Die katholische Kirche in Frankreich hat mit den ersten Anerkennungs- und Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer begonnen. Bis zum Ende des Sommers sollen weitere Zahlungen geleistet werden. Dennoch bleibt die Frage, wie die Wunde heilen soll - und welchen geistlichen Weg die Kirche nach der Missbrauchskrise einschlagen kann.
Befähigt, das Leben abzulegen
Der Trondheimer Bischof Erik Varden unterstreicht in seinem aktuellen Beitrag in der Tagespost die Notwendigkeit einer geistlichen Heilung der Kirche nach der Missbrauchskrise. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die eucharistische Frömmigkeit: Mit Nachdruck hebe die katholische Liturgie in den letzten Gebeten, die der heiligen Kommunion vorausgehen, die Heilung hervor. Eine der frühesten außerbiblischen Begriffsbestimmungen über das Mahl des Herrn sei ein Hinweis in Ignatius von Antiochiens Brief an die Epheser. Ignatius bezeichnet die Eucharistie darin als „die Medizin der Unsterblichkeit“. Der Tod, Bischof Varden, sei das Leiden, für das die Eucharistie vornehmlich ein Heilmittel sei.
Wörtlich schreibt der Ordensmann: „Die heilende Wirkkraft der Eucharistie liegt in der Weise, wie sie uns in das Geheimnis Christi einbindet. Die eucharistische Heilung unterscheidet sich von der hippokratischen Heilung. Letztere ist auf die Bewahrung des Lebens ausgerichtet. Erstere befähigt uns, unser Leben abzulegen.“
Zugleich rückt er die historische Bewertung der nachkonziliaren Zeit in den Fokus und schließt eine Neubewertung nicht aus. Dichte und Reichweite dieses dunklen Schattens seien immens, so Bischof Varden. Mehr noch: Es sei wahrscheinlich, „dass man sich an die letzten fünfzig Jahre, die anfangs als Anbruch eines neuen Pfingsten begrüßt wurden, als eine Zeit des Abfalls vom Glauben erinnern wird. Wir stehen vor einem Vermächtnis der Sünde.“ DT/reg
Lesen Sie den ausführlichen Essay des Trondheimer Bischofs Erik Varden in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".