021 veröffentlichten Mitteilung etwa, dass drei Viertel der Befragten – die Studie berichtet über die Erfahrungen von „Pfarrpersonen und Hauptamtlichen“ – angaben, in „Digitalisierungsprozessen innerhalb kirchlicher Kommunikation eher Chancen als Risiken“ zu sehen. Die Befragung zeige, „wie sehr die Krise die Innovationswilligkeit und das Innovationspotential der Befragten sichtbar“ mache. Andererseits hätten die Befragten etwa das Konzept der „geistigen Kommunion“ in großer Mehrheit als „wenig hilfreich und kaum vermittelbar“ eingeordnet. Die Studie müht sich also eher um eine Beschreibung der Situation als um eine Bewertung von Fehlern und Erfolgen.
Eigentlich hatten die Bischöfe das Thema Corona-Aufarbeitung auf der diesjährigen Frühjahrs-Vollversammlung im März diskutieren wollen. „Aus Zeitgründen“ hatte man die Befassung jedoch vertagt. Kopp hatte bei der Abschlusspressekonferenz angekündigt, der eigentlich geplante Tagesordnungspunkt „Corona-Pandemie und Aufarbeitung in der Pastoral“ müsse „in einen der nächsten ständigen Räte sozusagen verlagert werden“. Im Ständigen Rat treffen sich die Bischöfe auch unterhalb des Jahres fünf bis sechsmal für jeweils einen Tag, um die kontinuierliche Beratung untereinander aufrechtzuerhalten. (DT/jra)
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