Nach den Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat die Aufarbeitung der Corona-Pandemie innerhalb der Kirche bereits begonnen. Wie Bätzing in einem am heutigen Montag veröffentlichten Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur KNA sagte, sei es falsch gewesen, „so viele Gottesdienste abzusagen“. Für die Institution Kirche sei es „das Allerschlimmste, Menschen in Krankheit und in der Sterbebegleitung nicht beistehen zu können.“ Sterben geschehe schließlich nur ein einziges mal, da gebe es später „einfach nichts mehr nachzuholen.“ Auch die Kirche habe also „nicht alles gut gemacht“, und weiter: „Das lastet bis heute auf mir.“
Es sei „gut, dass eine Aufarbeitung – gerade im pastoralen Kontext - bereits begonnen hat.“ Was damit genau gemeint ist, führte Bätzing nicht aus. Auf eine Anfrage dieser Zeitung zum Thema Aufarbeitung vor einigen Wochen hatte das Bistum Limburg nicht reagiert. Aus anderen Bistümern war lediglich auf die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz verwiesen worden. Dort jedoch hatte man das Thema „aus Zeitgründen“ gestrichen. Lediglich die Bistümer Augsburg und Speyer hatten in kurzen Statements angedeutet, Aspekte auch der eigenen Reaktion auf die Pandemie im Nachhinein kritisch zu sehen.
Paragraph 218 ein guter Kompromiss
In dem Interview, das die KNA gleichzeitig mit Bätzing und seiner Cousine, der Rheinland-Pfälzischen SPD-Chefin Sabine Bätzing-Lichtenthäler führte, äußerte sich der Limburger Bischof auch zum Thema der öffentlichen Kritik in polarisierten Zeiten. Er lese „viele Kommentare“ und Kritik; wer „ernsthafte Fragen“ stelle, dem biete er den Austausch an. „Wer pöbelt oder nur seinen Frust abladen will, den ignoriere ich.“ Die KNA wollte von Bätzing auch wissen, ob man als guter Katholik in Rüstungskonzerne investieren dürfe. „Wie käme ich dazu zu sagen, du darfst das nicht. Ich traue jeder Katholikin und jedem Katholiken zu, dass sie mit ihrem Geld verantwortungsvoll handeln,“ lautet die Antwort des Bischofs. Immerhin: die Bischofskonferenz habe „Kriterien für ethische und nachhaltige Anlagen herausgegeben – als Empfehlung.“
Eindeutiger äußerte sich Bätzing zum Thema Schwangerschaftsabbrüche: Die rund 100.000 in Deutschland jährlich abgetriebenen Kinder betrübten ihn sehr. Man könne nicht die Selbstbestimmung der Frau und den Lebensschutz für das ungeborene Kinde gegeneinander ausspielen, denn beides seien „Verfassungswerte“. Man habe „mit dem Paragraphen 218 als einen guten Kompromiss“ heute eine befriedete Situation. Einigkeit mit der Cousine herrschte dafür in der Frauenfrage. Sie könne sich Frauen im Priesteramt „sehr gut vorstellen und würde mich darüber freuen“, so Bätzing-Lichtenthäler. Die Antwort vom Limburger Bischof: „Hier sind wir uns einig.“ (DT/jra)
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