Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Tagung in Heiligenkreuz

Katholische Weite im Denken Ratzingers

Das Prophetische in der Theologie wie in der Verkündigung von Benedikt XVI. stand im Fokus einer prominent besetzten Fachtagung im Zisterzienserstift Heiligenkreuz.
Drei Ratzinger-Experten unter sich
Foto: elisabeth fuerst | Drei Ratzinger-Experten (v.li.): Der Vize-Direktor des „Institut Papst Benedikt XVI.“, Christian Schaller, mit dem Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück und dem Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim.

Ein abendlicher Vortrag, eine Fragestunde, ein festliches Hochamt mit Predigt und eine Talkrunde: Der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, nahm sich am vergangenen Wochenende viel Zeit für das Zisterzienserkloster Heiligenkreuz und die hier versammelte Ratzinger-Fangemeinde. Erzbischof Gänsweins Erzählungen, Einordnungen und Wegweisungen waren bei der Tagung über „Das Prophetische in der Theologie von Benedikt XVI.“ in Heiligenkreuz ein starker Publikumsmagnet.

 

 

Doch die sorgsam komponierte Dramaturgie der Tagung bot noch viele andere Höhepunkte. „Die katholische Weite, die im Denken Joseph Ratzingers zum Ausdruck kommt, betrachten wir als Hochschule als das Erbe Ratzingers“, sagte der Rektor der bislang einzigen nach Benedikt XVI. benannten Hochschule, der Fundamentaltheologe Wolfgang Klausnitzer. Und dieser Anspruch spiegelte sich im Programm der Tagung.

Warnung vor Verweltlichung der Kirche

Da war die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die in der Tradition Ratzingers allen Rufen nach einer „Enthellenisierung“ des Christentums widersprach. Sie stellte Ratzinger als „Vorreiter einer Aufklärung“ und Denker einer Synthese von Glauben und Vernunft vor. Der Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, verwies auf einen Gleichklang zwischen Benedikt XVI. und seinem Nachfolger, Papst Franziskus, in der Warnung vor einer Verweltlichung der Kirche. Es sei bezeichnend, dass bei den Synodalversammlungen in Frankfurt Gott in den Diskussionen fast keine Rolle spielte. Bei Benedikt XVI. wie bei Franziskus sei ein „Primat der Evangelisierung“ offenkundig.

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Christian Schaller, Vize-Direktor des „Institut Papst Benedikt XVI.“ in Regensburg, verwies auf die zentrale Stellung der Christologie im Denken des verstorbenen Papstes. „Christsein ist Beteiligung am unendlichen Geheimnis der Inkarnation.“ Die Kirche sei auch nur „im Hingewandt-Sein auf Christus“ zu reformieren. „Gott hat sich in der Geschichte gezeigt“, bestätigte auch der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück. „Die Kirche ist kein Sozialgebilde – sie ist exzentrisch, denn sie hat ihre Mitte außerhalb ihrer selbst.“

Der Neutestamentler Marius Reiser wähnt die Exegese im Zentrum der Theologie Ratzingers, der das Hauptproblem darin gesehen habe, dass die Gestalt Jesu in der modernen Theologie immer mehr an Kontur verlor. Das Bemühen Benedikts XVI. darum, „das Kostbarste zu bewahren“, schilderte Pater Wolfgang Buchmüller in einem Referat über den „Geist der Liturgie“. Der Mensch sei hier nie der Hauptakteur, denn Liturgie sei Werk Gottes und für Gott, sei „Abbild der ewigen Wirklichkeit“. Dem Predigtwerk Ratzingers wandte sich die Theologin Michaela Hastetter zu, die darauf verwies, dass die Predigt sich „nicht nur aus Glaubenswissen, sondern aus Glaubenserfahrung speist“.  DT/sba


Die ganze Tagung im Video: 

Die gesamte Tagung sehen Sie im YouTube- Kanal des Stift Heiligenkreuz in dieser Playlist

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Fachtagung in Heiligenkreuz in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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