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Kein orthodoxer Weihnachtsfrieden

Der ukrainische Großerzbischof Schewtschuk kritisiert russischen Beschuss auch während des ostkirchlichen Weihnachtsfestes und setzt auf den christlichen Geist der Erneuerung.
Schewtschuk: „Trotz des simulierten Weihnachtsfriedens ruhen die Kämpfe an der Frontlinie keine Minute lang."
Foto: Hennadii Minchenko (www.imago-images.de) | In seiner aktuellen Weihnachtsansprache sagte der ukrainisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, am Samstag: „Trotz des simulierten Weihnachtsfriedens ruhen die Kämpfe an der Frontlinie keine ...

Die vom russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill geforderte und von Präsident Wladimir Putin proklamierte Waffenruhe zum orthodoxen Weihnachtsfest, hat keineswegs zu einer Unterbrechung der Kampfhandlungen geführt. Auch der Christtag, der 318. Tag des Krieges, war von schweren Kämpfen in der Ukraine geprägt. In seiner aktuellen Weihnachtsansprache sagte der ukrainisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, am Samstag: „Trotz des simulierten Weihnachtsfriedens ruhen die Kämpfe an der Frontlinie keine Minute lang. Der Feind hört auch an diesem festlichen Weihnachtstag nicht auf zu töten und unsere Städte und Dörfer zu beschießen.“

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Die ukrainischen Regionen Tschernihiw, Sumy und Charkiw seien von Beschuss betroffen. Die Regionen Saporischschja und Cherson würden unter russischen Angriffen leiden, aber der Brennpunkt des Krieges und der größten militärischen Zusammenstöße sei wiederum der Donbass, so das Oberhaupt der mit Rom unierten ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus.

Christus inkarniert sich, um den Menschen wiederaufzubauen“, sagte Großerzbischof Schewtschuk. „Wenn wir unsere zerstörten Städte und Dörfer in der Ukraine sehen und an den Wiederaufbau denken, sehen wir nicht nur eine Rückkehr, einen Wiederaufbau der Vergangenheit, sondern eine völlig andere, erneuerte Realität.“ Christen seien in der Lage, die ganze Welt zu erneuern mit ihrem Glauben an Gott und an die Erleuchtung durch den Geist Gottes. Schewtschuk beschwor „diesen Geist der Erneuerung, der von dieser armen Krippe ausgeht, den Geist der Kraft und des Optimismus, den dieses kleine Gotteskind, das in einer Krippe auf Heu ruht, uns heute gibt“.

Widerstand gegen die ketzerische Ideologie der russischen Welt

Anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfestes leitete das Oberhaupt der autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“ (OKU), Metropolit Epifanij, am Samstag erstmals den Gottesdienst im Kiewer Höhlenkloster (Lawra). Epifanij appellierte an die orthodoxen Mönche in der Ukraine: „Die Zeit ist gekommen, sich endlich von der nicht-kanonischen Herrschaft Moskaus und seiner Diener zu befreien, dem Tomos (der Autokephalie, Anm.) zu folgen, eine neue Seite aufzuschlagen in der Existenz dieser Lawra als wahrhaft klösterlicher Residenz, die sich dem Dienst an der einen Kirche Christi und dem ukrainischen Volk verschrieben hat.“ Zuletzt hatte der ukrainische Staat die Verpachtung der Klosteranlage an die von Moskau abhängige Orthodoxie nicht verlängert und der autokephalen Orthodoxie die Feier der Liturgie ermöglicht.

Epifanij dankte in seiner Ansprache der ukrainischen Armee, „die derzeit auf dem Schlachtfeld gegen die Invasion von Ausländern Widerstand leistet, und all jenen, die in diesem Kampf ihr Leben für die Ukraine gegeben haben“. Er bete für einen gerechten Frieden, so der Metropolit. Er dankte Staatspräsident Selenskyj und der Regierung: „Unsere gemeinsame Sache ist der Widerstand gegen die zerstörerische und ketzerische Ideologie der ‚russischen Welt‘, die der Eckpfeiler der Rechtfertigung der russischen Aggression gegen die Ukraine ist. Indem wir unsere Kräfte bündeln, werden wir in der Lage sein, unser Volk an der spirituellen Front fruchtbar und siegreich vor der hybriden Aggression des Kremls zu schützen “, so Metropolit Epifanij.  DT/sba

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