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Kardinal Marx: "Die Demokratie braucht Religion"

Bei seiner Predigt während der Frühjahrsvollversammlung der DBK warb Reinhard Kardinal Marx für Demokratie und Mitbestimmung in der Kirche.
Kardinal Reinhard Marx wirbt bei der Frühjahrsversammlung der DBK für eine Anschlussfähigkeit der Kirche an die "Freiheitskultur".
Foto: Felix Hörhager (dpa) | Kardinal Reinhard Marx wirbt bei der Frühjahrsversammlung der DBK für eine Anschlussfähigkeit der Kirche an die "Freiheitskultur".

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat auf der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Augsburg für Demokratie, Freiheit und mehr Mitbestimmung geworben. Die Kirche brauche Demokratie im Sinne von „Mitbestimmung, Mitgestaltung, Einbeziehung aller Charismen, aller Möglichkeiten. Ohne das wird uns die Zukunft nicht geschenkt“, sagte er am Dienstag in seiner Predigt während der heiligen Messe im Rahmen des Treffens der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Er ermutigte die Gläubigen, sich ihres spirituellen und religiösen Verstandes und Herzens zu bedienen und sich ins große Ganze einzubringen. „Die Demokratie braucht Religion“, so Marx.

An Freiheitskultur anschlussfähig sein

Die Kirche dürfe Freiheitskultur nicht negative betrachten. Sie müsse in dieser Kultur „anschlussfähig sein, ohne angepasst zu sein“. Zwischen Kirche und Gesellschaft könne es keine Trennlinien geben und habe es nie gegeben. Laut dem Münchner Kardinal habe das Christentum nicht die antike Welt geformt, sondern sei auch selbst von Hellenismus und der römischen Kultur beeinflusst worden. Glaube und Kultur stünden in Wechselbeziehungen. Insofern müsse die Kirche auf der Seite der Freiheit stehen, „nicht auf der Seite von autoritären Regimen, nicht von denen, die von der Vergangenheit träumen, AfD-Träume träumen oder Putin-Träume träumen oder Kyrill-Träume träumen“. Jeder sei gefragt, die Zukunft mitzugestalten.

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Das gelte, so Marx, auch für die Ökumene. Die Kirchenspaltungen in Ost und West sowie durch die Reformation habe nicht Gott verschuldet, sondern sei „von uns gemacht“. Diese „Brüder und Schwestern aus den anderen Kirchen“ würden der Kirche fehlen: „Wir sind nicht vollständig, solange wir nicht wieder zusammen sind.“

Die Bischöfe tagen seit Montag und bis Donnerstag in Augsburg. Auf dem Programm stehen neben der Zukunft des Synodalen Weges auch Fragen zur Zukunft der Demokratie im Wahljahr 2024, besonders vor dem Hintergrund der hohen Umfragewerte für die AfD. Die Frühjahrsvollversammlung überschattet ein Brief des Vatikan, in dem die Kardinäle Fernandez, Parolin und Prevost deutliche Bedenken hinsichtlich des Synodalen Wegs in Deutschland äußerten und eine Abstimmung der Satzung des geplanten Synodalen Ausschusses verboten. Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, warf dem Vatikan daraufhin eine Verzögerungstaktik vor. DT/dsc

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