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Erdö: Ungarn erlebt Wiedergeburt geistlichen Lebens

Trotzdem bleibe das ehemals kommunistische Land nicht von Säkularisierungstendenzen verschont, so Budapests Erzbischof im Exklusiv-Interview.
Ungarns Primas Peter Erdö.
Foto: Ambrus Marcsi | Gilt als einer der möglichen Nachfolger von Papst Franziskus: Ungarns Primas Peter Erdö.

Vom 28. bis zum 30. April reist Papst Franziskus zum Pastoralbesuch nach Ungarn. Im Exklusivinterview mit der „Tagespost“ spricht Budapests Erzbischof Peter Kardinal Erdö über seine Erwartungen an das Ereignis und den Zustand der Katholische Kirche in seinem Land. Der 70-jährige ungarische Primas steht bereits seit 20 Jahren an der Spitze der Diözese Budapest-Esztergom. Allein die Tatsache, dass der Papst ein Land besuche, habe eine große symbolische Kraft. „Für uns verkörpert die Person des Papstes wirklich Christus, den Herrn. ‚Vicarius Christi‘ ist nicht nur ein abstrakter Begriff, sondern auch ein Erlebnis, das Kraft gibt. Das verstehen die Menschen, das spürt man sofort, wenn der Papst irgendwo ankommt“, so der Kardinal, der als einer der möglichen Nachfolger des amtierenden Franziskus gilt. 

Papstbesuch 2021 hat "großartige Früchte" getragen

Bereits beim Internationalen Eucharistischen Kongress 2021 kam Papst Franziskus nach Ungarn, damals allerdings nur einige Stunden, um die Abschlussmesse des Kongresses zu zelebrieren. Das Ereignis habe großartige Früchte für die Kirche in Ungarn getragen, bestätigt Kardinal Erdö. Dazu gehöre beispielsweise ein jährliches Jugendtreffen mit Beichte und Anbetung unter Teilnahme von tausenden jungen Menschen. Auch die Familienpastoral Ungarns habe einen entscheidenden Aufschwung durch den Internationalen Eucharistischen Kongress erlebt.

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Trotzdem bleibt das ehemals kommunistische Land nicht von Säkularisierungstendenzen verschont. Erdö beobachtet aber parallel eine echte Wiedergeburt des geistlichen Lebens. Diese äußere sich etwa darin, dass mehr und mehr Pfarreien die Ewige Anbetung einführen. Die Katholische Kirche Ungarns ist außerdem intensiv in der Erziehungs- und Bildungsarbeit engagiert. „Im Unterschied zum Westen kämpfen wir aber nicht für die Verteidigung oder Aufrechterhaltung des katholischen Charakters dieser Schulen oder Institutionen, sondern für deren Neugründung. Manchmal übernimmt die Kirche die Trägerschaft von bereits funktionierenden Schulen, inklusive des gesamten Lehrkörpers. Da geht es dann um die Einführung der katholischen Mentalität, denn an katholischen Schulen muss man den gesamten Rhythmus des Lebens im Lichte des katholischen Glaubens gestalten“, so Kardinal Erdö, der nach dem Sturz des Kommunismus Rektor an der katholischen Peter-Pazmany-Universität Budapest wurde. 

Religionsunterricht zentraler Bestandteil der Evangelisierung

Auch der Religionsunterricht an katholischen und staatlichen Schulen sei für die Kirche Ungarns ein zentraler Bestandteil der Evangelisierung: „Die Vermittlung des Glaubens ist die Hauptaufgabe der Kirche und hier sind Laien und gerade auch Frauen bei uns sehr stark engagiert. Das bedeutet, dass wir in unserem Bistum zweimal so viele Laien haben, die Religionsunterricht geben, wie Kleriker.“

Während seines Pastoralbesuchs wird Papst Franziskus mit den Spitzen des Staates und der Zivilgesellschaft sowie mit dem ungarischen Klerus und Ordensleuten zusammentreffen. Außerdem geplant sind eine Begegnung mit Armen, Geflüchteten und Sozialarbeitern, ein Treffen mit Vertretern aus Wissenschaft und Kultur, eine Begegnung mit Jugendlichen und eine öffentliche heilige Messe auf dem Kossuth-Lajos-Platz in Budapest geplant.  DT/fha

Lesen Sie das ausführliche Interview mit dem Budapester Kardinal, Erzbischof Peter Erdö, in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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