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„Ich bitte euch, das Herz zu entwaffnen“

Bei zwei Begegnungen spricht sich der Papst für den Frieden und die Bekämpfung der Armut im Kongo aus. Hass und Gewalt seien niemals zu rechtfertigen, sagte er.
Papst Franziskus im Kongo
Foto: IMAGO/Vatican Media (www.imago-images.de) | Papst Franziskus traf in der Apostolischen Nuntiatur mit Gewaltopfern aus dem Osten des Kongo zusammen.

Am Mittwochnachmittag ist Papst Franziskus in der Apostolischen Nuntiatur mit Gewaltopfern aus dem Osten des Kongo zusammengetroffen. Nachdem Franziskus für die erschütternden Zeugnisse gedankt hatte, benannte er die Orte, „die in den internationalen Medien kaum Erwähnung finden“. Dort würden Menschen „von der Willkür der Stärkeren in Geiselhaft genommen, von denen, die die stärksten Waffen in Händen halten.“

Mitgefühl für Opfer der Gewalt

Der Papst drückte den Opfern der Gewalt sein Mitgefühl aus: „Jeder wegen niedergebrannten Dörfern und anderen Kriegsverbrechen trauernden oder vertriebenen Familie, den Überlebenden sexueller Gewalt, jedem verletzten Kind und Erwachsenen sage ich: Ich bin bei euch, ich möchte euch die liebevolle Nähe Gottes bringen.“

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Franziskus sprach auch von der „Gotteslästerung der Gewalt im Namen eines falschen Gottes“. Es handele sich um einen Krieg, „der durch eine unersättliche Gier nach Rohstoffen und Geld entfesselt wird, die eine Kriegswirtschaft antreibt, die nach Instabilität und Korruption verlangt“. Es sei ein Skandal und eine Heuchelei: „Menschen werden vergewaltigt und getötet, während die Geschäfte, die Gewalt und Tod verursachen, weiter gedeihen!“

Deshalb richte er „einen eindringlichen Appell an alle Menschen, an alle internen und externen Kräfte, die die Fäden des Krieges in der Demokratischen Republik Kongo ziehen und das Land ausplündern, geißeln und destabilisieren“, die sich durch die illegale Ausbeutung der Güte bereicherten: „Bringt die Waffen zum Schweigen, bereitet dem Krieg ein Ende. Es reicht! Keine Bereicherung mehr zum Schaden der Schwächsten, keine Bereicherung mehr mit Ressourcen und Geld, die mit Blut besudelt sind!“

Hass zu predigen ist eine Gotteslästerung

Hass und Gewalt seien niemals akzeptabel, niemals zu rechtfertigen, niemals zu tolerieren, „erst recht nicht für die, die Christen sind“. Denn Gott sei ein Gott des Friedens und nicht des Krieges. „Hass zu predigen ist eine Gotteslästerung, und der Hass zersetzt immer das Herz des Menschen.“ Es reiche aber nicht aus, gewalttätige Handlungen zu vermeiden: „Ich bitte euch, das Herz zu entwaffnen.“ Das bedeute aber nicht, „aufzuhören, sich angesichts des Bösen zu empören oder es nicht anzuprangern, das ist eine Pflicht! Es bedeutet auch keine Straffreiheit und keinen Straferlass für Gräueltaten, indem man so weitermacht, als ob nichts wäre“. Im Namen des Friedens werde jedoch verlangt, „das Gift zu entfernen, den Groll abzulegen, die Gier zu entschärfen, das Ressentiment auszulöschen.“ Alle Nachbarn seien Geschwister, „egal ob sie Burundier, Ugander oder Ruander sind. Wir sind alle Geschwister, weil wir Kinder desselben Vaters sind: Das lehrt uns der christliche Glaube, zu dem sich ein großer Teil der Bevölkerung bekennt.“

Demgegenüber setzte der Papst ein doppeltes „Ja“ – Ja zur Versöhnung und zur Hoffnung: „Diese Hoffnung hat eine Quelle und diese Quelle hat einen Namen, den ich hier mit euch gemeinsam ausrufen möchte: Jesus!“

Bei der Begegnung Papst Franziskus’ mit Vertretern der im Kongo tätigen Hilfswerke, die am Abend stattfand, bedankte sich der Heilige Vater bei ihnen „für diesen Blick, der es versteht, Jesus in seinen kleinsten Brüdern und Schwestern zu erkennen. Den Herrn sucht und liebt man in den Armen“. Er wünsche sich, dass die Medien Kongo und Afrika insgesamt mehr Platz einräumten. Deshalb wolle er denen eine Stimme leihen, die keine Stimme hätten. Franziskus sprach sich dafür aus, „dass die Völker, Kulturen, Leiden und Hoffnungen dieses jungen Kontinents der Zukunft bekannt werden!“ Es würden „Talente und Geschichten von wahrer menschlicher und christlicher Größe“ entdeckt werden.

Kinder und alte Menschen werden verstoßen

Franziskus prangerte zudem an, dass auch im Kongo Kinder und alte Menschen verstoßen würden. „Das ist nicht nur skandalös, sondern schadet auch der gesamten Gesellschaft, die gerade auf der Fürsorge für Alte und für Kinder, für die Wurzeln und für die Zukunft aufgebaut ist“. Eine wirklich menschliche Entwicklung könne nicht ohne Erinnerung und Zukunft stattfinden.

Über das Verhältnis zwischen öffentlicher Hand und Ehrenamt sagte der Papst, die Ankerkennung derjenigen, die sich im sozialen und karitativen Bereich engagierten, bedeute nicht, „dass man die Sorge um die Schwächsten systematisch an das Ehrenamt delegieren kann, genau so wenig wie den Einsatz im Gesundheits- und Bildungswesen.“ Dies gehöre vorrangig zu den Aufgaben der Regierenden. Sie hätten darauf zu achten, „dass die Grundversorgung auch für die Bevölkerung gewährleistet ist, die weit entfernt von den großen urbanen Zentren lebt.“ Die Christen dürften allerdings „das Zeugnis der Nächstenliebe, das ein Zeugnis für Gott ist, niemals durch das Streben nach Privilegien, Prestige, Sichtbarkeit und Macht besudeln.“

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