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Kardinal Müller kontert Kritik an Aussagen zu Homosexualität

Kardinal Müller weist die scharfe Kritik an seinen Aussagen zu Homosexualität und Missbrauch als „dreiste Beschimpfungen“ zurück. Es sei infam, die sexuellen Verbrechen an Teenagern für kirchenpolitische Ziele zu nutzen.
Kardinal Müller weist Kritik zurück
Foto: Andreas Arnold (dpa) | Der Jesuitenpater Mertes kenne offenbar nicht „die biblische Lehre zu homosexuellen Handlungen und zur absoluten Verwerflichkeit der Schändung von Heranwachsenden“, so Kardinal Müller.

In der Debatte um einen möglichen Zusammenhang von Homosexualität und sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche weist Kardinal Gerhard Ludwig Müller die Kritik an seinen Äußerungen deutlich zurück. In einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ spricht Kardinal Müller von „dreisten Beschimpfungen“.

Jesuitenpater Mertes: Müllers Aussagen "unglaublich dreist"

Auf dem Online-Nachrichtenportal „katholisch.de“ hatte der Jesuitenpater und Direktor des Jeusitengymnasiums Sankt Blasien, Klaus Mertes, Müllers Aussagen zur Missbrauchskrise als „zum Dogma geronnene klerikale Dünkel“ bezeichnet. Dieser Dünkel sei ein Schlüssel zum Gesamtproblem Missbrauch. Mertes kritisierte zudem die Ansicht des ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation, die Kirche müsse wegen der Missbrauchsfälle ihr Nein zur praktizierten Homosexualität bekräftigen. Es gebe eine Fraktion, die Homosexuellen die Schuld an der Krise geben wolle. Die Aussagen Müllers, so der Jesuitenpater Mertes, seien „unglaublich dreist“ und „abgründig falsch“.

Gegenüber der „Passauer Neuen Presse“ behauptet Kardinal Müller nun, Mertes gebe sich „zu Unrecht als Experte in Sachen sexueller Missbrauch von Jugendlichen aus“. Die Glaubenskongregation handele hingegen auf einer wirklichen Datenbasis. Zudem erhebt Müller, der im vergangenen Jahr von Papst Franziskus aus dem Amt des Präfekten der Glaubenskongregation entlassen wurde, den Vorwurf, es sei „einfach nur infam, die sexuellen Verbrechen an Teenagern und jungen Erwachsenen für kirchenpolitische Ziele zu benutzen“. Mertes kenne offenbar nicht „die  biblische Lehre zu homosexuellen Handlungen und zur absoluten Verwerflichkeit der Schändung von Heranwachsenden“. Zusätzlich betonte der Kardinal: „So wenig man eine Schreibmaschine zu einem Klavier weiterentwickeln kann“, vermöge Mertes „das Wort Gottes in das Gegenteil zu verkehren“.

Müller: Mertes gibt sich zu Unrecht als Experte in Sachen Missbrauch aus

Der Jesuit Mertes hatte im Jahr 2010 die Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg öffentlich gemacht. Am Wochenende referierte er bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) über das Thema Missbrauch.

Auch der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer hatte Kardinal Müller für seine Aussagen scharf angegriffen. Während der Fachtagung der deutschen Bischöfe und der Deutschen Ordensoberenkonferenz zu Maßnahmen der katholischen Kirche zur Prävention sexualisierter Gewalt in Köln kommentierte Pfeffer Inhalte des als vertraulich erklärten Teils der am Samstag zu Ende gegangenen Veranstaltung auf Facebook. Solch „brandgefährlichen Aussagen“ müsse deutlich widersprochen werden, schrieb Pfeffer.

Müller: Unzucht mit Jugendlichen und Erwachsenen ist eine Todsünde

Der Kardinal hatte kürzlich gegenüber der amerikanischen Online-Plattform „Lifesitenews“ geäußert, die jetzige Kirchenkrise zeige sich aber auch darin, dass „man die wahren Ursachen nicht sehen will und durch Propagandaphrasen der Homo-Lobby vertuscht. Unzucht mit Jugendlichen und Erwachsenen ist eine Todsünde, die keine Macht der Welt für moralisch neutral erklären kann“, unterstrich der Kardinal. Er forderte unter anderem, dass „homosexuelles Verhalten von Klerikern in keinem Fall geduldet werden kann und dass die kirchliche Sexualmoral nicht durch die weltliche Akzeptanz der Homosexualität relativiert werden darf“. 

DT/mlu

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